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"Tunnel als Prototyp": Kantonsingenieur Hofer, Baudirektorin Schneider

Trotz Rissen im Tunnel: Baselbieter Baudirektion ungebremst guten Mutes

Der Kanton nimmt Stellung zu neuen Rissen im Umfahrungstunnel von Sissach


Von Peter Knechtli


Nach Medienberichten über neue gravierende Druck-Probleme im Umfahrungstunnel von Sissach nahm die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion heute Donnerstag Stellung. Guten Mutes widersprach sie Behauptungen, wonach auf der Baustelle neue unerwartete Probleme auftauchten, die immense Mehrkosten verursachten. Risse im Beton waren dennoch sichtbar.


Angesichts neuster Schadenberichte durch TeleBasel trat Kantonsingenieur Ruedi Hofer heute relativ locker vor die Medien. Der Tenor seiner Ausführungen war beschwichtigend: Der vom Landrat bewilligte Kredit von 330 Millionen Franken für den Bau des "Chienbergtunnels" werde eingehalten. Die "aktuelle Endkostenprognose" belaufe sich auf 326 Millionen Franken. Keine Spur von Endkosten um 600 Millionen Franken, wie sie ein anonymer Informant gegenüber TeleBasel geäussert hatte.

Jährlich 10 Millionen Franken Betriebskosten

Am Rande einer Begehung der Baustelle erklärte Baudirektorin Elsbeth Schneider gegenüber OnlineReports aber, dass sich angesichts des komplexen Bauwerks mit teilweise weltweit erstmals verwendeter Technik mit jährlichen Betriebs- und Unterhaltskosten von happigen 10 Millionen Franken gerechnet werde. Dies ist ein Mehrfaches dessen, was der Eggfluh-Tunnel in Grellingen jährlich verschlingt.

Ausschlaggebend für die massiven Probleme und Sanierungen sind Gipskeuper-partien vor allem im West-, aber auch im Ostteil des insgesamt 2,4 Kilometer langen Strassentunnels. Sie führten schon im Verlauf der Bauzeit dazu, dass es im Tunnel aufgrund des gewaltigen Berg-Drucks zu Verformungen kam, die sich im Rissen im Boden wie in der Decke bemerkbar machten. In den fraglichen Abschnitten wurden nun längsseitig massive Betonverstärkungen und in einem Hohlkörper unter der Fahrbahn insgesamt 1'500 Knautsch-Elemente (Bild) aus einer Spezialmischung aus Glasschaum, Beton und Stahlfasern eingebaut, die den Druck so auffangen sollen, dass Fahrbahn und Gewölbe stabil bleiben.

Kantonsingenieur Hofer als Vertreter der Bauherrin zeigte sich überzeugt davon, dass die Knautsch-Lösung einer Dauer von 25 Jahren "ohne längere Betriebsunterbrüche" Stand halten wird. Allerdings brachte Hofer immer wieder Vorbehalte an. So räumte er ein, dass die Elemente teilweise schneller eingedrückt wurden als erwartet. So sei es im problematischen West-Teil zu einer Hebung von einem bis zwei Millimeter pro Monat gekommen. Hält dieser Druck konstant an, müssten die Knautsch-Elemente in 25 Jahren ausgewechselt werden. Hofer sagte, sei seien keine neuen Zonen von der Hebung betroffen, auch sei es im Firstbereich des Tunnelgewölbes zu keinen Hebungen gekommen.

Bis vier Zentimeter Bewegung in einem Jahr

Flavio Chiaverio, Geschäftsleitungsmitglied des beauftragten Ingenieurbüros Aegerter & Bosshardt, wusste von Knautsch-Elementen, die jährlich bis vier Zentimeter zusammen gedrückt werden und die in acht Jahren oder schon früher ausgewechselt werden müssen.

Beim Augenschein im Tunnel, wo schwere - und laute - Maschinen den Aushub vornehmen, bot sich den Medienschaffenden das Bild einer technisch und finanziell ausserordentlich aufwändigen und ausgeklügelten Lösung. Die Fachleute hoffen sogar, dass der Berg seine Druckphase eher abklingen lässt, auch wenn die hartnäckige Renitenz des Gipskeupers am Belchentunnel nicht zwingend in diese Richtung deutet. In Anbetracht der unberechenbaren Launen des Bergs bleiben aber bestimmte Zweifel daran, dass die Technik unter vertretbarem finanziellem Aufwand gegen alle Eventualitäten gewappnet sein wird: Der Chienberg-Tunnel bleibt baulich ein gewisses Risiko-Projekt.

Eröffnungstermin Ende 2006 bleibt Ziel

Um die Verantwortlichkeit des teilweisen Einsturzes wird immer noch gestritten. Immerhin einigten sich Bauherrin und beteiligte Bau- und Ingenieursunternehmen darauf, über den Umfang der Haftungsansprüche aussergerichtlich zu verhandeln. Der Kanton macht einen Schaden von 25 Millionen Franken geltend. Probleme gibt es auch bezüglich den Beiträgen des Bundes, der sich weigert, die Indexteuerung in Höhe von ebenfalls 25 Millionen Franken zu zahlen. Gegen diese Weigerung hat der Kanton Baselland beim Bundesrat und beim Bundesgericht Beschwerde eingereicht.

Kantonsingenieur Ruedi Hofer widersprach der Behauptung, die unerwarteten Hebungen führten zu einer Verzögerung der Tunneleröffnung: "Das Ziel bleibt die Inbetriebnahme Ende 2006." Denn es gehe darum, finanzielle und personelle Ressourcen auch für andere Projekte im Kanton frei zu machen. Projektleiter Alfred Zahler verwies gegenüber OnlineReports darauf, dass "hier ein Prototyp in Betrieb geht". Dies sei angesichts der Umstände aber "der einzige und richtige Weg", das renitente Bauwerk nach heutigem Stand der Technik fertig zu stellen und dem Verkehr zu übergeben.

10. November 2005

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"Kein Wunder, ist kein Landschäftler Schotter mehr da ..."

Im sichtbarsten ist die Baselbieter Baudirektorin jeweils dann, wenn es wortreich darum geht, riesige finanzielle Differenzen bei Bauprojekten nicht zu erklären. Zuweilen hat man auch den Eindruck, die Bauabnahmen im Kanton Baselland finden jeweils vor Gericht statt, bzw. natürlich aussergerichtlich, wenn man sich so die Ausbreitung von Peinlichkeiten oder Ungehörigkeiten, wenn nicht gar Schlimmerem, ersparen kann. Sehr selbstbewusst also die Finger, die dauernd auf die Stadt zeigen, welche mit Geld nicht umgehen kann. Kein Wunder, ist kein Landschäftler Schotter mehr da für Kultur, Spitäler und Universität, wenn man ihn daheim gegen gegen "renitenten Gipskeuper" einsetzen muss.


Urs Eberhardt, Basel




"Wann zieht die politisch Verantwortliche die Konsequenzen?"

Es scheint mir so, dass sich die Tief- und Tunnelbauunternehmer auf eine dauerhaft sprudelnde Geldquelle einstellen können. Motto: "Meister die Arbeit ist fertig, kann ich gleich mit der Reparatur beginnen?" Andernorts hätte ein solches Desaster längst politische Konsequenzen gehabt. Wann endlich zieht die politisch Verantwortliche die Konsequenzen, tritt zurück und übergibt den Stab einer Person, die vom Bauwesen etwas versteht?


Hans Zumstein, Itingen



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Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).