Werbung

Peter Achten: Brief aus ...

<< [ 1 | (...) | 51 | 52 | 53 | 54 | 55 | 56 | 57 | 58 | 59 ] >>

Ein Nachruf

Für einmal muss ich mich selbst zitieren. Am 6. Dezember 2004 hob eine "Das Rad" betitelte "Süss&Sauer"-Kolumne so an: "Die Sumerer schon haben 3'500 Jahre vor unserer Zeit das Rad erfunden. Für einmal waren es nicht die Chinesen. Doch das ist Anno Domini 2004 unerheblich". So war es vor zweieinhalb Jahren. Und so ist es heute, wir wir noch sehen werden, erst recht. Die Kolumne endete damals mit der Drohung: "So wird denn wohl, noch vor das laufende Jahrzehnt zur Neige geht, ein Nachruf auf den letzten Velofahrer fällig. In dieser Kolumne. Im Jahre 2008".

Aus triftigem Grund ist der Nachruf bereits jetzt fällig. In China nämlich geht eben alles ein wenig schneller. Jene, welche diese Kolumne regelmässig lesen, wissen, dass ich ein passionierter Radfahrer bin und täglich bei Regen, Sonne, Schnee, Wind, Kälte, Wärme oder sonst einem Hudelwetter in Peking unterwegs bin. Ich bin notabene nicht der nachzurufende letzte Velofahrer. Denn in Chinas Hauptstadt pedale ich noch immer mit Zig-Tausenden durch die Strassen.

Doch zugegeben sei: Es wird jedes Jahr, jeden Monat, jede Woche, ja täglich, stündlich schwieriger. Die schönen breiten Fahrradwege sind Vergangenheit, denn jetzt quillt die Autoflut in die Fahrrad-Domäne über. Kurz, die Velofahrer werden langsam aber sicher verdrängt. Obwohl, obwohl ... noch immer sind wir in Peking weit über sechs Millionen Velofahrer gegenüber knapp drei Millionen Autos. Aber eben, Autos brauchen mehr Platz und sind ganz einfach trendig. Und da unterscheiden sich Chinesen und Chinesinnen nicht sehr von den Europäern. Das Trendige muss her, koste es, was es wolle, und ohne Rücksicht auf Verlust. Verlust in diesem Falle vor allem von Velofahrern.

Da Peking für die Olympischen Spiele 2008 der Welt gut geordnete Verkehrsverhältnisse präsentieren will, müssen die Verantwortlichen natürlich durchgreifen. Beim Durchgreifen, wer wüsste es nicht, trifft es immer die Schwächeren. Und im Verkehr sind das nun mal die Velofahrer. Nur eben, im Unterschied zur Schweiz und Europa, wo das Fahrrad meist als Sport- und Spassgerät genutzt wird, brauchen es hier in China noch die meisten als Transportmittel. Dass die chinesische Verkehrspolizei das Velo jetzt als grosses Verkehrs-Hindernis bezeichnet, ist darum nun doch ein starkes Stück.

Ganz offensichtlich kennen die Genossen Polizisten weder die Geschichte des Fahrrads in China, noch sind sie fähig - wie es die Partei eigentlich fordert -, dialektisch zu denken. Nun ja, kein Wunder, führt doch die Partei das "kommunistisch" zwar immer noch im Namen, pflegt aber ansonsten Kapitalismus von der brutalsten Sorte.

Das Fahrrad in China war bis 1940 ein Gerät, das ausschliesslich von Ausländern und wohlhabenden Chinesen genutzt worden ist. 1930 beispielsweise gab es im "Paris des Ostens", Shanghai, bei 2,5 Millionen Einwohnern knapp 20'000 Fahrräder. Zwanzig Jahre später waren es bei rund vier Millionen Einwohnern dann knapp 200'000 Velos. Mit der Befreiung Chinas 1949 setzte der Fahrradboom erst so richtig ein. Die schönen, breiten Fahrradwege, die jetzt von überforderten Verkehrsplanern wieder aufgehoben werden, wurden damals in Chinas Städten Teil der Verkehrsplanung.

