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Peter Achten: Brief aus ...

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... Hanoi: Hopfen & Malz

Bier in Asien – man kann das feucht-fröhliche Thema von der rein ökonomischen Seite betrachten. Bierkenner sind vertraut mit japanischem (Kirin), philippinischem (San Migül), Tiger-Bier aus Thailand und Singha-Bier aus Singapore, chinesischem (Tsingtao) Bier oder Gerstensäften anderer Provenienzen. Als vor Jahrzehnten der asiatische Markt im Bewusstsein der westlichen Unternehmer wieder einmal zur Mutter aller Märkte mutiert war, strömten die Grossen der Hopfen & Malz-Branche nach Asien, zumal nach China und Vietnam, und versuchten, ihre Marken an den Mann und immer öfter auch an die Frau zu bringen.

Es war ein teurer Lehrplätz. Was die hochschulgebildeten Marketing-Fachleute übersahen, war das einfache Faktum, dass im Bier-Business die Parole "go local!" absoluten Vorrang hatte und hat. Das ist eine Binsenwahrheit, die an jedem Bier-Stammtisch von München  bis Tokio, von Perth bis Chicago, von Prag bis Rheinfelden oder von Tsingtao bis Hanoi hätte beobachtet werden können. Ab er ein MA in Marketing lässt natürlich ein derart einfaches Vorgehen nicht zu. Wäre ja gelacht.

Kurz und gut, die Lehren wurden selbstverständlich trotzdem gezogen. Die ganz Grossen der Bier-Welt kauften international auf allen Kontinenten weiter zu, beliessen aber nach den kostspieligen Erfahrungen die neu zugekauften Marken zur Verköstigung der durstigen lokalen Massen. Gleiche Marke wie zuvor, gleiche Flasche wie zuvor. In China oder Vietnam ist das nicht anders als  in Europa (inkl. der Schweiz). Nur die Luxus-Biere positionierten die rührigen Bier-Manager in ein sogenanntes "Premium"-Segment unter der eigenen Marke für die Yuppies, die Neureichen und jene, die einen Cüpli-Ersatz auf Hopfen & Malz-Basis suchten.

Mein Bierdurst hält sich – und damit kommen wir von der ökonomischen in die genuss-orientierte Beurteilung der Bier-Lage – in engen Grenzen. Wenn schon Alkoholisches bevorzuge ich – in vino veritas – Wein,  vor allem aus der Bündner Herrschaft und vom Neuenburger See. Wenn es denn unbedingt Bier sein muss, träume ich als gebürtiger Basler aber keineswegs  von "Feldschlösschen" oder als seit längerer Zeit in China Ansässiger von Tsingtao, sondern habe tatsächlich den ultimativen Geheimtipp: Bia Hoi. Köstlich, erfrischend, süffig, und bei zwei Prozent Alkoholgehalt (des Getränks!) kann sich der Hanoier ungestört nach ein paar Bierchen auf sein Motorrad setzen und davon brausen – weit unter der 0,5-Promille-Marke im Blut. Auch wenn in Vietnam Null-Toleranz gilt ...

In einen der unzähligen Bia-Hoi-Gärten der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi ging ich freilich während meiner Hanoi-Jahre und gehe ich bei jedem Besuch immer zu Fuss. Auch bei zwei Promille kommt man nach langen, hitzigen Diskussionen nach mehreren Halbliter-Gläsern des kühlen Frischbiers ins Schwitzen. Das Faszinierende an den Hanoier Biergärten ist die soziale Zusammensetzung. Es gibt welche für Arbeiter, welche für Regierungsbeamte, welche für Intellektuelle, dann wieder Gärten mit eher gemischtem Publikum. Meine Lieblingslokale liegen an der Hang Tre Strasse in der Altstadt sowie unweit des Ho-Chi-Minh-Mausoleums. Obwohl ich seit zehn Jahren nicht mehr in Hanoi lebe, treffe ich dort immer wieder alte Bekannte. Zu Hause im Bia Hoi, sozusagen.

Was aber ist Bia Hoi? Es ist Frischbier, dass jeden Tag in kleinen Fässern angeliefert wird. Die Tradition freilich ist das Spannendste. Der Legende nach langweilten sich in den fünfziger Jahren im kommunistischen Nordvietnam tschechoslowakische Diplomaten. Als Bierkenner und grosse Bierkonsumenten machten sie das, was sie nicht lassen konnten, nämlich Bier wie in der Heimat zu brauen. Und zu trinken. Verifizieren konnte ich diese Geschichte leider nie. Aber Bia Hoi ist bis heute so einmalig wie Pho, das Hanoier Nudelgericht. Besser gibt es Bia Hoi und Pho nirgendwo auf der Welt. Im Zentrum der vietnamesischen Hauptstadt, unter Bäumen, in einem durstigen Klima inmitten fröhlicher, aufgeschlossener und liebenswerter Menschen. Was will man mehr?

12. April 2010
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
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Peter Achten, geboren 1939 in Basel, lebt und arbeitet in Peking (Beijing). Er ist seit 1967 journalistisch tätig. Seine Karriere begann er bei "National-Zeitung" und "Basler Nachrichten" als Lokalredaktor, arbeitete später als Radio-Korrespondent aus Madrid. 1974 wechselte er zum Schweizer Fernsehen, wo er Produzent / Moderator der "Tagesschau" und Mitglied der Chefredaktion wurde. Mit Sitz in Beijing, Hanoi und Hongkong arbeitete Achten ab 1986 als Fernost-Korrespondent für Schweizer Radio DRS sowie verschiedene Schweizer Tageszeitungen. Zwischen 1990 und 1994 war er in Washington USA-Korrespondent für SF DRS. Von 1997 bis 1999 war er Chief Representative für Ringier in Vietnam. Von 1999 bis 2008 war Peter Achten Asienkorrespondent für Schweizer Radio DRS sowie für Ringier-Titel und Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins "China International Business". Spektakulär waren seine Radio-Reportagen über den blutig niedergeschlagenen Volksaufstand im Frühjahr 1989 auf dem Tiananmen-Platz in Beijing, den Tsunami in Banda Acah 2004 und den Zyklon in Burma 2008. Heute arbeitet PA als freier Asien-Korrespondent mit Sitz in Peking. © Foto by OnlineReports.ch

mailto:peter.achten@usa.net

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"Verglobalisierte Lieferanten"

Den "Hopfen & Malz"-Artikel aus Hanoi habe ich sehr genossen. Ich lade Peter Achten bei seinem nächsten Besuch in der alten Heimat herzlich ein, in der Brasserie der neu wiedereröffneten Brauerei "Unser Bier" im Gundeldingerfeld ein wirklich lokales Bier mit mir zu trinken. Die Entstehungsgeschichte dieser inzwischen grössten Basler Brauerei ist fast deckungsgleich, wie die (unverifizierte) Geschichte des Bia Hoi. Nur waren es in diesem Falle nicht gelangweilte tschechische Diplomaten, sondern von ihren verglobalisierten Lieferanten im Stich gelassene lokale Bierliebhaber, die zur Brau- bzw. Spaghettipfanne gegriffen haben um uns Baslern inzwischen den köstlichsten Gerstensaft liefern zu können.


Peter Ensner, Basel


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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).