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Esther Keller steuert "mindestens 20'000 Franken" bei.

Basler Wahlen: Esther Keller will es im ersten Durchgang schaffen

Das Zünglein an der Waage: Die Grünliberalen wollen ihren Alleingang nutzen, um sich klar zwischen dem linken und dem rechten Block zu positionieren.


Von Alessandra Paone


Esther Keller hat in der Schweiz Ferien gemacht. Bewusst. Um rasch reagieren zu können, falls "es brennt", wie die GLP-Regierungsrätin sagt. Aber nichts dergleichen ist geschehen. Alles ist ruhig geblieben. Der Wahlkampf in Basel hat zwar begonnen, aber erst zaghaft.

Der erwartete Angriff von links bis rechts inklusive Mitte hat bislang nicht stattgefunden. Er mag noch kommen. Aber ob Keller deswegen Angst haben muss, am 20. Oktober nicht wiedergewählt zu werden – eher nicht. Mit dem Freisinnigen Christian Egeler ist der einzige Kandidat ausgeschieden, der Keller wegen seiner politischen Ausrichtung (er könnte genauso gut bei der GLP politisieren) hätte gefährlich werden können. Ansonsten fehlen die grossen Namen, wie OnlineReports bereits im Mai festgestellt hat. Und: Die frühere Telebasel-Moderatorin scheint bei der Bevölkerung beliebt zu sein.

Die Frage, die sich stellt, ist also weniger, ob Keller die Wiederwahl schafft, sondern vielmehr, ob sie dafür zwei oder nur einen Wahlgang benötigt. "Ich werde kämpfen wie eine Löwin, dass es bereits im ersten Durchgang klappt", sagt die Vorsteherin des Basler Bau- und Verkehrsdepartements (BVD) selbstbewusst und wirkt dabei entspannt und erholt. 

Lässig lehnt sich die 39-Jährige an die Theke im Foyer des Cinéma Küchlin, wo sie gemeinsam mit Parteipräsident Serge Meyer, der Fraktionschefin im Grossen Rat, Claudia Baumgartner, und Wahlkampfleiter Daniel Ordas den Wahlkampf der Grünliberalen einläutet. Und um gleich die Frage nach möglichen Angriffen zu klären: "Wir werden nicht auf Provokationen reagieren", sagt Ordas. Und selbst wolle man auch ganz auf Attacken verzichten.

 

Eine Regierungskandidatin

 

Keller blickt auf insgesamt vier "gute" Jahre zurück, in denen sie "die Weichen neu stellen konnte". Das sei auch die Erwartung der BVD-Mitarbeitenden an sie gewesen. Einige hätten ihr noch vor ihrem Amtsantritt Mails geschrieben. Zu ihren Leistungen zählt die Regierungsrätin etwa die umstrittene mobile Begrünung der Freien Strasse oder den grünen Asphalt, der auch das Interesse anderer Städte auf sich gezogen habe. Keller sieht auch Verbesserungspotential, zum Beispiel bei den Baubewilligungs-Prozessen, die zu lange dauern und digitalisiert werden müssen. 

Thematisch bleiben sich die Grünliberalen auch im Wahlkampf treu. Es wird auch hier um Menschen, Umwelt und Wirtschaft gehen. Also etwa um Bildung und Chancengleichheit, CO2-Reduktion, Stadtklima oder die Zusammenarbeit mit Europa. 

Die Grünliberalen treten alleine zu den Wahlen an – nicht nur auf eigenen Wunsch. Eine Kooperation mit der Mitte stand im Raum, diese entschied sich dann aber für einen bürgerlichen Zusammenschluss mit LDP, FDP und SVP. Jedenfalls will die GLP ihre Position zwischen links und rechts nutzen und eine Alternative bieten für "all diejenigen, die nicht in den ideologischen Blöcken verfangen sind", wie Ordas sagt. "Wir wollen die gestaltende Kraft sein."

 

Ein Team

 

"Gestaltet" hat Ordas zunächst den Wahlkampf. Der umtriebige Anwalt geht in seiner Rolle als Tätschmeister vollkommen auf und präsentiert verschiedene Gadgets wie ein Glas mit selbstgemachter Gonfi, eine Einkaufstasche aus Stoff oder einen Holz-Kochlöffel. Alle Giveaways sind mit einem Kleber oder einem Schriftzug versehen, der sowohl die Regierungskandidatur von Esther Keller als auch die Grossratsliste bewirbt.

Die Verwebung von Regierungs- und Grossratswahl ist bewusst. Die Grünliberalen wählen hierfür die Bezeichnung hybrid. Im Gegensatz zu allen anderen Parteien, die in einem Bündnis zur Wahl antreten, könne sich die GLP als einzige Partei auf eine Regierungsrätin und eine Liste konzentrieren, erklärt Ordas. 

Eine Kampagne ohne Parteilogo, wie sie die Baselbieter Regierungsräte Isaac Reber (Grüne) und Thomi Jourdan (EVP) erfolgreich geführt haben, kam für Keller nicht infrage. Dafür verstehe sie sich zu sehr als Teamplayerin, sagt sie. Ausserdem verkauft sich die GLP bei jeder Gelegenheit als gut funktionierende Gruppe, die Spass am Zusammensein hat, und wird auch als solche wahrgenommen. 

 

Ein Budget

 

Das ist wohl auch der früheren Parteipräsidentin Katja Christ zu verdanken. Die gewiefte Strategin hat die die Basler GLP auf Kurs gebracht und konnte während ihrer Amtszeit einige Erfolge feiern – unter anderem Kellers Wahl in die Regierung vor vier Jahren. Christ selbst schaffte 2019 überraschend den Sprung in den Nationalrat und wurde im vergangenen Herbst wiedergewählt.  

Inzwischen hat Serge Meyer die Leitung der Partei übernommen. Ihm sei bewusst, was Christ geleistet habe, sagt er. Dies sei sein erster Wahlkampf und im Übrigen auch seine erste Medienkonferenz. Er freue sich auf diese Aufgabe und sei froh, dass er dabei wie schon Christ von einem "tollen Team" unterstützt werde. 

Das Ziel der GLP ist neben Kellers Wiederwahl der Erhalt der acht Grossratsmandate. "Alles, was mehr ist, freut uns natürlich", sagt Ordas. Dafür setzt die Partei ein Budget von 120'000 Franken ein. Mit dem Geld finanzieren die Grünliberalen auch Kellers Regierungskandidatur. "Mindestens 20'000 Franken" stammen aus Kellers eigener Tasche. Sie wolle diesmal keine Grossspenden annehmen, sagt sie. "Das wäre problematisch." 

Keller machte im Wahlkampf 2020 ihre Spender öffentlich, was für Aufsehen sorgte. Einer ihrer Gönner war der Besitzer des Clara-Areals. Er spendete 15'000 Franken. Später entschied die Regierung, dieses Areal zu kaufen. Keller trat beim Geschäft nicht in den Ausstand und wurde dafür scharf kritisiert.

9. August 2024

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