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© Foto by Gewerbeverband Basel-Stadt
"Unheilvolle Spirale": Basler Gewerbedirektor Barell

"Monsieur le Bureau wird frech und frecher"

Dokument: Die Rede des Basler Gewerbedirektors Gabriel Barell* gegen "Beamtenwillkür", "Regulierungswahn" und "Kontroll-Exzesse"


Warum, fragen Sie sich vielleicht, warum fährt der Gewerbedirektor mit einem Elektro-Cargo-Bike hier ein und stellt sogar noch eins mitten auf die Bühne? Nun, die Antwort ist simpel: Ich fahre jetzt wo immer möglich damit herum, bevor es verboten wird. Bei der aktuellen Verkehrspolitik in diesem Kanton scheint dies ja nur eine Frage der Zeit zu sein. Denn auch dieses Gefährt hat ja gewissermassen einen Motor. Und Motoren – so die offensichtliche Mehrheitsmeinung in der Regierung –, Motoren sind des Teufels. Punkt.

Aber mir geht es eigentlich um etwas anderes. Denn diese Gefährte wären nie reif geworden für den Markt ohne Unternehmertum, ohne überraschende Ideen, revolutionäre Entwicklungsansätze und kreative technische Umsetzung. Henry Ford hat's ja schon festgestellt: "Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: Schnellere Pferde." Er hat diese Marktforschung ignoriert und ist – statt sich mit der brotlosen Schnellpferde-Züchtung zu befassen – mit der Benzinkutsche Milliardär geworden.

 

"Dort gehen Hunderte von Beamten in Viererkolonne die Gänge auf und ab."

 

Und so stehen auch hinter Elektro-Fahrzeugen wie diesem innovative Geister. Sie haben es sich ausgedacht. Kreative Köpfe. Sie haben es designt. Forschungsfreudige Techniker, die es gebaut haben. Und risikofreudige Geldgeber haben es finanziert. Und schliesslich rollt der Prototyp zur Motorfahrzeugkontrolle MFK. Und dort gehen Hunderte von Beamten in Viererkolonne die Gänge auf und ab. Brüten monatelang über Gesetze, wälzen Reglemente und erfinden Bestimmungen. Entscheiden, ob es für den Verkehr zugelassen wird. Unter welchen Voraussetzungen es in die Begegnungszone fahren und wo es parkiert werden darf. Ob sein Fahrer einen Helm und Ellbogenschützer tragen muss. Und welchen Durchmesser das transportierte Bierfass haben darf. Sie merken, ich bin beim Thema. Es heisst: "Verwaltung versus Unternehmertum". "Bürokratie versus Eigenverantwortung" oder auch – wir kennen es von früher – "Mehr Freiheit. Weniger Staat".

Ende letzten Jahres hat die "Schweiz am Sonntag" bei den 50 grössten Arbeitgebern der Schweiz nachgefragt, wer in der Schweiz 2014 am meisten Arbeitsplätze schaffen würde. In diesem Ranking lagen Novartis, die Swatch-Gruppe und swisscom mit je 1'000 geplanten neuen Arbeitsplätzen vorn. Aber keines dieser privaten Unternehmen hatte einen Stich gegen die gewaltigste Job-Maschine der Schweiz: die öffentliche Verwaltung.

Wie die Zeitung bei dieser Gelegenheit recherchierte, haben Bund, Kantone und Gemeinden  in diesem Land in den vergangenen vier Jahren 25'100 neue Stellen geschaffen. Neue! Von den alten wollen wir gar nicht reden. Das macht umgerechnet in den letzten vier Jahren jeden Monat 523 neue Schweizer Beamte. In Worten: Fünfhundertdreiundzwanzig! Jeden Monat. Und dabei hat das Blatt die Lehrer und die Ärzte, die im öffentlichen Dienst stehen, nicht einmal mit eingerechnet. Dafür zitiert es den Präsidenten des Schweizer Freisinns, Philipp Müller, mit den Worten: "Die Zunahme findet leider überdurchschnittlich im unproduktiven Bereich statt." Im Klartext: Nicht die Zahl der Kreativen, Innovativen und Unternehmerischen nimmt zu, nein: Monsieur le Bureau wird fett und fetter.

