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Von "Rädelsführern" und der unersättlichen Geld-GierDer Basler Banquier François Labhardt über die Finanzkrise: Ursachen, Risiken und Auswege VON FRANCOIS LABHARDT*
"Der moderne Banker ist nicht mehr in der Lage, Eine Volkswirtschaft – dazu gehören auch die Vertreter kleinerer Bankhäuser – muss es schätzen, wenn ihr Land über starke, grosse und international tätige Banken verfügt. Im Gegenzug müssen sich die Verantwortlichen grosser Häuser der Wichtigkeit dieser Aufgabe ebenfalls bewusst sein. Es ist deshalb so eine gewichtige Aufgabe, weil die leitenden Mitarbeiter nicht nur ihrem Unternehmen, den Arbeitnehmern und den Aktionären gegenüber eine Verantwortung tragen, sondern auch gegenüber den jeweiligen Volkswirtschaften. Wie anhand der wiederkehrenden Bankenkrisen der vergangenen 20 Jahre nachgewiesen werden kann, sind sich die obersten Kader dessen offenbar nicht gewahr. Jede Krise war bis anhin schlimmer als die vorhergehende. Die derzeitige Krise ist beispiellos. Ganz offensichtlich wurde auch nach dem Prinzip gehandelt, dass die grössten Institute im Notfall ohnehin vom Staat, respektive Steuerzahler, gerettet würden oder werden.
"Die Technologieblase wurde Sehr viel zum Problem beigetragen hat auch die Verbriefung ("securisation") von Schulden. Diese durch Bündelung von verschiedensten Schulden zusammengebauten Instrumente wurden dann auch noch von den Rating-Agenturen zu gut in ihrer Qualität eingestuft. Dabei möchte ich bemerken, dass es wohl eine lausige Entschuldigung der betroffenen Banken ist, wenn man sich lediglich auf diese Agenturen beruft. Jeder Banquier weiss, dass solche Ratings jederzeit geändert werden können. Von Banken, die zudem über eigene Analyse-Abteilungen verfügen, dürfte man erwarten, dass sie bei solch grossen Geschäften nicht nur auf das Rating einer Agentur abstellen.
"Es gibt einen Weg Natürlich rufen jetzt ganze Heerscharen nach mehr Kontrolle und Regulierung. Ich glaube kaum, dass damit das unaufhaltsame Unheil auf Dauer gebannt werden könnte. Es gibt allerdings einen gangbaren Weg, damit wenigstens die Transparenz der Märkte besser gewahrt würde, nämlich die Regel, dass jeder Handel von Wertpapieren über eine öffentliche Börse abgewickelt werden muss und dort die Kotierungsbedingungen so gestaltet werden, damit diese Transparenz möglich wird.
* Der Autor ist Teilhaber der der La Roche & Co Banquiers in Basel. Dieser Beitrag erschien in der "tribune", die von der Handelskammer beider Basel, der Advokatenkammer Basel und dem Basellandschaftlichen Anwaltsverband herausgegeben wird. 4. Oktober 2008
"Mit gewissen Derivaten wäre dann Schluss" Während meiner Studienzeit lernte ich, dass die Aufgabe von Börsen darin besteht, eine optimale Allokation von Kapital zu gewährleisten. Das Geld soll dorthin, wo es am produktivsten ist und so Gewinn für den Anleger und volkswirtschaftlichen Nutzen bringt. Das schien mir einleuchtend.
Schulden weiter zu verhökern, gehörte aber nie in dieses Konzept. Vielleicht sollte der regulatorische Ansatz wieder dahin gehen, dass sich die Börsen der idealtypischen Konstruktion wieder etwas annähern. Mit gewissen Derivaten oder strukturierten Produkten wäre es dann natürlich vorbei. Das hätte auch den Vorteil, dass die Banker ihr Geschäft - vielleicht - auch wieder verstehen würden. Erwin Zbinden, Basel "Dieses System fördert die Rosstäuscher" Die Finanzkrise, die seit bald zwei Jahren in den globalen Medien das Tagesthema ist, hält an. Die Ansichten eines Bankers der auf OnlineReports schlau und übersichtlich seine Sicht der Dinge darlegt, kann nicht so einfach hingenommen werden. Wer hat denn all die nur schwer durchschaubaren Anlage-Vehikel ersonnen? Die Banken, wer denn sonst? Das grosse Risiko mitsamt den Nebenwirkungen wurde elegant im Kleingedruckten der Anlagen verklausuliert unter den Teppich gekehrt. Nur gerade gewiefte Anlageberater verstehen den Text. Selten genug warnen die Anlageberater die Kunden klar und deutlich. Verständlich, bei den hohen Bonuszahlungen und Erfolgsprämien.
Schuldig ist immer der Bankkunde, tatsächlich? Das kennen wir doch alle aus der Versicherungsbranche: Auch dort müssen Abschlüsse her, ob nun seriös oder unseriös. Nach mir die Sintflut. Das ganze Entlöhnungssytem bei den Banken ist äusserst fragwürdig und auch unmoralisch. Anstatt einen festen Monatslohn auszuzahlen, fördert dieses kaputte System der Boni-Zahlungen und Erfolgsbeteiligungen nur Rosstäuschung, Lug und Trug bei den Beratern.
