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"Poliitscher Gestaltungswille": Plakatsujet Reber, Zugpassagier Reber

Sieben kandidieren – nur einer von ihnen will so richtig

Der grüne Kandidat Isaac Reber würde der neu gewählten Baselbieter Regierung gut tun


Von Peter Knechtli


In knapp einer Woche wird die Baselbieter Regierung neu gewählt. Alle fünf Bisherigen kandidieren erneut, aber ein neuer Kandidat – der Grüne Isaac Reber – strebt mit auffälliger Energie die Wahl an. Er täte dem Regierungs-Gremium gut.


In der fünfköpfigen Baselbieter Regierung sitzen zwei Freisinnige (Sicherheitsdirektorin Sabine Pegoraro und Finanzdirektor Adrian Ballmer), ein Christdemokrat (Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektor Peter Zwick), ein SVP-Mann (Bau- und Umweltschutzdirektor Jörg Krähenbühl) und ein Sozialdemokrat (Bildungsdirektor Urs Wüthrich). Alle derzeit amtierenden Regierungsräte kandidieren erneut für eine vierjährige Amtsperiode.

Wie vor vier Jahren treten die vier bürgerlichen Kandidierenden unter der Marke "Unser starkes Regierungs-Team" unter einem gemeinsamen Werbe-Dach zu den Wahlen an. Der Werbeauftritt unterscheidet sich kaum von jenem der letzten Wahlen: Er war erfolgreich, die SVP und die CVP brachten ihre neuen Kandidaten Krähenbühl und Zwick mit Bravour durch.

Keine Schlappen, aber auch keine Exzellenz

Wenn nicht alles täuscht, dürfte die Rechnung auch kommendes Wochenende aufgehen. Der gemeinsame bürgerliche Auftritt unter der Dachmarke der "Bürgerlichen Zusammenarbeit" (BüZa) ist ein starkes Wahl-Signal an alle, die mit den bisherigen Verhältnissen im Baselbiet zufrieden sind – auch wenn es im BüZa-Quartett immer wieder zu Differenzen kommt und zuweilen Eigeninteressen die Gesamtoptik aus den Augen verlieren.

In der Tat hat die bürgerliche Regierung in der vergangenen Legislatur keinen veritablen Bock geschossen, sie ist aber nicht durch besondere Akzente oder exzellente Leistungen in Erscheinung getreten. Ausserdem ist das links-grüne Element des Kantons mit nur einem Sozialdemokraten unter vier bürgerlichen Regierungsräten klar untervertreten. Erstaunlich ist nur, dass weder SP noch Grüne mit der gebotenen Deutlichkeit darauf hinweisen. Wirtschaftskammer-Direktor Hans Rudolf Gysin hätte daraus im umgekehrten Fall längst eine Serie von Paukenschlägen inszeniert.

Der schärfste Wind blies dem 64-jährigen Finanzdirektor Adrian Ballmer ins Gesicht, der Steuersenkungen und gleichzeitig rigide Sparprogramme in der Kantonsverwaltung vorantreibt – die konkreten Sparanträge aber erst nach den Wahlen vorlegen will. Sabine Pegoraro mutete mit ihrem aktiven Einsatz gegen die Waffenschutzinitiative und dem Überaufgebot an Sicherheitskräften gegen den unsäglichen "Harassenlauf" als "Eiserne Lady" an, Gesundheitsdirektor Peter Zwick, der sich vor vier Jahren als "Zwick an der CVP-Geissel" anpriesen hatte, fügt sich unauffällig ins Regierungsteam ein, sieht sich aber mit Forderungen konfrontiert, auf den Neubau des Bruderholzspitals zu verzichten. Baudirektor Jörg Krähenbühl hielt sich vor allem in seiner Funktion als Umweltdirektor überraschend gut.

