Sarah Bühler: "Und übrigens ..."

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Neujahrsvorsätze: Bitte nicht Joggen

Sieben Kilo abnehmen! Mehr Zeit für mich selber, mir ab und zu etwas Gutes tun. Mehr Bio essen. Weniger Zeit auf "Facebook" verbringen, dafür mehr im Wald spazieren. Generell mehr Sport machen. Nur noch ein Bier pro Woche trinken, nie mehr rauchen. Mich im Job besser durchsetzen, dann hoffentlich mehr verdienen. An mich glauben, meine Ziele vor Augen haben, meine Träume verwirklichen, und so weiter.

Die Zeit der Neujahrsvorsätze ist absolut unerträglich. Nicht weil ohnehin kaum eines dieser rührenden Vorhaben den verkaterten ersten Tag im neuen Jahr überdauert. Das Schlimme ist vielmehr: Unsere Sehnsucht nach Selbstoptimierung erreicht ausgerechnet jetzt ihren Höhepunkt. Es wird auf allen Kanälen verkündet, dass man im neuen Jahr hart sein wolle mit sich selber – für sich selber.

Noch etwas mehr "performen", weiter "pushen", insgesamt gesünder, erfolgreicher und vor allem schöner werden. Kurz nach Weihnachten, dem Fest der Familie, des Nichtstuns, der Geschenke, der Unvernunft und manchmal etwas Völlerei, muss der Selbst-Manager anscheinend besonders gründlich durchgreifen. Jetzt sollen die Sünden der vergangenen Festtage gesühnt werden.

Diese Einstellung ist unsinnig, weil sie egoistisch ist. Unter dem Deckmantel christlicher Moralbegriffe wie Schuld, Leid und Sühne plötzlich ins Fitness-Studio zu pilgern, zielt an der Sache vorbei, vor allem wenn die "workouts" laut verkündet und mit Fotos auf Social media dokumentiert werden. Wenn sich alle zu Beginn eines neuen Jahres vornehmen, sich selbst in ihren eigenen Interessen zu verbessern, dann haben wir ein Problem.


"Warum schlägt eigentlich niemand vor,
die Steuern im Baselbiet zu erhöhen?"


E
rstens bedeutet das nämlich, dass wir glauben, es sei ausschliesslich in unserem persönlichen Interesse, noch etwas fleissiger, schneller und konformer zu werden. Das stimmt aber nicht. Krankenkassen sind heilfroh, wenn wir mehr Sport machen, weniger Kranke bedeuten mehr Gewinn. Auch Arbeitgeber freuen sich über strebsame, konforme Mitarbeiter – sie sind der Schlüssel zu mehr Umsatz.

Zweitens bedeuten solche Neujahrsvorsätze, dass sich alle brav auf sich selbst konzentrieren möchten, aber niemand auf die Gesellschaft. Und hier liegt das Hauptproblem: Es ist nicht besonders schwierig, etwas für sich selbst zu tun. Natürlich braucht es Überwindung, im Winter joggen zu gehen. Aber ganz im Ernst: Verdienen wirklich diejenigen, die am effizientesten sind, am wenigsten Schlaf brauchen und noch weniger essen, unsere grösste Bewunderung?

Es gäbe, finde ich, bessere Vorsätze. Mehr Widerspruch leisten zum Beispiel. Man könnte sich doch vornehmen, im Jahr 2018 einzugreifen, wenn man nicht mehr einverstanden ist. Die Stimme für eine Sache, ein Gefühl, oder eine Person zu erheben, die sonst wenig Gehör finden.

Gesellschaftlicher Widerspruch beginnt meistens im Kleinen, indem man beispielsweise in Diskussionen mit Freunden einen unbeliebten Standpunkt vertritt. Wenn ein Mitarbeiter andere Kollegen unmöglich behandelt, oder die Chefin eindeutig zu viele Überstunden fordert. Schüler und Studenten könnten ihren Lehrern und Professorinnen widersprechen, statt deren Meinungen möglichst perfekt auswendig zu lernen.

Wissenschaftlerinnen könnten sich öffentlich gegen "fake news" positionieren, statt sich heimlich zu ärgern. Politiker unbequeme Vorschläge machen, statt auf möglichst viel Gegenliebe zu hoffen. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Warum schlägt eigentlich niemand ernsthaft vor, die Steuern im Baselbiet endlich zu erhöhen? Schulen, die Universität, Kultur, Züge und Strassen wären dann auf ihrem gewohnt hohen Niveau finanziert.

Ein solcher Vorschlag würde zwar Streit provozieren, und das ist unangenehmer als die Vorstellung, künftig etwas mehr Sport zu machen. Aber es würde im 2018 so viel interessanter.

Frohes neues Jahr!

