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"Vermächtnis an spätere Generationen": Akkordeonklänge an der Erinnerungsfeier

Sein Kampfgeist und sein Lachen werden in Erinnerung bleiben

Die Basler Universität gedachte ihres Philosophen und Querdenkers Arnold Künzli, der im März 88-jährig verstarb


Von Aurel Schmidt


Grossformatig war das Bild von Arnold Künzli an die Wand in der Aula projiziert, als die Philosophisch-Historische Fakultät der Universität Basel sich am Sonntag an ihren langjährigen Professor für politische Philosophie Arnold Künzli erinnerte, der am 29. März im Alter von fast 89 Jahren gestorben ist. Die Zuhörerschaft, die beinahe bis auf die hinterste Sitzreihe die Aula füllte, erlebte auf diese Weise noch einmal Künzlis Lachen: Ein fröhliches, schalkhaftes Lachen wie über einen gelungenen Streich, das er mit allen teilte, die mit ihm waren, ein sarkastisches dagegen für seine Gegner. Wir würden uns ein falsches Bild von ihm bewahren, wenn wir diese scharfzüngige Seite nicht berücksichtigten.

Dreizehn Redner und Rednerinnen, von Ueli Mäder moderiert, gingen auf Künzlis Denken und Werk ein. Künzli war ein streitlustiger Philosoph, der eine klare Meinung hatte und sie auf unmissverständliche Weise vertrat. Die Anfeindungen nahm er hin, ohne sich davon umbringen zu lassen. Dennoch war in zahlreichen Ansprachen von seinen Enttäuschungen die Rede, die sich am Ende seines Lebens einstellten.

 

"Sein Einfluss lag auch an der Begeisterung,
die er auslösen konnte."


Nur wenige seiner Hoffnungen und Erwartungen sind in Erfüllung gegangen. In Fragen der Selbstverwaltung, des demokratischen Sozialismus, in der Prognose über die Zukunft der DDR, in den Erwartungen, die er in die sozialdemokratische Partei der Schweiz setzte, ist die Entwicklung in eine völlig andere Richtung gegangen. Die Globalisierung der Wirtschaft und Finanzwelt muss seinen Glauben an eine gerechtere Ordnung der Welt vollends erschüttert haben. Wenn er trotzdem weiterschrieb, dann offenbar mit dem Hintergedanken, seine Ideen einer "Flaschenpost" (ein Ausdruck, den er von Theodor W. Adorno übernommen hatte) als Vermächtnis an spätere Generationen anzuvertrauen.

Ungeachtet dessen ist Künzlis Einfluss nachhaltig gewesen, wie im Rückblick festgestellt werden kann und aus dem Aufmarsch der Redner und Rednerinnen hervorgeht, deren Ansprachen hier in einer kurzen Zusammenfassung vorgestellt werden.

Vor allem scheint dieser Einfluss an seinem klaren und unbestechlichen politischen Urteil wie an der Begeisterung, die er auslösen konnte, gelegen zu haben. Widerstand beziehungsweise die Entschlusskraft, den Modeströmungen eine andere Haltung entgegenzusetzen, war mit einer unbändigen Lust am Schreiben und Debattieren verbunden. Vielleicht sollte auch seine persönliche Integrität erwähnt werden und sein absolut egalitäres Denken, das sich in der Art äusserte, wie er jungen Menschen in kollegialer Weise begegnete.

Dass er ein glaubwürdiger Mensch gewesen war, brachten viele der Redenden zum Ausdruck, die oft aus Briefen von Künzli vorlasen, in denen ein menschliches Bild von ihm entsteht.

 

"Solange die Demokratie eine 'Mehrheitsdemokratie' ist, bleibt sie unvollendet."


Was gerecht ist, ist gerecht. Daran war für Künzli kein Zweifel möglich. Er verliess sich dabei auf seinen Gerechtigkeitssinn wie auf die  philosophische Tradition. Die Demokratie konnte für ihn solange nicht vollendet sein, als sie eine "Mehrheitsdemokratie"  ist und der Sicherung des Eigentums eine dermassen prioritäre Bedeutung zukommt, wie es der Fall ist. Unvollendet ist sie auch solange, wie die Minderheit keine Gelegenheit bekommt, selbst zur Mehrheit zu werden. Mit anderen Worten: solange es für das Eigentum an den Produktionsmitteln keine andere, bessere Lösung als die gegenwärtige gibt. Damit es zu einer Änderung aber kommt, müssen die Probleme der direkt Betroffenen verhandelt werden, also die Möglichkeit gegeben sein, dass die Menschen ihre eigenen Anliegen vertreten können. Damit ist die Frage der Mitbestimmung angesprochen. Ausserdem kommt es unter anderem auch auf die Erweiterung des Einflusses von Bürgerinitiativen an. Alles das sind Fragen, die heute weitläufig mit dem Begriff der Zivilgesellschaft umschrieben werden. Oder anders ausgedrückt: Politische Freiheit kann nur dann gelten, wenn sie für alle und für alle gleichermassen gilt.

Gern hätte ich auch noch etwas über Arnold Künzli als Journalist, Auslandskorrespondent in Rom und Bonn sowie als Redaktor, unter anderem der früheren "National-Zeitung", gehört. Er hat in dieser Zeit gelernt, zur Sache zu schreiben und auf den Punkt zu kommen, knapp und ohne Umschweife. Es ist ohne weiteres vorstellbar, dass hier der Grund für seine stilistische Präzision, Schlagfertigkeit und argumentative Schärfe liegt.

Christoph Türcke, für eine fünfminütige Ansprache aus Leipzig angereister Philosophiekollege, machte die Aussage, dass von Künzli ein fertiges Manuskript mit dem Titel "Da capo" über die Wiederkehr des Verdrängten vorliegt. Ein brisantes Thema, wie man sich denken kann. Künzlis Nachlassverwalter werden sich überlegen, was mit dem Manuskript geschehen soll.

Aber warum überlegen? Wir wollen das Buch lesen und wünschen uns dessen Erscheinen so bald wie möglich – als posthume Botschaft eines Menschen, den viele als angriffigen Kontrahenten, aber noch mehr Menschen als guten Freund und weltoffenen, kämpferischen Geist kennen gelernt haben.

15. Juni 2008

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"Wer hat was gesagt?"

Gerne hätte man erfahren, wer denn die dreizehn Redner waren und wer was wie gesagt hat. Ausser bei Christoph Türcke behält Aurel Schmidt diese Informationen für sich. Das ist bedauerlich.


Heinz Moll, Prag



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bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

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In einem Satz


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Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

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Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

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Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

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Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

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