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"Ich möchte die Freiheit haben": CVP-Regierungsratskandidat Lauber
Anton Lauber: In der Mitte, aber dort deutlich rechts
Der 52-jährige Allschwiler Gemeindepräsident soll im Baselbiet die bürgerliche Regierungsmehrheit sichern
Von Peter Knechtli
Der Baselbieter Wahl-Marathon steht vor dem Abschluss: Am 9. Juni geht es in einer Kampfwahl um die Nachfolge des verstorbenen CVP-Regierungsrats Peter Zwick. Nach dem Willen der grossen bürgerlichen Pateien soll der Allschwiler Gemeindepräsident Anton Lauber ins Zwicks Fussstapfen treten.
Bis zum Bekanntwerden seiner Kandidatur als Regierungsrat war Anton Lauber – im persönlichen Umfeld ist er "dr Toni" – einer breiteren Öffentlichkeit im Baselbiet nicht bekannt. Das lag daran, dass er bisher in der kantonalen Politik kaum eine Rolle spielte.
Sein Reich war bisher – abgesehen von seiner Geburt in Basel – seine Gemeinde Allschwil, in der er aufwuchs, seit seiner Jugend dort wohnt und Einfluss auf das öffentliche Leben nimmt. Mit seiner Lebenspartnerin Verena Steiger, die zwei heute erwachsene Söhne in die Beziehung brachte, lebt Anton Lauber seit fünfzehn Jahren glücklich im Konkubinat. Seit 16 Jahren gehört er dem Gemeinderat an, davon seit acht Jahren als Gemeindepräsident.
"Ich empfinde Arbeit als Lust"
Doch in den Gremien seiner CVP, in der er als Vizepräsident auf seine Chance zum Aufstieg in die Kantonsregierung lauerte, war er seit einiger Zeit als höherer Mandatsträger identifiziert worden. Fäden zog Lauber schon immer. Wer seinen Lebenslauf studiert, ist beeindruckt von den zahlreichen Ämtern, die er in Politik und Gesellschaft ausübte und immer noch innehat – vom Präsident des Personal-Verbandes Polizei Basel-Landschaft über die "Konsultativkommission Aufgabenteilung und Finanzausgleich" und den Trinationalen Eurodistrict bis zum Verwaltungsrat der "LV Lokalzeitungen Verlags AG".
Darüber hinaus trieb Lauber immer mit Studiumunterbrüchen seine militärische Karriere voran, die im Rang eines Oberstleutnants als Kommandant des Schützenbataillons 5 und schliesslich als a.D.-Oberst in der Funktion als Chef des Kantonalen Territorialen Verbindungsstabs Basel-Landschaft. Daneben ist Lauber, promovierter Jurist und Anwalt, seit fünfzehn Jahren Partner einer Advokatur in Arlesheim. Sein Terminkalender dürfte deshalb auch ausserhalb des Wahlkampfs reichlich gefüllt sein. "Nein, ich bin keine Arbeitstier", entgegnet er auf eine entsprechende Frage, "weil ich Arbeit nicht als Last, sondern als Lust empfinde".
Unterstützung durch Wirtschaftskammer
Keine Frage: Wo Kommandant Lauber wirkt, muss "etwas gehen". Er lacht mal herzlich und dann verengen sich seine Augen zu einem dünnen Strich, doch bald wird er wieder sachlich, führt aus, argumentiert mit ruhiger, sicherer Sprache – und unverkennbar mit Sendungsbewusstsein. Politik machte schon sein Vater gleichen Vornamens: Während zwei Amtsperioden sass er Mitte der siebziger Jahre als CVP-Mitglied im Landrat. Er war, als Angestellter der Kantonspolizei, wie Sohn Anton betont, Postenchef in Allschwil und "enorm volksverbunden", trank auch mal ein Gläschen. Als Katholik im luzernischen Horw aufgewachsen, brachte ihn der Polizistenberuf ins Baselbiet.
Anton Lauber jun., der Studierte, wirkt nicht abgehoben, aber bestimmend in seinem Habitus und vielleicht auf eine andere, stilistische Art zupackend als sein Vater, der Polizist. Die CVP, in die er vor mehr als zwanzig Jahren eintrat, wählte er, weil sie ihn als "Partei der Mitte" mit breitem Meinungsspektrum überzeugte. "Ich möchte die Freiheit haben, meine Meinung aufgrund einer eigenen Beurteilung frei zu bilden und mit verschiedenen Positionen auszutauschen." Diese Freiheit beanspruche er "selbstverständlich" auch gegenüber der Wirtschaftskammer Baselland, die seinen Wahlkampf mit 60'000 Franken aus dem Aktionsfonds massgeblich unterstützt. Obschon er als Garant der bürgerlichen Exekutive-Mehrheit in die Wahlen steigt, werde es Situationen geben, in denen er an den dienstäglichen Regierungssitzungen auch mal mit Rot-Grün stimme.