8. Januar 2018
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Sarah Bühler, geboren 1988, studierte Geschichte an der Universität Basel, an der sie bis August 2016 einen Lehrauftrag innehatte. Sie schreibt derzeit ihre Dissertation zum Ende des Römischen Reiches an der Universität Tübingen. Aufgewachsen in Gelterkinden präsidierte sie bis 2015 die lokale Sektion der Grünen Baselland. Sarah Bühler lebt inzwischen in Tübingen und Strassburg. Seither beschränkt sich ihre politische Aktivität auf die Beobachtung der gesellschaftlichen Entwicklung der Schweiz.

sarah.buehler@unibas.ch

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Veranstaltungs-Hinweis


Theater mit Sonne und Klang im Herzen
 

Mit "Wochenend und Sonnenschein" weht eine frische Ferienbrise im "Theater Rampenlicht Frenkendorf-Füllinsdorf" – eine musikalische Komödie wird inszeniert.

Das leichtfüssige Musical gedeiht unter der kreativen Regie von Sandra Moser, die mit einem lebhaften Bühnenkonzept und schauspielendem Chor überrascht. Die Soulsängerin Ira May hat die musikalische Leitung.
 

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"Die Leute sind zu feige, um sich zu weh- ren?"

NZZ
Interviewfrage
vom 17. Februar 2023
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Ja, weil es weh tut.

RückSpiegel


Bajour berichtete über die Kulturjournalismus-Diskussionsrunde im Theater Basel, an der OnlineReports auch teilnahm.

Telebasel nahm die OnlineReports-Erstmeldung über den Abbruch des ESAF-Referendums auf.

In ihrem Bericht über die bevorstehenden National- und Ständerats-Nominationen im Baselbiet bezog sich die Basler Zeitung auf eine OnlineReports-Recherche.

Die Basler Zeitung nahm den OnlineReports-Primeur über die Bundesgerichts-Beschwerde der Stadt Liestal gegen das Cheddite-Kantonsgerichts-Urteil auf.

Die BZ Basel zog eine OnlineReports-Erstnachricht über eine Anzeige gegen den Laufener Stadtpräsidenten nach.

Die Basler Zeitung bezog sich in ihrem Bericht über einen diebischen BVB-Kadermann auf einen OnlineReports-Primeur.

Im Porträt von Regierungsrat Isaac Reber nahm die Basler Zeitung auf eine "fast schon legendäre Wortschöpfung" von OnlineReports Bezug.

Telebasel nahm im "Wahltalk" auf ein Zitat in einem OnlineReports-Artikel Bezug.

Die BZ Basel zog die OnlineReports-Erstmeldung über die Verhaftung eines Gewerbetreibenden nach.

Zum aktuellen Thema "Krise des Kulturjournalismus" bezeichnet die Basler Zeitung die Theater- und Opernkritiken in OnlineReports als "löbliche Ausnahme".

In ihrem Text über die Bundesratswahlen zitierte die Luzerner Zeitung aus dem OnlineReports-Leitartikel über die Basler Kandidatin Eva Herzog.

In seiner Bestandesaufnahme über Basler Online-Medien startet das Wirtschafts-Magazin Trend von Radio SRF1 mit OnlineReports.

Die Basler Zeitung ging in ihrem Bericht über den Telebasel-Weggang von Claude Bühler auf dessen Rolle als Theaterkritiker bei OnlineReports ein.

Telebasel zog den OnlineReports-Bericht über Fassaden-Probleme am Markthalle-Hochhaus nach. Die BZ Basel zog auch nach, unterschlug aber eine Quellennennung.

In ihren Presseschauen zu den Bundesratswahlen zitierten bajour.ch und primenews.ch aus dem OnlineReports-Leitartikel über Eva Herzog.

matthiaszehnder.ch nimmt die beiden News-Artikel aus OnlineReports zum Anlass, sich über die schrumpfende Kulturberichterstattung in den Schweizer Medien Gedanken zu machen.

Bajour zitierte OnlineReports in seinem Bericht über die Verwicklung von Bundesratskandidatin Eva Herzog in umstrittene Basler Geschäfte.

In ihrer Recherche über die sterbende Kulturberichterstattung in Basler Medien bezieht sich Bajour auf OnlineReports.

20 Minuten nahm die OnlineReports-Recherche über den Angriff auf den Stiefvater vor dem Muttenzer Gerichtsgebäude auf.

Die Basler Zeitung und die BZ Basel nahmen die OnlineReports-News über die Rückkehr von Christine Keller in den Basler Grossen Rat auf.

In ihrer Analyse über die unklare Gesundheitsversorgung des Laufentals ging die Basler Zeitung auf eine OnlineReports-Recherche ein.

Telebasel konfrontierte die SVP-Regierungsrats-Kandidatin Sandra Sollberger mit einem Kommentar aus OnlineReports (worauf sie die Stellungnahme verweigerte).

Die BZ Basel und die Basler Zeitung nahmen den OnlineReports-Bericht über Pläne zum Abbruch des Spitals Laufen auf.

Die OnlineReports-News über den Wechsel des Telefon-Anbieters durch die Basler Verwaltung wurde von der BZ Basel und Happy Radio aufgenommen.

