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"Gang eines Bergsteigers": Autor Rhinow (rechts), Moderator Knechtli*

"Die liberalen Werte kann man nur erhalten, wenn man sie lebt"

Der frühere Baselbieter Ständerats-Präsident und Rechtsprofessor Rene Rhinow legt seine Autobiografie vor


Von Peter Knechtli


Er mag keine Etiketten, kein Gesäusel und kein Gebauchpinsel – und dennoch: René Rhinow, der in Basel und Münchenstein aufwuchs, viele Jahre in Seltisberg lebte und heute in Liestal (und im Tessin) zu Hause ist, war tatsächlich der erste Ökoliberale in der Region Basel, vielleicht noch zusammen mit dem langjährigen Basler LDP-Regierungs- und Nationalrat Christoph Eymann. Der Ökoliberalismus war 1987 schon Teil seines Ständerats-Wahlkampfes. Dies zu einer Zeit, als sich der Mahn-Begriff "Nachhaltigkeit" ganz sachte ins öffentliche Bewusstsein einzunisten begann.

Der auch gesellschaftsliberale Freisinnige war vielen seiner Parteikollegen im Denken etwas voraus. Dass seine Partei nun rasch versucht, die Klima-Kurve zu kriegen, hält er für richtig, auch wenn ihm der FDP-Kurs der letzten zwei Jahrzehnte vermutlich nicht mehr so nahe liegt zu Zeiten, als Freisinnige im Baselbiet zu den treibenden Reformkräften gehörten.

Jetzt, da er von seiner Aktiv-Zeit als Politiker und Rechtswissenschafter etwas Abstand genommen hat, legt er nun eine Autobiografie vor (er selbst spricht lieber von einer "Biografie"). Das 330 Seiten-Werk sei nicht aus eigenem Bedürfnis entstanden. Vielmehr hätten ihn – "ich brauchte einen Stupf" – drei Personen dazu ermuntert, darunter der Leiter des Reinhardt-Verlags.

Typisch Rhinow: Nur nicht übertreiben! "Alles mit Mass" sind die "Gedanken und Geschichten aus dem Leben eines Grenzgängers" überschrieben. Es ist nicht der Titel eines Sendungsgetriebenen, vielmehr ist es sein in 76 Lebensjahren gewachsenes Kredo.


"Das Mass, das Massvolle, das Mässigende
gehört zur Menschlichkeit."


G
egen Ende seiner Aufzeichnungen nimmt er den "Konnex von Mass und Menschlichkeit" wieder auf: "Zu Beginn meines ersten Wahlkampfes in den Ständerat verglich ich in einer Erstaugust-Ansprache die Politik mit dem Gang eines Bergsteigers, der ein Ziel vor Augen hat, die Gangart aber dem Gelände und seiner Konstitution anpasst, notfalls kleine Schritte nimmt und einen Marschhalt einlegt, um sein Ziel zu erreichen. Mir war zunehmend bewusst, dass das Mass, das Massvolle, das Mässigende zur Menschlichkeit gehört, und dass alles Extreme und Absolute verhängnisvoll erscheint."

Auch seine eigene Karriere hat Rhinow sorgsam und kontrolliert gesteuert. In den über vier Jahrzehnten, in denen ich seinen Lebensweg als Chef des Rechtsdienstes der Baselbieter Regierung, später als Verwaltungsgerichtspräsident, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht, quer einsteigender Ständerat und Ständerats-Präsident beobachtet habe, kann ich mich an keine einzige Szene erinnern, in denen er richtig aus der Haut fuhr. In seinem Buch dagegen wird eine Seite von ihm spürbar, die in Alltagsbegegnungen kaum zum Vorschein kommt.

So berichtet er von Verhandlungen in seiner Funktion als Präsident des Schweizerischen Roten Kreuzes mit Guido A. Zäch, dem damaligen Chefarzt des Paraplegikerzentrums Nottwil. "In einer Sitzung begegnete ich ihm, der gewiss grosse Verdienste im Paraplegikerwesen aufwies, aber mit den Allüren einer Primadonna ausgestattet schien, zum ersten und letzten Mal. Er trat mir arrogant entgegen und kanzelte mich ab." Da sei Zäch aber "bei mir an den Falschen" geraten. "Ich brach die Diskussion ab und das Geschäft war erledigt."

Parteiinterne Opposition erwuchs Rhinow im November 1984 in der Volksabstimmung über die von ihm entworfene neuen Baselbieter Kantonsverfassung. Der damalige Gewerbedirektor Hans Rudolf Gysin, mit dem und andern er früher das Baselbieter Jugendparlament gegründet hatte, machte Front gegen das Paragrafenwerk, wegen des "geringeren Schutzes der Eigentumsgarantie". Er sei dann "der Erste gewesen, der sich auf die neue Verfassung berief – just um die Eigentumsförderung voranzutreiben".


"Rhinow hat sich mit Haut und Haar
dem Liberalismus verschrieben."


D
as Buch beginnt mit einer Chronologie von Rhinows Schul- und Ausbildungsjahren, schwenkt über auf die juristische und schliesslich politische Karriere, die mit dem Ständerats-Präsidium 1998/1999 ihren Höhepunkt erreichte, beleuchtet ausführlich seine humanitären Engagements als Präsident des Schweizerischen Roten Kreuzes, der Multiple Sklerose Gesellschaft und der Alzheimer-Vereinigung beider Basel sowie seine rechtswissenschaftlichen Publikationen.