Man könnte auch sagen: frech und frecher. Reicher an Einfällen, wie man den Bürger gängeln, bevormunden, vor sich selber schützen könnte. Findiger beim Austüfteln von Möglichkeiten, Unternehmer zu kontrollieren, zu drangsalieren, zu schikanieren. Und kreativer bei der Suche nach Möglichkeiten, wie man den beiden verdächtigsten Gruppen unserer Gesellschaft – den Bürgern und den Unternehmen – mit Hilfe von Steuern, Gebühren und Abgaben à discrétion möglichst viel Geld aus den Taschen ziehen kann. Irgendwie müssen ja die 17 neuen Stellen, die da jeden Tag besetzt werden, finanziert werden. Am gnädigsten macht es bei den Verwaltungsausgaben übrigens der Aargau, der im Jahr pro Einwohner 10'573 Franken ausgibt, das  ist am wenigsten von allen Schweizer Kantonen. Unser anderer Nachbar, der Kanton Basel-Landschaft, liegt mit 13'351 Steuerfranken pro Einwohner im Mittelfeld. Und jetzt dürfen Sie dreimal raten, wo wir auf dieser Rangliste Basel-Stadt finden? Auf dem zweitschlechtesten Rang. Mit 22'013 Franken pro Kantonseinwohner. Mehr als doppelt so viel wie der Aargau. Mehr verdampft nur noch, Sie ahnen es, la République et canton de Genève.

 

"Genau da müssen wir die Bürokraten
beim Wort nehmen."


Jaaaa, schon, ABER …, sagen dann die Regierungen in Basel und Liestal, wenn man ihr diese Zahl unter die Nase hält - jaaaaa, schon, ABER das ist halt, weil wir ein Halbkanton sind! Ein Stadtkanton. Mit Zentrumsfunktionen! Halt ein Halbkanton eben. Und genau da, meine Damen und Herren, müssen wir sie jetzt packen! Da müssen wir die Bürokraten beim Wort nehmen. Und die KMU des Gewerbes in unserer Region sind klar der Meinung, jetzt sei eine gute Gelegenheit dazu. Der Gewerbeverband hat unter den KMU der Region eine Umfrage zur Frage der Kantonsfusion gemacht, oder wie man neuerdings zur Schonung der zarten Baselbieter Gemüter sagen soll: Zur Frage der "Prüfung der Kantonsfusion". In dieser Umfrage hat sich eine grosse Mehrheit der KMU für ein Zusammengehen ausgesprochen, weil dann definitiv Schluss wäre mit der Ausrede "Sonderfall Halbkanton". Stattdessen könnte sich ein vereinigter Kanton Basel an der schweizerischen Benchmark orientieren und auf dieser Liste einen vernünftigen Rang anstreben.

Ich bin überzeugt, liebe Kolleginnen und Kollegen: Unter Umständen hätte die Zustimmung zur Fusion in unserer Umfrage noch höher ausfallen können. Dann nämlich, wenn wir sicher sein könnten, dass eine zusammengelegte Verwaltung wirklich Ballast abwerfen müsste. Schlanker würde, zahlenmässig, sowieso, aber auch effizienter, bürgernäher, unternehmerfreundlicher. Folgerichtig unterstützt der Gewerbeverband Basel-Stadt – mit dieser Vorstellung vor Augen – die Fusionsprüfung und empfiehlt sie zur Annahme am 28. September 2014. Dies allerdings unter der Bedingung und in der bestimmten Erwartung, dass sich die Fusionspläne nicht an irgendwelchen "semisozialistischen" Visionen und Phantasien ausrichtet, wie Marcel Schweizer sagen würde, sondern an unternehmerischen Gesichtspunkten und unternehmerischen Prinzipien.