Keine Angst vor Abweichung
Ein Parteisoldat ist der Militär-Oberst nicht: So scheut er sich nicht davor ("ich bin nicht harmoniebedürftig"), in seinen Positionen von der Parteilinie abzuweichen. So votierte er gegen ein strengeres Raumplanungsgesetz, die Baselbieter CVP aber gab die Ja-Parole aus. Und anders als seine Parteikollegin Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter, die zu den glühenden Befürwortenden einer Wiedervereinigung beider Basel zählt, kann Lauber einer Rückkehr zum Zustand vor 1833 nichts Innovatives abgewinnen. Die kürzlich eingereichte "Fusions-Initiative", kritisiert Lauber, sei "kein ergebnisoffener Prozess". Ein "Kanton Nordwestschweiz", wie er auch der CVP-Strategie entspricht, wäre für ihn schon diskutabler: "Ich hätte gern einen offenen Diskurs." Ganz gouvernemental schmückt ein Baselbieter Rotstab sein Revers.
Sich selbst sieht Anton Lauber "klar" im rechten Flügel seiner Partei. Er sei "wirtschaftsfreundlich", schreibe die Eigenverantwortung gross und strebe einen Staat "ohne allzu grosse Reglementsdichte" an: "Meine Freiheit fängt dort an, wo die Handlungsfreiheit des Andern aufhört."
Für Rot-Grün "nicht wählbar"
Rot-Grün hält Lauber nicht für wählbar. Wenn er sich gegen Chemiemüll an der Landesgrenze und gegen überbordenden Fluglärm stark macht, dann – so heisst es aus ökologischen Kreisen – nur, weil er damit bei der Bevölkerung punktet. Was daran schlecht sein soll, ist für Lauber nicht einsehbar: "Der Politiker soll sich für das Volk einsetzen." Abgesehen davon habe er sich in ökologischen Fragen "immer wieder exponiert" und "Umweltanliegen vehement vertreten". So verfüge seine Gemeinde heute über ein modernes Grünabfuhrkonzept und attraktive Buslinien (48 und 64).
Lauber, mit vielen Wassern gewaschen, ist nicht der Typ, der als Aussenseiter zu einer Wahl antritt. Für ihn scheint nach der überraschenden deutlichen Wahl von SVP-Anwärter Thomas Weber am 21. April jetzt die Wahl-Chance seines Lebens gekommen zu sein. Am 9. Juni tritt er gegen EVP-Herausforderer Thomi Jourdan (37) an.
Der 52-Jährige verspricht in seiner Wahl-Werbung "neue Dynamik" in der Kantonsregierung – eine klare Kritik am Zustand der heutigen Exekutive. Im Gespräch mit OnlineReports schwächt er ab: "Ich erachte es nicht als meine Aufgabe, die amtierende Regierung zu kritisieren."
Aber in der Tat habe es "zwei, drei Blockaden" gegeben: in der Gesundheitspolitik, bei der Pensionskassen-Reform und der Wirtschaftsoffensive, die "sehr" spät an die Hand genommen worden seien. Die Wählenden aber erwarteten "Stabilität in der Regierung". Von ihm dürften sie Dossier-Sicherheit, den Wunsch, nach Lösungen zu suchen und Neues zu schaffen, sowie eine Förderung der interdepartementalen Zusammenarbeit erwarten. Mit "Mikado-Effekt" umschreibt er die Notwendigkeit, das politische Handeln immer auch auf seine überdirektionale Wirkung zu untersuchen und eine "Gesamtschau" anzustreben.
Alternde Bevölkerung als grosse Herausforderung
Als besonders markante längerfristige Herausforderungen sieht Lauber die zunehmende Alterung der Bevölkerung mit allen ihren kostentreibenden Folgen, die Ausrichtung der Gesundheitspolitik und die Ansiedlung wertschöpfungsintensiver Unternehmen. Lauber warnt allerdings von "zu hohen kurzfristigen Erwartungen" und glaubt, dass die vier definierten Entwicklungs-Schwerpunkte nicht ausreichen. Vielmehr müssten auch die Gemeinden in die Belebung des Wirtschaftsstandorts einbezogen werden. Mit seiner "grossen Erfahrung" und seinem "politischen Gespür" (er reibt dabei Mittel- und Zeigefinger mit dem Daumen) sei er in der Lage, alle zur Debatte stehenden Direktionen zu übernehmen – Finanzen, Volkswirtschaft und Gesundheit sowie Sicherheit.
Zwischendurch macht sich Anton Lauber beim Joggen oder Skifahren den Kopf frei von Terminen und Traktanden. Doch kaum auf der Piste oder auf dem Waldweg, holt ihn seine Arbeitslust – zumindest gedanklich – wieder ein: "Schon nach wenigen Minuten beginne ich, ganze Reden zu entwerfen."
29. Mai 2013
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