Kein zweiter SP-Sitz in Reichweite

Ganz anders die Vorzeichen im links-grünen Lager: Anders als vor vier Jahren, als SP und Grüne gemeinsam in die Regierungsratswahlen stiegen, entschlossen sich die Grünen dieses Jahr, einen eigenen Wahlkampf zu führen, der unabhängig von inhaltlichen Kompromissen mit der SP ist. Die Grünen versprechen sich davon mehr eigenes Profil. Ein zusätzlicher zweiter Sitz neben jenem des bisherigen Bildungs-, Kultur- und Sportdirektors Urs Wüthrich, der in der Legislatur einige Rückschläge hinnehmen musste, aber zum Schluss die Harmos-Abstimmung gewann, scheint ausserhalb der Reichweite: Die Oberwiler Landrätin Pia Fankhauser tritt zwar unbeschwert auf, hat aber in diesem Wahlgang keine Chance. Sie scheint ihre Aussichten auch realistisch einzuschätzen. Jedenfalls hebt sich ihr Engagement nicht vom Durchschnitt ab.

Ganz anders der grüne Sissacher Landrat Isaac Reber: Sein Drang in die Regierung ist unübersehbar – und das lässt er sich auch einiges kosten. Während seine andern sechs Mitbewerbenden kandidieren, kämpft er. Er war der Erste, der mit einer starken Plakat-Kampagne entlang der Baselbieter Strassen Präsenz markierte. Empfanden die Einen den logistisch eindrücklichen Auftritt als aufdringlich, gestanden Andere dem Neuling die Notwendigkeit zu, sich beim Wahlvolk noch bekannter zu machen.

Der 49-jährige Vater von zwei Töchtern im Alter von 19 und 21 Jahren war angetreten, um einen "komplett unabhängigen Wahlkampf zu führen". Dabei wolle er zeigen, dass er "pragmatische, mehrheitsfähige Politik machen kann". Er verspreche einen "heissen Wahlkampf". Was sein Marketing betrifft, hat er alle geschlagen: Die Grünen boten dieses Jahr – vom "Greenbull.ch"-Sujet über die grün verpackten Schaummohrenköpfe bis zum eBoard-Auftritt am Basler Bahnhof – klar den originellsten Wahlkampf. Inhaltlich sind die Überraschungen ausgeblieben. Reber liess es bei allgemeinen Aussagen wie "Wirtschaft und Umwelt verbinden" bewenden, er vermied jede Konfrontation und jede polarisierende Aussage, die ihn als Öko-Fundi hätte missverstehen könnte.

Reber täte dieser Regierung gut

Denn ein Öko-Fundi ist Reber nicht, viel eher ein wirtschaftsfreundlicher Ökoliberaler. Kein Wunder, meinen selbst gestandene SVP-Vertreter, er sei "in der falschen Partei". Das ist der ETH-Ingenieur freilich nicht: Die Baselbieter Grünen nehmen in der Finanz und Sozialpolitik viel eher jene Position ein, die in Basel-Stadt die Grünliberalen besetzen. Der Raumplaner und frühere Sissacher "Stächpalme"-Gemeinderat Reber will sparen und Schulden abbauen, wo die SP vor Dramatisierung und Panikmache warnt. Er fordert Leistung und Integrationsbereitschaft.

Damit steht er im Kontrast zu seinem zuweilen kumpelhaften Habitus, den auch sein oft krachendes Lachen verrät: Reber, mittlerweile zu einem Schwergewicht der Fraktion aufgestiegen, ist ein harter Debattierer und konzeptioneller Denker, der auch mal stur auf seinem Standpunkt beharren kann und seine Dossiers beherrscht. Reber ist noch nicht der grosse Rhetoriker, aber ihm dürfte unabhängiges Denken, politischer Gestaltungswille, Durchsetzungsfähgkeit und die Fähigkeit zugemutet werden, im regionalen Regierungs-Konzert eine Rolle zu spielen.

Bei seiner Kandidatur vor vier Jahren erzielte Reber immerhin über 20'000 Stimmen. Inzwischen ist sein Bekanntheitsgrad weiter gewachsen und sein Profil deutlicher geworden. Ausserdem dürfte die Strahlen-Katastrophe in Fukushima dem Atomkraftgegner einen gewissen Spontan-Zulauf bringen. Doch bekanntlich ist es im Baselbiet kaum einem neukandidierenden Politiker gelungen, einen bisherigen Regierungsrat aus dem Sessel zu hieven. Dies dürfte auch dieses Jahr der Fall sein. Aber wenn es eine Überraschung gibt, heisst sie Isaac Reber.

22. März 2011

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Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

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Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

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Sonja Kuhn,
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Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

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Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

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Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

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Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

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Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

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