Diese Tätigkeiten führten den Generalstabsoffizier auch in die Welt hinaus, gelegentlich sogar in der Welt der Schönen und Prominenten. Aber nicht immer endeten sie – wie jene im Volcker-Komitee, das nachrichtenlose jüdische Vermögen aus dem Zweiten Weltkrieg administrieren musste – mit Erfolg und bleibenden Freundschaften.

Seit frühen Jugendjahren hat sich der Ehrenbürger von Seltisberg mit Haut und Haar dem Liberalismus verschrieben, dessen Thesen er breiten Raum widmet. Entgegen einer weitverbreiteten Anschauung sei "der politische Liberalismus nicht per se staatsfeindlich" schreibt er. Vielmehr sei es "der moderne, demokratische Verfassungsstaat, der auch Freiheiten schützt und die Grundlagen schafft für vielfältigen
Freiheitsgebrauch".

Am Beispiel von Markus Somm, dem früheren Chefredaktor der "Basler Zeitung" bezeichnet es Rhinow als "verhängnisvoll, wenn Liberalismus primär mit Antistaatlichkeit definiert wird": Für Somm reduziere sich "das liberale Gedankengut auf eine Frontstellung gegen den Staat, garniert mit polemisch-populistischen Aversionen gegen eine nicht näher definierte Elite". Liberale stünden indes "oft vor der komplexeren Frage, wann und wo es den Staat zur Freiheitssicherung heute und morgen braucht und «welcher» Staat dazu in der Lage ist".

Anlässlich der kürzlichen Buch-Vernissage in Basel mahnte der Autor aber auch, dass es nicht genüge – wie sich bürgerliche Parteien modisch beeilen –, sich die liberale Etikette bloss im Partei-Namen anzuheften: "Die liberalen Werte kann man nur erhalten, wenn man sie auch lebt."

Rhinows Aufzeichnungen lesen sich, mit Ausnahme der eher trockenen fachjuristischen Ausführungen, federleicht. "Alles mit Mass" bietet wertvollen Denkansatz einer Gesellschaft, die ihre Ideale zunehmend in der Masslosigkeit zu suchen scheint.


René Rhinow: "Alles mit Mass – Gedanken und Geschichten aus dem Leben eines Grenzgängers", Reinhardt-Verlag, Basel.

* an der Vernissage vom 9. Mai 2019 im Foyer der UBS in Basel

Mehr über den Autor erfahren

14. Mai 2019

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"Als Politiker und Denker geschätzt"

Auf diese (Auto-)Biografie habe ich eigentlich schon länger gewartet. Seit eh und je habe ich René Rhinow als Politiker (insbesondere als Baselbieter Ständerat) und Denker geschätzt und verehrt; es sind Personen wie er, die mich seit Jahrzehnten gewissermassen (wenn auch nicht mit ihnen persönlich bekannt) begleiteten und das eigene Denken, die eigenen Werte mitprägten. Und so ist es ein sehr schöner Umstand, dass ich mir nicht lange nach einander Biografien so eindrücklicher wie total unterschiedlicher, für mich persönlich aber alle sehr wichtiger Persönlichkeiten wie Georg Kreis, Reinhard Stumm und – eben – René Rhinow zu Gemüte führen kann.


Florian Suter, Basel



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Melanie Nussbaumer

Anstand im Rat
Reaktionen Reaktionen
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"Waldenburg erhöht die Abgaben auf 72 Prozent (…). Dafür ist das Hallenbad gerettet."

BaZ
am 12. Februar 2025
auf der Frontseite
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Kein Wunder, dass die 1150-Seelen-Gemeinde kein Geld mehr hat, wenn sie sich ein Hallenbad leistet.

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In einem Satz


Stefan Nellen wird neuer Staatsarchivar von
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und damit Nachfolger von Esther Baur, die in Pension geht.

Der Verwaltungsrat des EuroAirport hat Renaud Paubelle zum neuen stellvertretenden Direktor ernannt.

Der Bankrat der Basler Kantonalbank hat den 54-jährigen Christoph Auchli, CFO des Konzerns und Mitglied der Geschäfts- und Konzernleitung, zum stellvertretenden CEO und stellvertretenden Vorsitzenden der Konzernleitung ernannt. 

Der 27-jährige Lukas Loss, ausgebildeter Pianist und Gründer des Interfinity-Musikfestivals in Basel, gewinnt den Jugendpreis des Sperber-Kollegiums 2025.

Das Comité gibt die Plakette und das Motto der Basler Fasnacht 2025 bekannt: "Syg wie de wottsch".

Das "Amt für Wald beider Basel" heisst neu "Amt für Wald und Wild beider Basel".

Die Baselbieter Regierung hat den Verein "Repair Café Binningen-Bottmingen" mit dem mit 8000 Franken dotierten Freiwilligenpreis 2024 ausgezeichnet.

Der Basler Stern 2024 geht
an den "Floss"-Kapitän
Tino Krattiger für seine Pionierarbeit im Bereich Kultur und Stadtleben sowie für sein Engagement für die Aufwertung der Rheingasse. 

Das Drum'n'Bass-Produzentenduo QZB gewinnt den Basler Pop-Preis 2024 und erhält die mit
20'000 Franken dotierte Förderung und Auszeichnung des Musikbüro Basel.

Basel-Stadt
braucht einen neuen IT-Chef: Der jetzige Dienststellen-Leiter Mario Magnanelli verlässt den Posten per Ende Mai 2025.

Die Jungen Grünliberalen beider Basel haben Timon Bischofberger neben Eileen Fischer ins Co-Präsidium gewählt.

Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

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langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

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