Denn es ist doch so, meine Damen und Herren: Wären die beiden Basler Halbkantone keine Staatsgebilde, sondern private Unternehmen, hätten sie längst die Notbremse gezogen angesichts ihrer mittelprächtigen bis miserablen Platzierung in der Hitparade der Verwaltungskosten. Sie würden so rasch als möglich fusionieren, um den überflüssigen Speck wegzuschmelzen, bürokratische Doppelspurigkeiten zu eliminieren und Synergien zu erzielen. Das fusionierte Unternehmen "ein Basel" würde einen gemeinsamen Hauptsitz definieren und Zielgrössen festlegen. Als wichtigste: Einen Spitzenplatz in der Verwaltungsausgaben-Rangliste, zum Beispiel Bronze hinter der "Kanton Aargau AG" und der "Appenzell-Innerhoden GmbH" ... Und siehe da: Das fusionierte Unternehmen hätte wieder eine Überlebenschance im Markt.

Genau so stellen wir uns das mit der Fusion unserer beiden Halbkantone vor. Unsere Botschaft ist: "JA, aber diesmal echt unternehmerisch!" Dann ist die Fusion eine echte Chance.  Manche nennen unsere Haltung naiv. Ich allerdings finde es vielmehr erschreckend, wenn jemand derart kraftlos und perspektivenlos ist, dass er bereits von vorneherein resigniert. Die Grösse des Verwaltungsapparats ist nicht gottgegeben, kein unveränderbares Naturgesetz. Geben wir also den Politikern unserer Heimat-Halbkantone, geben wir aber auch uns als Unternehmer und Unternehmerinnen die Chance, Gegensteuer zu geben, und den drohenden Wohlstandsverlust der Halbkantone BS und BL zu stoppen. Mit einem Ja zur Prüfung der Kantonsfusion am 28. September an der Urne. Wir wollen die Zukunft gestalten und nicht bloss verwalten.

Doch was, wenn es nicht gelingt? Wenn das Volk, diesseits und/oder jenseits des Birsköpfli, die Vorlage bachab schickt? Für diesen Fall brauchen wir einen Plan B. Und Hand aufs Herz, wir wären ja keine Unternehmer, wenn wir den nicht in der Pipeline hätten. Wenn die Mehrheit der Stimmbürger also der Meinung ist, die Halbkantone sollen Halbkantone bleiben, aber mit ganzen Verwaltungen und aufgeblähten dazu, dann müssen wir handeln. Sehen wir den Tatsachen in die Augen: Wenn wir tatenlos zusehen, wie sich Monsieur Le Bureau breiter und breiter macht, auf dem Land und in der Stadt, dann ist es vorbei mit unserer Spitzenregion, dann können wir gerade so gut dem Chef der Armee folgen und anfangen, uns Notvorräte zuzulegen.

Ich will keinen auf Panik machen, meine Damen und Herren. Aber wenn das so weitergeht mit den Auswüchsen der Verwaltung – wenn wir zulassen, dass der ungebremste Regulierungswahn und die millionenteuren Kontrollexzesse das Gewerbe und seine KMU strangulieren, bis sie blau anlaufen – wenn hier nicht endlich solidarisch laut und deutlich Protest anmelden –, dann können wir demnächst zusehen, wie uns die Wirtschaftsfelle davonschwimmen und unser hart erarbeiteter Wohlstand unter unseren Augen wegbröckelt. Und wir werden uns von unseren Kindern und Enkeln die Frage gefallen lassen müssen: "Warum habt ihr das alles geschluckt, was euch an offensichtlicher Beamtenwillkür von Bern aufs Auge gedrückt worden ist? Weshalb habt Ihr euch nicht gewehrt gegen die Bevormundung aus den Büros am Münsterplatz, der Ritter- und Spiegelgasse und am Rheinsprung? Wieso seid Ihr nicht aufgestanden und gabt euch stattdessen all die Absurditäten gefallen lassen, die in Liestal an der Rheinstrasse von Beamten im Selbstbeschäftigungsmodus ausgebrütet worden ist?"

 

"Wenn die Fusion verbarrikadiert bleibt,
müssen wir das Heft
selbst in die Hand nehmen."

