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"Eine gewisse Anspannung": Sieger Peter Aebi, Schutzhund "Sherlock"

Wie ein Hundebiss die Gesellschaftspflege befeuert

Die Polizeihunde-Prüfung ist im Baselbiet auch ein unterschätzter Ort des Netzwerkens


Von Peter Knechtli


Es ist wie eine geschickte Tarnung: Der Anlass heisst schlicht "Polizeihunde-Prüfung 2016". Doch er ist mehr als das: Ein Ort, den nebst Polizisten auch Spitzenpolitiker und Verwaltungskader durch alle Hierarchiestufen hindurch als Möglichkeit der Netzwerk-Pflege nutzen.


Der eisige Wind pfeift auf dem Bergrücken zwischen Läufelfingen und Eptingen. Auf den Wäldern des Faltenjura-Kamms liegt feiner Schnee. Auf durchnässten Wiesen am Rande des Weilers Dietisberg, wo alkohol- und psychisch kranke Männer Betreuung finden, sind schon früh morgens 16 Polizei-Hundeführer aus den beiden Basel mit ihren durchtrainierten Vierbeinern im Einsatz. Sie werden in den Disziplinen "Unterordnung" (Gehorsam) und "Schutzdienst" geprüft. Tags zuvor waren auf der Chrischona die Aufgaben "Gebäudesicherung", "Wegrandsuche" und "Patrouillendienst" dran.

Der pfeilschnelle Angriff

Meine Kappe in die Stirn gezogen und die Ohrenschoner ausgeklappt fühle ich mich wie ein Feldhase in der Gefriertruhe. Im abgesteckten Revier vor mir ist die optisch wohl attraktivste Disziplin im Gange: der Schutzdienst. Pfeilschnell und fadengerade steuern die Hunde auf das Kommando ihrer Halter auf die beiden sogenannten "Schutzdiensthelfer" (auch "Figuranten" genannt) los und beissen zu – vorzugsweise an Beinen oder Armen.

Man erhält hier einen Eindruck von der bedingungslosen Wucht des Angriffs, wenn die vierbeinigen Einsatzkräfte ihr Ziel attackieren. Da kann es auch mal passieren, dass ein Brocken von Figurant zu Boden fällt. Ausser einigen blauen Flecken haben die supponierten Bösewichte nichts zu befürchten: Sie sind rundum gepolstert, so dass der Hund in Stoff beisst und nicht in Menschenfleisch.

Die Gefahr einer Verletzung

Mir war bisher viel zu wenig bewusst, wie viel die Polizeihunde zur Festnahme von Verdächtigen oder zur Aufklärung von Verbrechen beitragen – und dabei auch das Risiko von Verletzungen eingehen: Ihr Beutetrieb ist nach erfolgtem Befehl so stark, dass ein Erkennen von Gefahren untergeordnete Bedeutung erhält gegenüber dem Ziel, den Bösewicht zu schnappen. So fiel ein Hund in einem Rohbau auch schon in einem acht Meter tiefen Liftschacht. Andere verletzen sich an den Beinen, durch Scherben oder beim Ausrutschen an Rückenwirbeln.

"Das ist dann das Horror-Szenario", erklärt mir Feldweibel Peter Aebi, der als Sieger aus der diesjährigen Prüfung hervorging. Der 35-jährige gelernte Zimmermann galt als Favorit: Fünfmal trat er bisher zum Wettkampf an, viermal verliess er ihn als Sieger, einmal im zweiten Rang. Sein Begleiter ist "Sherlock", ein sechsjähriger Belgischer Schäfer der Rasse Malinois (Bild oben).

Arbeit auch in der Freizeit

Peter Aebi, auf einem Bauernhof im bernischen Kleindietwil aufgewachsen und "schon immer mit Tieren vertraut", ist seit 2007 bei der Polizei Basel-Landschaft. Sein Rüde "Sherlock" ist zwar formell Eigentum des Kantons, aber er lebt "als Privat-Pensionär und ganz normaler Hund bei mir zu Hause", wie Peter Aebi erzählt und auf die Bedeutung der Symbiose hinweist: "Wir ergänzen uns sehr gut." Auch die Ernährung seines Schützlings sei "ganz normal", nur die hervorragende körperliche Verfassung sei die Folge des intensiven Trainings auf privaten Spaziergängen.