Damit diese ansteckende Krankheit Boni-Zahlungen enden kann, muss dort angefangen werden, wo der Unfug seinen Ursprung nahm: In den USA. Wer ein anständiges Monats-Gehalt ohne "Nebenzahlungen" für seine Arbeit erhält, wird kaum aus eigenem Antrieb waghalsig beraten. Das wäre schon mal ein erster, guter Schritt aus dem Sumpf des schnellen Gewinnes, der Geldgier und dem grossem Risiko. Auch die Anleger müssten sich mit deutlich kleineren Gewinnen zufrieden geben als bisher. Leider erhält der Einleger in der Schweiz nach wie vor beschämdend tiefe Zinsen für Sparguthaben, die nicht einmal die tiefe Inflation bei uns ausgleichen - ein Skandal! Eric Cerf, Basel "Ich bin gespannt auf die Reaktion Ihrer Kollegen" Mutig, mutig, Herr Labhardt. Vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich bin gespannt auf die Reaktionen Ihrer Kollegen und vor allem auf jene Ihrer Kolleginnen! Ich stelle die Behauptung in den Raum, dass Frauen auch im Beruf weder das Rechnen verlernt noch ihren gesunden Menschenverstand beiseite gelegt haben. Der Mangel an beiden Fähigkeiten hat neben einer unersättlichen Gier zur aktuellen Krise geführt. Beatrice Alder, Basel "Nur die Dummen wiederhilen ihre Fehler" Den Ausführungen von François Labhardt und Peter Waldner ist eigentlich nicht mehr viel anzufügen. Mir ist allerdings beim Lesen der Beiträge zu (einzelnen) Banken und Banquiers spontan durch den Kopf gegangen:
"Diejenigen, die sollten, wollen nicht. Und diejenigen, die wollen, sollten nicht." (Ich denke da an einzelne "Banquiers", aber auch an etliche Politiker und Politikerinnen).
"Nur die Dummen wiederholen ihre Fehler." Haben wir ein ("Banker")-Volk von Dummköpfen also – zumindest teilweise?
"Durch Schaden wird man klug" – oder eben auch nicht. Siehe oben. Die nächste Finanzkrise bzw. Blase ist so sicher wie die aktuelle, noch nicht ausgestandene. Edi Borer, Kaiseraugst "Kurzfristigkeit wird der Nachhaltigkeit geopfert" Kern dieses Problems ist doch, dass mit Spekulation mehr Geld zu verdienen ist als mit Arbeit. Die Banken haben ihre eigentliche Aufgabe in der Volkswirtschaft vernachlässigt und "Casino" gespielt. Aber sind das nur die Banken? Eine – vielleicht sogar zwei – Managergenerationen sind doch schlicht von Theorien besessen, die letztlich nicht Anderes lehren, als der Kurzfristigkeit die Nachhaltigkeit zu opfern. Diesen Theorien folgend, lassen sie sich dann auch noch entlohnen. Da kommen sie titelschwanger von Hochschulen, den Kopf voll von logisch scheinenden Theorien, nur um sich dann in Renditen zu sonnen, die sie nur dank Substanzverlust erzielen. Sie fusionieren Unternehmen, obwohl es nur wenige wirklich nachhaltig erfolgreiche Beispiele gibt – einfach nur, weil die Theorie eine bessere Rendite verspricht, die dann in der Praxis einfach nicht kommen will. Sie hocken im Elfenbeinturm und geben Zahlen vor, die dazu führen, substanzielles Know how abzufinden, früh-zu-pensionieren oder zu entlassen. Die Professoren aber, die diese Manager solchen Unsinn gelehrt haben; die Medien, welche die Nachhaltigkeit und "innere Werte" nicht hinterfragen; der Staat, der kurzfristige Renditesteigerungen zur Kenntnis nimmt und erfreut die erhöhten Steuereinnahmen einkassiert – alle bauen sie mit an diesem wackligen System des modernen Kapitalismus. Peter Waldner, Basel |
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Reaktionen |
Permatrend muss nach
über 46 Jahren schliessen
Mit dem Textildruck-Betrieb geht auch ein Stück Baselbieter Unternehmensgeschichte.
Regierung kontert den
Herr-im-Haus-Standpunkt
Peter Knechtli zur Unterschutz-Stellung
der verwüsteten Sissacher Tschudy-Villa.
SP wirft Lauber missbräuchliche Budgetierung vor
Minus von 94 Millionen: Baselbieter Regierung plant "Entlastungsmassnahmen".
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Roger Blum wirft bz
Besprechungs-Boykott vor
Relevante Ereignisse bleiben in Basler
Leitmedien immer häufiger unbeachtet.
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Heikle Wahl-Werbung
auf dem Handy
Problematisch: SP und Bider & Tanner versenden SMS von derselben Nummer.
Räppli-Krise treibt Fasnächtler
in beiden Basel um
Das Wurfmaterial ist knapp – und seit Corona deutlich teurer.
Haltestelle Feldbergstrasse: Kante zu hoch gebaut
Das Trottoir wird nochmals aufgerissen und die Tramstation temporär versetzt.
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Rechter Verbandsmitarbeiter unter linken Unternehmern
Luca Urgese im Wahlkampf: "Lieber das Original statt die Kopie wählen."
BL-Hauseigentümer stossen
"Transparenz-Initiative" an
Kantonsgericht statt Bundesgericht
soll künftig Verfassungs-Konformität prüfen.
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