 

Soweit darf es nicht kommen. Wenn die Fusion als Königsweg verbarrikadiert bleibt, müssen wir das Heft selbst in die Hand nehmen. Wir müssen auf die Bremse treten. Wir müssen Budgetbeschränkungen nicht nur fordern, sondern zusammen mit unseren Verbündeten politisch durchsetzen – aber nicht bei der Aus- und Weiterbildung unserer Jugend, sondern bei der Bildungsbürokratie und unzähligen Details wie den neusten mehrseitigen Testbögen und Assessment-Center im Kindergarten.

Wir müssen auf die Zusammenlegung von Ämtern nicht nur pochen, sondern sie politisch durchsetzen, zum Beispiel dort, wo die Basler Mobilität dem Bauherrn auf dem Dreispitz den Bau von Parkplätzen verbietet und die Baselbieter Mobilität dem gleichen Bauherrn den Bau von Parkplätzen vorschreibt. Wir müssen Personallimiten nicht nur verlangen, sondern politisch durchsetzen, und zwar nicht bei der Sicherheitspolizei, die die zunehmende Gewalt im öffentlichen Raum verhindern soll, sondern bei den neuen Verkehrsassistenten, die die Staatskasse mit Bussenzetteln und Radarkontrollen füllen müssen. Kurz, wir müssen alles einfordern, was dazu führt, dass der Kanton Basel-Stadt wegkommt von diesem gschämigen zweiten Platz der Steuergelder-Verschwender-Hitparade.   

Die Zeit der Luxuslösungen ist vorbei, wie bereits das Nein zum Erlenmatt-Tram zeigte. Die Verwaltung soll sich auf das Nötigste konzentrieren. Durchwegs gute Kosten-Nutzen-Verhältnisse sind zwingend.

Verstehen Sie mich richtig – auch wenn es jetzt vielleicht so tönt: Es geht mir nicht um einen Kahlschlag. Aber die Verwaltung ist mit einem Baum vergleichbar. Er gibt uns Sauerstoff, lässt uns atmen, er übernimmt wichtige Funktionen. Viele Verwaltungsangestellte machen eine gute Arbeit. Aber wenn der Verwaltungsbaum zu stark wächst und wuchert, dann nimmt er uns auch das Licht. Deshalb müssen wir ihn nicht fällen, aber kräftig stutzen. Und dazu, meine Damen und Herren, ist es höchste Zeit, komme die Fusion jetzt oder komme sie nicht.  Deshalb lancieren wir ab sofort den Monsieur-le-Bureau-Monitor! Wo werden Ihnen unnötige Steine in den Weg gelegt? Wo werden Sie bevormundet? Melden Sie uns staatliche Auswüchse, die gestutzt werden müssen.

Doch was, fragen sich jetzt vielleicht einige unter Ihnen, was ist mit den Ästen, die bei diesem Schnitt daran glauben müssen? Mit den Arbeitsplätzen, die in einer gestutzten Verwaltung überflüssig werden? Da zitiere ich doch gerne eine Politikerin, die kürzlich sagte, es brauche viel Zeit – und nun kommt das Zitat: "... für die Zusammenführung von Leistungsabteilungen, Buchhaltung und Informatik. In dieser Zeit haben die Mitarbeiter grosse Chancen, anderswo eine neue Stelle zu finden, zumal der Arbeitsmarkt ausgetrocknet ist. Es ist undenkbar, dass es in dieser Situation einen Härtefall gibt." Zitat Ende.

