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© Fotos by Peter Knechtli, OnlineReports.ch / Stadtgärtnerei Basel-Stadt
![]() "Bäume sind die neuen Parkplätze": Baumverpflanzer Mulati, Bernauer
Die erstaunliche Metamorphose eines "schlauen Füchsleins"Andreas Bernauer: Eine Nummer des Kleinbasler Nachtlebens, Kämpfer gegen den Claraturm – jetzt verpflanzt er Grossbäume Von Peter Knechtli Es gibt immer wieder Zeitgenossen, die durch Umtriebigkeit, Agilität und Anpassung verblüffen. Einer von ihnen ist Andreas Bernauer (49): Er war Kleinbasler Barbesitzer und bekämpfte den Bau des Claraturms bis vor Bundesgericht. Seit einiger Zeit bietet er sich als Spezialist für die Verpflanzung von Grossbäumen an – wie an der Margarethenstrasse. Sein bisheriges Leben ist das eines Verwandlungskünstlers wie eines Stehaufmännchens. Die Spur seiner geschäftlichen Aktivitäten ist zwar gepflastert mit einigen geschäftlichen Misserfolgen und Konkursen. Und doch kam Andreas Bernauer immer wieder auf die Beine.
Ins hellen Medienlicht der Lokalpolitik geriet er vor bald zehn Jahren, als er den Bau des Claraturm-Hochhauses durch alle Instanzen bis vor Bundesgericht beherzt, aber erfolglos bekämpfte.
In die Rolle als Robin Hood der Mietshäuser am Riehenring schlüpfte Bernauer wohl nicht ganz uneigennützig. In der Liegenschaft Nummer 71 im direkten Amüsement-Umfeld des damals noch pulsierenden Messe-Unternehmens betrieb "Mike" (wie sie ihn nannten) als Wirt die "Piano Bar" und laut mehreren Quellen einige "Appartements", die später den Neubauplänen zum Opfer fielen.
Bis im August letzten Jahres, als es den Kugelahorn-Bäumen an der Margarethenstrasse an den Kragen beziehungsweise an die Wurzel ging. Wegen der längst beschlossenen Verschiebung der gleichnamigen Haltestelle mussten die Bäume weichen.
Doch kurz vor der geplanten Fällung am Süd-Ende der Allee erhob sich eine vulkanartige Eruption des politischen Widerstands. Sie traf die grünliberale Departements-Chefin Esther Keller unerwartet.
Recherchen von OnlineReports ergaben, dass Bernauer auf dem Bauplatz nicht nur das Kommando führte, sondern treibende Kraft in der Akquisition des Staatsauftrags war. Emanuel Trueb, der langjährige Leiter der Basler Stadtgärtnerei, sagte zu OnlineReports, die Firma habe sich "uns wiederholt angeboten" – via Bernauer.
Seine Amtsstelle habe aber immer abgelehnt, "weil wir keine Grossbaum-Verpflanzungen machen und an diesem Verfahren grösste Zweifel haben". Eine Verpflanzung der Ahorne sei schon wegen der sommerlichen Jahreszeit und dem Alter der Bäume "nicht unser Wunsch gewesen, weil es kaum wahrscheinlich ist, dass es gut herauskommt".
So kam es Mitte Juli offensichtlich unter erheblichem Zeitdruck doch noch zu einem Direkt-Auftrag in Höhe von 30'000 Franken an das Unternehmen, das Bernauer managt. Eine Ausschreibung ist erst ab einer Höhe von 50'000 Franken erforderlich, wie das Departement auf Anfrage festhält.
Das meist spektakuläre Geschehen scheint auf Bernauer zurechtgeschnitten. Wo immer in der Schweiz: Wenn Mammut-Maschinen mit ihren hydraulisch angetriebenen Rundspaten auffahren und Bäume mit einem Umfang bis 1,5 Meter wie Lego-Elemente aus dem Boden stecken, sind staunende Publikumskulisse und Medienpräsenz garantiert.
Schon zweimal berichtete das Schweizer Fernsehen, mehrfach jeweils die lokalen Medien. Immer lieferte Bernauer den O-Ton vom Schauplatz.
Aufgrund öffentlich einsehbarer Dokumente und Websites ist das Firmenkonstrukt angesichts verschiedener Firmen und Claims nicht auf Anhieb klar. Basler Auftragnehmerin war die Firma "Arbor Swiss AG" mit Sitz an der Rankhofstrasse 30 in Luzern. Über Büroräumlichkeiten verfügt sie dort nicht.
Immer taucht auch der Überbegriff "BMB Group" auf. Eine "BMB Group" ist im Luzerner Handelsregisteramt allerdings nicht eingetragen, dagegen eine "BMB Kommunikation und Management GmbH", die "Kommunikation, Management und Verkauf von Dienstleistungen sowie Produkte im Bereich Gartenbau und Kommunale Dienste" bezweckt. Die Sitzadresse ist mit jener der "Arbor Swiss AG" identisch.
Was allerdings erstaunt: Bernauer erscheint namentlich weder im Handelsregister-Eintrag der GmbH noch in jenem der AG. In beiden Firmen als einzige Verwaltungsrätin mit Einzelunterschrift eingetragen ist die Ungarin und langjährige Bernauer-Vertraute Katalin Mulati aus dem luzernischen Eich am Sempachersee.
Sie bleibt als formeller Firmenkopf im Hintergrund. Kommunikation nach aussen ist bei ihr nicht Chefinnen-Sache. In der Mediendatenbank SMD ist kein einziges Mulati-Zitat zu finden. Das übernimmt konsequent Bernauer. Nach aussen erscheint er als Chef.
Wer sich auf dem "BMB"-Auftritt einen Überblick über die Verpflanzungs-Aktualitäten verschaffen will, vermisst eine Aktualisierung: Die Liste der "Referenzen" beginnt im Jahr 2016 und endet im Jahr 2018. Das dort dokumentierte "Medien-Echo" beschränkt sich auf die Jahre 2017 und 2018. Eine Eignung als aktiver und geschickter Anreisser von Tätigkeiten ist Projektleiter Bernauer nicht abzusprechen. Eine Quelle aus dem Gartenbaugewerbe bezeichnete ihn gar als "schlaues Füchslein".
Die Verpflanzungs-Option bietet politischen Akteuren wie in diesem Fall Baudirektorin Esther Keller, die wegen Baumfällungen unter Druck geraten war, eine sanfte, aufs Volksempfinden beruhigend wirkende Alternative zur Fällung an. Aufgabe der Fachstellen bleibt es, die Lösung operativ umzusetzen.
In Schlieren schaffte eine 80-jährige Blutbuche die 160'000 Franken teure Versetzung nicht. Gut ein Jahr später musste sie gefällt werden.
12. März 2022
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