© Fotos: Bayer AG Unternehmensgeschichte, Gedenkstätte Museum Auschwitz
![]() "Niemals etwas erfahren": IG-Farben-Manager Johann Giesen, Häftlingskolonne 1944 beim Marsch zur IG Farben-Baustelle
Das dunkelste Kapitel in Christoph Blochers Ems ChemieDas Spezialchemie-Unternehmen profitierte von Johann Giesen, der in der Nazi-Zeit in Auschwitz tätig war Von Lukas Straumann Seit fünf Jahren kämpft SVP-Nationalrat Christoph Blocher gegen jede Entschuldigung oder Wiedergutmachung der Schweiz für ihre Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus. Jetzt decken Recherchen von OnlineReports auf: Ausgerechnet Blochers Ems-Chemie, die frühere Holzverzuckerungs AG (Hovag), profitierte nach dem Zweiten Weltkrieg massgeblich vom Know-How eines Mannes, der unter den Nazis Manager in Auschwitz war. "Wie ein Feldherr" sei er in der Firma aufgetreten, sagt ein ehemaliger Ems-Mitarbeiter über Johann Giesen. Ein anderer beschreibt ihn als "sehr gebildete, anständige und stilvolle Persönlichkeit". Ob Haudegen oder gediegener Industriekapitän, in einem Punkt sind sich alle Befragten einig: der deutsche Chemiker spielte nach dem Krieg als Forschungsleiter eine zentrale Rolle in Ems.
* Lukas Straumann ist Historiker und freier Journalist in Bern. Er ist Co-Autor der Bergier-Studie "Schweizer Chemieunternehmen im Dritten Reich". Florian Schmaltz ist Historiker in Berlin und Verfasser verschiedener Publikationen zu IG Farben. Heute ist er beim Forschungsprojekt der Max-Planck-Gesellschaft über die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus tätig. 26. August 2002
Christoph Blocher wortkarg: "Vor meiner Zeit"
So wortkarg ist Ems-Chemie-Eigentümer Christoph Blocher selten. Konfrontiert mit der Auschwitz-Vergangenheit des ehemaligen Ems-Forschungsleiters Johann
Wesentlich mehr Neigung, sich mit der Geschichte zu beschäftigen, zeigte Blocher im März 1997 anlässlich der Debatte um die nachrichtenlosen Vermögen und die Wirtschaftsbeziehungen der Schweiz zum nationalsozialistischen Deutschland. Damals bezeichnete er es im Nationalrat als "erfreulich, dass die Politiker finden, man sollte endlich über die Vergangenheit diskutieren". Das sei "eine so grossartige Zeit", dass man gar nichts anderes tun könne, "als sich immer damit zu beschäftigen". Blocher gab auch zu verstehen, dass er als Industrieller an der Wirtschaftsgeschichte interessiert sei. Eine selbstkritische Beschäftigung mit der Geschichte seines Unternehmens sucht man bei Blocher freilich vergebens.
In seiner vielbeachteten Rede "Die Schweiz und der Zweite Weltkrieg - Eine Klarstellung" wetterte Blocher gegen die "sogenannte ‘Aufarbeitung’ der Geschichte" und gegen "Selbstgerechte, Heuchler und andere Moralisten" - gemeint waren die kritischen Intellektuellen und die "jüdischen Organisationen, die von uns Geld verlangen". Blocher wandte sich auch gegen den Holocaustfonds zugunsten der Opfer nationalsozialistischer Verfolgung.
Für einen Wirbel sorgte ein kurz vor den Nationalratswahlen 1999 bekannt gewordenes Schreiben Blochers, in dem er sich für die Zusendung der revisionistischen Publikation "Vom Untergang der schweizerischen Freiheit" bedankte. Blocher kommentierte das Werk des Holocaust-Lügners Jürgen Graf mit den Worten "Wie recht er doch hat" - angeblich ohne es gelesen zu haben. Blocher distanzierte sich darauf öffentlich vom Revisionismus. Dick trug der SVP-Politiker auch im Frühjahr 2000 in seiner Kampfschrift "Freiheit statt Sozialismus" auf, in der er der Sozialdemokratie ideologische Affinitäten zum Nationalsozialismus unterstellte.
Christoph Blocher lehnt jede Art von Schuldeingeständnis oder finanzieller Wiedergutmachung der Schweiz für ihre Rolle im Zweiten Weltkrieg ab. Daraus erklärt sich sein Widerstand gegen die Solidaritätsstiftung, die 1997 vom damaligen Bundespräsidenten Arnold Koller konzipiert wurde. Blochers Antwort war die SVP-Goldinitiative, die am 22. September zur Abstimmung kommt.
Lukas Straumann IG Farben in Auschwitz
Der auf 776 Millionen Reichsmark veranschlagte Bau eines neuen Chemiewerks der IG Farben in Auschwitz (Bild*) gilt bis heute als Inbegriff der Beteiligung der deutschen Wirtschaft an den Verbrechen der Nazis. Beim Bau der riesigen neuen Fabrik zur Produktion von Treibstoffen, synthetischem Kautschuk ("Buna") und Giftgas arbeitete IG Farben seit 1941 eng mit der Das IG Farben-Werk blieb bis zum Vordringen der Roten Armee nach Auschwitz im Januar 1945 unvollendet. Methanol wurde als einziges Produkt je in nennenwerter Menge hergestellt. Für den Aufbau des Methanolbetriebs war der Chemiker und spätere Ems-Forschungsleiter Johann Giesen verantwortlich.
* Ansicht des unvollendeten IG Farben-Werks nach der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee im Januar 1945. Bildquelle: Gedenkstätte Museum Auschwitz.
Lukas Straumann und Florian Schmaltz
![]() "So darf sich Blocher nicht davon stehlen" Und so ein Heuchler will nächstens Bundesrat werden, weit haben wir es mit unserer Polit-Kultur gebracht. Soo einfach darf sich Blocher nicht davon stehlen, Manager anderer Firmen waren damals auch nicht dabei, zeigten aber Rückgrat genug, sich für ihre Firmen heute zu entschuldigen. Blocher als Vogel Strauss ist ja nicht neu , darin ist er einsame Spitze. Bruno Heuberger, Oberwil |
![]() |
![]() |
mit Gemeindefusionen |
||
![]() |
||||
![]() |
![]() |
Hosenlupf gegen Maya Graf |
||
![]() |
||||
![]() |
![]() |
die politische Bühne |
||
![]() |
||||
![]() |
![]() |
gegen Stadt-Chaoten |
||
![]() |
||||
![]() |
![]() |
von OnlineReports geregelt |
![]() |
Reaktionen |
ESAF-Defizit: Das Volk
wird darüber abstimmen
100 Franken-Budget: Personenkomitee
sammelt Unterschriften für das Referendum.
"Die 'Mitte' lässt keine
Vorschriften der SVP zu"
FDP-Politkenner Peter Issler zu Chancen
und Risiken der Bürgerlichen Allianz.
Nach dem Wahl-Hammer:
Sortieren und "Manöverkritik"
Eingemitteter Landrat und erste
Spannung vor den Nationalratswahlen.
SVP wieder stärkste
Baselbieter Partei
Manuel Ballmer (GLP) neuer Landrat /
Nur moderate Sitzverschiebungen.
Coup: EVP-Mann Thomi
Jourdan wird Regierungsrat
Er schlägt Sandra Sollberger und
verdrängt die SVP aus der Regierung.
![]() |
Reaktionen |
www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.
Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.
Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.