Das sagt übrigens nicht ein bürgerlicher Fusionsturbo, sondern Nationalrätin Jacqueline Fehr von der SP im Zusammenhang mit der unsäglichen Initiative für eine Einheitskrankenkasse. Wenn also nicht einmal die Sozialdemokraten sich um die Arbeitsplätze bei Fusionen sorgen machen, müssen wir das erst recht nicht. Ausserdem beklagt die Wirtschaft bekanntlich einen zunehmenden Mangel an Fachkräften, der sich möglicherweise nach der Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative noch akzentuiert. Weshalb sollte der Ingenieur, der im Dienst des Baudepartments die Endvergoldung der Pflastersteine auf dem Münsterplatz überwacht, nicht in absehbarer Zeit im Dienste von der Firma XY Forschung und Entwicklung betreiben und dabei mindestens ebenso viel Befriedigung und Spass haben? Wenn Architektenbüros oder ein Gärtnerbetriebe Mühe hat, qualifizierte Fachleute zu rekrutieren, weil diese in Planungsstuben und Staatsbetrieben sitzen, dann läuft etwas schief.

Die Kompetenz unserer Fachspezialisten, die beim Staat nicht immer voll und sicher nicht immer sinnvoll genutzt wird, muss wieder in den Premium-Arbeitsmarkt der produktiven Wirtschaft re-integriert werden. "Back to the Economy" heisst es dann für Staatsangestellte. Das wäre eine innovative Wirtschaftsförderung. Das ist unser Kernvorschlag. Auch im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel und – ein neuer Gedanke – der Zuwanderungsdebatte. Staatliche Auswüchse jetzt stutzen! Und mit den frei werdenden Ressourcen erst noch die Problemfelder "Fachkräftemangel im Inland" und "Fachkräftezuzug aus dem Ausland" sinnvoll angehen.

Wir wissen also, was wir zu tun haben. Die unheilvolle Spirale des staatlichen Regulierungswahns hat sich in den letzten Jahren nicht nur in Basel-Stadt, sondern auch in anderen rot-grünen Stadtstaaten immer weiter gedreht und dem Gewerbe und den KMU systematisch die Luft abgeschnitten und das Leben schwer gemacht. Das dürfen wir uns nicht länger gefallen lassen. Stutzen wir die Wucherungen des staatlichen Regulierungswahns! Weisen wir die Heerscharen von Beamten, die sich und ihre Existenz mit unnötigem Aktivismus rechtfertigen müssen und über kurz oder lang wichtige Steuerzahler vertreiben, in ihre Schranken! Besser noch: Sorgen wir dafür, dass ihre Zahl abnimmt. Und diejenigen wieder freier atmen können, die Dinge erfinden und herstellen wie diesen (Bezug auf das innovative Gefährt) mit dem ich jetzt diese Arena wieder verlasse, zu meinem Platz fahre zum nächsten Gang.

Denn dafür ist es jetzt höchste Zeit. Und wie mein Präsident mit einem Busch-Zitat begonnen hat, schliesse ich auch mit einem: "Ein Trinkgefäss, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr!". Also füllen wir sie, und stossen an auf die unternehmerische Freiheit, die Fusionsprüfung und den Plan B!

 

* gehalten am Basler Gewerbetag vom 4. September 2014

9. September 2014

Weiterführende Links:


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"Herr Barell, ..."

Herr Barell, beim Lesen Ihrer Rede entsteht der Eindruck, alle Organisationen müssten nach wirtschaftlichen Kriterien organisiert werden. Einverstanden, der Staatsapparat hat effizient zu funktionieren, aber nicht nur effizient! Der Staat hat die Aufgabe, das Zusammenleben der Menschen optimal zu gestalten. Stellen Sie sich vor, Sie würden Ihre Familie nach wirtschaftlichen Kriterien organisieren. Was für Leerläufe würden da auftauchen: Jede Familie kocht Zmorge, Zmittag und Znacht. Wären da ein paar Fusionen nicht angebracht?

 

Ihre Wut gegenüber gewissen "Mechanismen" im Staatsapparat ist leicht nachvollziehbar und vielen bekannt. Die Wut gegenüber gewissen "Gepflogenheiten" im Wirtschaftsbereich sollten Sie aber auch wieder mal hören können. Da gehts um Ausnützung des Mitmenschen, um die Art, wie mit Menschen umgegangen wird. Genau das selbe Thema, das Sie kritisieren. Der Beitrag von O. Kunz zu Ihrer Rede kann gut zweimal gelesen werden. Er beinhaltet Wichtiges für die jammernden Wirtschaftsleute.