In seiner Aufstellung über "Politiker, die Wasser predigen und Wein trinken", nahm der Nebelspalter auch auf einen Artikel in OnlineReports Bezug.

20 Minuten griff die OnlineReports-Meldung über einen Autolenker, der bei der verbotenen Fahrt durch eine Einbahnstrasse in Birsfelden eine Radfahrerin schwer verletzte, auf.

Die OnlineReports-Nachricht vom Tod des früheren Baselbieter Regierungsrats Urs Wüthrich nahmen Telebasel, die BZ Basel, die Basler Zeitung, das SRF-Regionaljournal, Prime News, die Nachrichtenagentur SDA, 20 Minuten und Happy Radio auf.

Weitere RückSpiegel

 

In einem Satz


Lukas Mohler übernimmt ab 1. Juli die Leitung des Statistischen Amtes Basel-Stadt als Nachfolger der langjährigen Leiterin Madeleine Imhof, die in Pension geht.

Basel Area Business & Innovation, die Agentur für Standortpromotion und Innovationsförderung, hat im vergangenen Jahr 96 Startups bei ihrer Gründung begleitet und beraten – so viele wie noch nie.

Die Basler Jungliberalen nominierten Felix Guntrum, Joshua Marckwordt, Josephine Eberhardt und Benjamin von Falkenstein als Nationalrats-Kandidierende und wählten von Falkenstein zum neuen Präsidenten.

Der Basler Jungfreisinnige Jonas Lüthy (20) wurde durch die Jahresversammlung zum Vizepräsidenten der Jungfreisinnigen Schweiz gewählt.

Der 52-jährige Ökonom Chris Kauffmann, seit Herbst 2022 Chief Growth Officer beim FCB, wird neuer CEO der FC Basel 1893 AG.

Der Stiftungsrat des Sinfonieorchesters Basel Markus Poschner als neuen Chefdirigenten und Nachfolger von Ivor Bolton.

Jonas Lüthy wird neuer Präsident der Jungfreisinnigen Basel-Stadt und damit Nachfolger von Dominik Scherrer.

Die Junge SVP Baselland hat ihre Präsidentin, neue Landrätin und Sissacher Intensivpflege-Expertin Nicole Roth als Nationalrats-Kandidatin nominiert.

Die Juso Basel-Stadt haben Ella Haefeli, David Portmann, Nino Russano und Maria Schäfer als Kandidaturen für die Nationalratswahlen nominiert.

Nach acht Jahren "erfolgreicher Zusammenarbeit" wollen im Baselbiet die Grünen und die EVP ihre Fraktions-Gemeinschaft im Landrat fortsetzen.

Benedikt von Peter, seit der Spielzeit 20/21 Intendant am Theater Basel, wird das Theater Basel weitere fünf Jahre bis Sommer 2027 leiten, indem er sich frühzeitig für weitere zwei Jahre als Intendant und Künstlerischer Leiter der Oper verpflichtet.

Auf der Basler St. Jakobs-Strasse, eine offizielle und beliebte Pendlerroute für Velofahrende, soll künftig zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf Höhe des Christoph-Merian-Parks künftig in beiden Fahrtrichtungen ein Velostreifen zur Verfügung stehen.

Melanie Thönen übernimmt am 1. Mai die Leitung des Pädagogischen Zentrums PZ.BS. Sie folgt auf Susanne Rüegg, die Ende August 2022 pensioniert worden ist.

Sarah Baschung leitet ab 1. April den Swisslosfonds Basel-Landschaft in der Sicherheitsdirektion und folgt auf Heidi Scholer, die in Pension geht.

Basel-Stadt und Baselland wollen zusammen die psychiatrische Versorgung in der Gemeinsamen Gesundheitsregion weiterentwickeln.

Nicola Goepfert, seit Juni Mitglied des Basler Grossen Ratse, wurde als neuer Co-Präsident der Links-Partei "Basta" gewählt.

Heiko Vogel (47), der frühere Cheftrainer, kehrt am 1. Januar 2023 als Sportdirektor zum FC Basel zurück, um den "gesamten operativen Fussball-Alltag des FCB" zu verantworten.

Die Baselbieter Regierung hat die Mietung von Räumlichkeiten für das Amt für Migration und Bürgerrecht im Helvetia Tower in Pratteln beschlossen.

Auf die im Februar zurücktretende "Basta"-Grossrätin Beatrice Messerli (70) wird die Präsidentin des Jungen Grünen Bündnisses Nordwest, die Klimaaktivistin Fina Girard (Jahrgang 2001) folgen.

Lorenz Amiet, bisher Vizepräsident, wird neuer Präsident der SVP-Grossratsfraktion als Nachfolger von Pascal Messerli, der neu Parteipräsident wurde.

In Lörrach bewarf dieser Tage ein Unbekannter die Fassade der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde mit Eiern.

Am Riehenring entsiegelt das Basler Bau- und Verkehrsdepartement als Versuch ab 31. Oktober insgesamt 14 Parkfelder, so dass dort zukünftig Regenwasser in den Untergrund geleitet wird.