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Mehr als ein Jahr keine Schule: "Situation absolut unhaltbar"

Zwangs-Ferien für 12jährigen Schüler

Liestaler Knabe nach Rausschmiss seit 1,5 Jahren praktisch ohne Schulbildung


Von Peter Knechtli


Und das in Liestal! Seit eineinhalb Jahren kann ein 12jähriger Knabe, der im Herbst 1998 von der Kleinklasse gewiesen wurde, nicht zur Schule. Eric Wassmer, der Anwalt seiner Mutter, spricht von einer "absolut unhaltbaren Situation". Die parteilose Stadträtin Annemarie Maag dagegen glaubt, alles in ihren Möglichkeiten Stehende gemacht zu haben. Vom Kanton Baselland sind indes auch kritische Töne zu hören.


Die Liestalerin G.D. (37), Mutter von zwei Kindern und fürsorgeabhängig, weiss nicht mehr ein und aus: Seit ihr heute 12jähriger Sohn S. vor eineinhalb Jahren wegen disziplinarischen Gründen ohne Vorwarnung aus der vierten Klasse des Frenken-Schulhauses flog, ist es mit der ernsthaften Schulbildung vorbei: "Er ist extrem langsam, schreibt wie ein Zweitklässler und verlernt auch das noch", klagt die Mutter. Alles, was er seit März erhält, sind ganze fünf Nachhilfestunden in Rechnen und Schreiben pro Woche. Der kantonale Lehrplan der Primarschule sieht wöchentlich 25 bis 28 Pflicht-Lektionen vor.

"Kriminelle Laufbahn programmiert"

Dafür hat der Anwalt Erik Wassmer gar kein Verständnis: Die Situation des Knaben sei "absolut unhaltbar", schrieb er in einem Brief an das Verwaltungsgericht. Grund, so Wassmer zu ONLINE REPORTS: "Die Auffangmassnahmen der Vormundschaftsbehörde war nicht organisiert", die Mutter stehe heute "mit dem Rücken zur Wand". Die betroffene Mutter dazu: "Mir ist daran gelegen, dass mein Sohn eine ihm gerechte Bildung erhält, sonst ist die kriminelle Laufbahn programmiert."

Die für das Sozialwesen verantwortliche Stadträtin Annemarie Maag sieht dagegen keinen weiteren Handlungsbedarf: "Wir haben unsere Pflicht erfüllt. Wir haben schon 15 bis 20 Anfragen gestartet, der Knabe hatte schon fünf bis sechs Platzierungen." Die Mutter aber sabotiere alles, was diese bestreitet. Die jetzt angebotenen Nachhilfestunden seien, so Maag, "mit dem Jugendpsychiatrischen Dienst und dem Schulinspektorat abgesprochen".

Es gibt ein Recht auf Bildung

Edgar Spinnler, stellvertretender Leiter des Baselbieter Schulinspektorats, war der Fall indes nicht bekannt. Alleine mit nur fünf Stunden wöchentlich, so aber seine Meinung, könne ein Kind "nicht ordentlich beschult werden". Spinnler wies darauf hin, dass private Schulstunden oder therapeutische Massnahmen durch die Gemeinde finanziert werden müssen. Und Liestal ist derzeit finanziell nicht auf Rosen gebettet. Spinnler räumte immerhin ein, dass fünf Privatstunden bezüglich Intensität etwa zehn Schullektionen seiner Kleinklasse entsprächen.

Auch Alberto Schneebeli von der Stabsstelle Bildung der kantonalen Erziehungsdirektion kann den fünf Wochenlektionen wenig Gesamtnutzen abgewinnen: "Es ist ein Recht der Schülerinnen und Schüler, Bildungsmöglichkeiten zu geniessen."

Stadträtin Maag: "Mutter sabotierte alles"

Stadträtin Annemarie Maag, selbst ehemalige Lehrerin, sieht kein Problem: Verpasstes Schulwissen könne "schnell wieder aufgeholt werden, wenn der Knabe in die Hände von speziell geschulten Pädagogen kommt". Zur Debatte stehte jetzt "als Uebergangslösung" ein Aufenthalt im Schulheim von Richigen BE - die ersten drei Monate in einer geschlossenen, nachher in der offenen Abteilung. Doch dieser Lösung verweigert sich die Mutter: "Ich will nicht wieder eine Uebergangslösung und keine geschlossene Abteilung. Mein Bub ist nicht kriminell."

23. April 2000


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"Schule ist phantasielos bis zum geht nicht mehr"

Das hab ich mir auch manchmal gewünscht. Vielleicht verpasst er in dem maroden Schulsystem, das heute herrscht nicht allzuviel. Die abgelöschten Lehrer motivieren keine Kinder. Der heutige Lehrplan ist total daneben. Es müsste nur noch drei Fächer geben. 1. Kochen, damit verbunden ist Rechnen (wägen, messen), Physik (warum gibt es Blöterli, wenn das Wasser kocht?), Biologie (was essen wir wann?), Chemie, wie ist das mit den Lebensmittelzusatzstoffen. 2. Musik, ein Instrument spielen, das einem Freude macht, Freude ist wichtig, Mathematik (Notensystem, Bruchrechnen, welcher Ton hat welche Frequenz, usw.), wie funktioniert unser Tonsystem?, Musikgeschichte, 3. Geschichte, wie kommt es, dass wir heute so leben, wie hat sich das entwickelt, wie leben andere Völker, wie hat sich unsere Sprache entwickelt (Deutschunterricht), usw. Der heutige Lehrplan kennt verschiedene Fächer und keine Vernetzung. Jedes Kind muss jede Stunde ein kleines Erfolgserlebnis haben. Wenn Elif nicht gut rechnen kann, schmeckt ihr Kuchen dafür umso besser, das wird sie freuen und sie wird deshalb gerne rechnen. Unser Schulsystem ist phantasielos bis zum geht nicht mehr.

(3. Mai 2000)


Eduard Willareth, Basel



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"Wegen tiefer Pünktlichkeit der Eurocity-Züge von Mailand nach Bern und Basel werden ihre Fahrzeiten verlängert."

bz und CH-Media-Zeitungen
am 9. April 2024
in einem Untertitel
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Wegen hoher Augenbrauen kommt dieser Satz jetzt im "Gelesen & gedacht".

RückSpiegel


Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

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Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).