 

Es gibt noch einiges zu tun, in der Schule, im Spital, in der Justiz und eben auch im Wirtschaftsbereich!


Viktor Krummenacher, Bottmingen




"Der Staat ist nur gut, wenn er dem Gewerbe Aufträge erteilt"

Mit seiner Rede hatte Gewerbedirektor Gabriel Barell ohne Zweifel die Lacher und Claqueure im Publikum auf seiner Seite. Gegen den Staat und die Beamten zu wettern kommt in diesen Kreisen immer gut an. Liest man aber die Rede durch, ist sie ein Sammelsurium von Gemeinplätzen und Klischees. Anscheinend ist der Staat nur gut, wenn er dem Gewerbe Aufträge erteilt. Dann darf es ruhig ein bisschen luxuriös sein. Und wenn es Gesetze gibt, welche dem Gewerbe Aufträge zuschanzen (z. B. amtliche Prüfungen von Motofahrzeugen, Heizungen, Öltanks, elektrische Anlagen usw.), ist der Staat auch gut. Wehe, dabei sollte etwas vereinfacht werden. Bei der Idee beim Milliardengeschäft Motorfahrzeugkontrolle die Frist für die erste Kontrolle auf sechs Jahre zu strecken, schreit das Autogewerbe Zeter und Mordio.

 

Vielleicht hat es Gewerbedirektor Barrel noch nicht gemerkt, aber der monierte Regulierungswahn geschieht durch Parlamente in Bern und Basel mit klar bürgerlichen Mehrheiten. Und auch sonst scheint Barell schlecht informiert, Beamte gibt es auch in Basel keine mehr. Der Beamtenstatus wurde 1999 abgeschafft. Heute sind das Staatsangestellte mit drei Monaten Kündigungsfrist, wie in der Privatwirtschaft. So gesehen ist die Rede nicht frech, aber banal und peinlich. Trotzdem lesenswert, sie gibt ein authentisches Bild des Gewerbeverbades. Eine Idee für die Rede von Barell im nächsten Jahr. Der Gewerbedirektor erklärt, wieso er bei den Kontrollen gegen Lohndumping die grossen Firmen in Ruhe lassen will, und wieso der Gewerbeverband entsprechende Kontrollen boykottiert. Beim Wischen vor der eigenen Türe könnte es spannender werden. Vielleicht allerdings mit weniger Lachern.


Otto Kunz-Torres, Basel




"Herr Barell, Sie haben vollkommen recht"

Sehr geehrter Hr. Barell, ich kann dazu nur sagen, Sie haben vollkommen recht. Ich bin zwar jetzt pensioniert und habe davor den grössten Teil meines Lebens für den Kanton gearbeitet, ja gearbeitet mit vielen Überstunden wenn es nötig war. Leider ist mir im laufe der Jahre auch aufgefallen wieviel neue Amtsstellen geschaffen wurden, wielviele Spitzenleute, meist Akademiker eingestellt wurden die natürlich nicht ohne eine Sekretärin auskamen. Diese Sekretärin war dann bald, dank ihres sehr aktiven Chefs, so überlastet, dass sie noch ein oder zwei Büroangestellte benötigte. Und so wurden wieder ganz neue Abteilungen geschaffen die munter drauflos werkelten, neue Vorschriften erliessen, obwohl sie von dieser im praktischen Leben keine Ahnung hatten. Das beste Beispiel ist die Uni Basel, abgespalten vom Kanton entwicklte sie ein Eigenleben welches viel Kreativität entwickelte. Nein, nicht nur in der Forschung, auch in Vorschriften und Anleitungen, vielem Papierkram den vermutlich niemand liest und einem immer riesiger werdenden Sicherheitswahn. Klar, Sicherheit ist nötig, aber wofür haben wir unser Hirn noch, brauchen wir nicht mehr, wir können über alles und jedes nachlesen und uns informieren. Es leben die Bürokraten die uns so das selbständige Denken abnehmen.


Peter Isler, Basel



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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

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Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).