Die mehrjährige Ausbildung erfolgt in einer speziellen Abteilung polizeiintern, aber dann auch in der Freizeit. Solide Arbeit mit dem Polizeihund verhindert auch, dass er nur dann mit 35 bis 40 Stundenkilometern losschiesst, wenn der Führer das Kommando "Attac!" gibt. "Der Hund muss wissen, was gilt", sagt der bescheiden und zurückhaltend wirkende Hundeführer. Das gilt auch für alle andern Befehle wie "Revier!", "Sitz!", "Platz!" oder "Warten!".

Der Polizeikommandant schaut mit

"Sherlock" ist Peter Aebis "ständiger Begleiter", wie er betont – sei es bei Büroarbeiten im Zwinger oder auf Fahrten im Patrouillenwagen. In jährlich 40 bis 55 Einsätzen – also durchschnittlich einmal in der Woche – gilt es ernst. Noch zwei bis drei Jahre wird "Sherlock" Teil der 14-köpfigen Baselbieter Polizeihundestaffel sein, "wenn die Gesundheit mitmacht".

Auf die Frage, wie er sich als Favorit vor der Prüfung gefühlt habe, sagt Peter Aebi: "Eine gewisse Anspannung ist immer da." Das ist schon deshalb gut vorstellbar, weil auch die Polizeispitze bis hinauf zu Kommandant Mark Burkhard den Wettbewerb verfolgt und daraus die Schlüsse über den aktuellen Leistungsstandard seiner Hundestaffel zieht.

Netzwerken in der Kantine

Später beim gemeinsamen Mittagessen in der warmen Kantine verweist der Kommandant anerkennend auf das "grosse Engagement der Hundeführer vor allem im privaten Bereich, um dieses hohe Niveau zu erreichen". Mark Burkhard ist aber nicht mit seinen uniformierten Männern und Frauen zusammen. Vielmehr hiess er auch – was in diesem Gewusel von 200 Personen Uniform und Outdoorkleidung gar nicht auffiel – Repräsentanten von Polizeien aus dem In- und Ausland, des Grenzwachtkorps, aber auch aus andern öffentlichen Funktionen willkommen.

Da vertieft beispielsweise Sicherheitsdirektor Isaac Reber seine Beziehungen zu seinem Tischnachbar Jürg Noth, Kommandant der Schweizer Grenzwache. Da wimmelt es von Staatsanwältinnen und Landräten, und mitten unter ihnen Landratspräsident Philipp Schoch. Da ist auch Rebers Generalsekretär Stephan Mathis – allesamt Personen, die in ihrer beruflichen oder politischen Funktion direkt mit der Arbeit der Polizei und nicht zuletzt auch der Polizeihunde zu tun haben.

Aufgehende Lichter

Auch Journalisten dürfen um eine Erfahrung reicher werden. Mir gehen gleich zwei Lichter auf. Erstens: Dass wir in unseren Berichten die Arbeit der Hundeführer zu selten würdigen. Zweitens: Dass sich solche informelle Kontakte, bei denen der Matsch vom Felde noch in den Schuhsohlen steckt, viel besser zur Beziehungspflege eignen als alle steifen Sitzungen zusammen.

13. November 2016


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"Wesentliche Eckpfeiler der Demokratie"

Es freut mich, wieder einmal einen träf geschriebenen Artikel über die Baselbieter Polizeihundeprüfung und den dazu gehörenden "Beamten-Banntag" in einem bedeutenden Medium  lesen zu können. Als langjähriger ehemaliger BZ-Redaktor hatte ich ungezählte Male die Möglichkeit, über diesen traditionellen Anlass berichten zu dürfen.

Mit Deiner Einschätzung, dass dabei "Networking befeuert" wird, liegst Du richtig. Die Polizeihundeprüfung im gewohnt gesellschaftlichen Rahmen verdient auch deswegen Beachtung und Anerkennung. Beziehungsnetze auf allen Ebenen sind meiner Meinung nach in unserer Demokratie wesentliche Eckpfeiler. Auch wenn das gewisse politische Exponenten als "Filz" bezeichnen.


Paul Libsig, Oberwil




"Lockere und kameradschaftliche Stimmung"

Lieber Peter, ich las mit Interesse Deinen Artikel zu den Polizeihunden-Prüfung im Baselbiet! Er erinnerte mich an meine Landrats-Zeit. Als Vize- und später als Präsidentin wurde ich jeweils an diesen Anlass eingeladen und war zwei- oder dreimal dabei und war fasziniert über die Arbeit mit den Hunden. Dazu eine entsprechende, lockere und kameradschaftliche Stimmung! Eben, wie Du sagst, viel eindrücklicher als trockene Generalversammlungen oder Sitzungen.


Heidy Strub, Muttenz



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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).