Der Velofahrer ist eine aussterbende Spezies, der Nachruf auf den letzten Velofahrer deshalb kaum verfrüht. Er ruhe in Frieden im Verkehrs-Dickicht der chinesischen Grossstädte! Die "fliegende Taube" mit Stängeli-Bremse, hand- und massgefertigtem Ledersattel sowie ohne Schaltung jedoch wird Pekings Strassen noch so lange unsicher machen, bis das Velofahren von der Polizei ausdrücklich verboten wird. Hätten doch nur nicht die Sumerer, sondern die Chinesen das Rad erfunden. Alles wäre anders gekommen ...

11. Juni 2007
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Peter Achten, geboren 1939 in Basel, lebt und arbeitet in Peking (Beijing). Er ist seit 1967 journalistisch tätig. Seine Karriere begann er bei "National-Zeitung" und "Basler Nachrichten" als Lokalredaktor, arbeitete später als Radio-Korrespondent aus Madrid. 1974 wechselte er zum Schweizer Fernsehen, wo er Produzent / Moderator der "Tagesschau" und Mitglied der Chefredaktion wurde. Mit Sitz in Beijing, Hanoi und Hongkong arbeitete Achten ab 1986 als Fernost-Korrespondent für Schweizer Radio DRS sowie verschiedene Schweizer Tageszeitungen. Zwischen 1990 und 1994 war er in Washington USA-Korrespondent für SF DRS. Von 1997 bis 1999 war er Chief Representative für Ringier in Vietnam. Von 1999 bis 2008 war Peter Achten Asienkorrespondent für Schweizer Radio DRS sowie für Ringier-Titel und Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins "China International Business". Spektakulär waren seine Radio-Reportagen über den blutig niedergeschlagenen Volksaufstand im Frühjahr 1989 auf dem Tiananmen-Platz in Beijing, den Tsunami in Banda Acah 2004 und den Zyklon in Burma 2008. Heute arbeitet PA als freier Asien-Korrespondent mit Sitz in Peking. © Foto by OnlineReports.ch

mailto:peter.achten@usa.net

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/echo.gif

"Solche Artikel sind Leckerbissen"


Pitt Müller, Basel



"Solche Artikel sind Leckerbissen"


Pitt Müller, Basel



"Bejing ist nicht China"

Wenn Kapitalismus von der brutalsten Sorte mal in die andere Richtung ausschlägt, kanns in China durchaus auch mal die "Stinker" treffen und so rauskommen wie in der zweitgrössten chinesischen (Festland-) Hafenstadt Ningbo. Hier wurde das benzingetriebene Zweirad vor drei Jahren in der City ganz einfach kurzerhand verboten. Gründe: Zu viele Unfälle und übelriechende Düfte. Dafür wurden durch die ganze Stadt hindurch breite Zweiradwege (autofahrspurbreit!) angelegt und das Elektrovelo- und -moped gefördert. Resultat: 100 Prozent saubere und leise Zweiräder mit ganz viel Platz drumherum, trotz vielen Autos.

Die Menschen und Fussgänger freuts, denn die relativ langsamen Elektromopeds und -velos bringen sowas wie eine Brise Ruhe und Gelassenheit in die sonst hektische Hafenstadt. Die Benutzer der Elektrozweiräder freuts ebenso: Elektromopeds sind hier schon ab umgerechnet 300 Franken zu haben und mit einer Ladung Energie, die für 30 bis 50 Kilometer reicht, bezahlt man gerade mal ein paar Rappen.

Für mich Exilbasler ist der Anblick von so vielen Elektrofahrzeugen fast so, als ob ich im nächsten Jahrtausend angelangt sei. In Basel sieht/sah man so ein "futuristisches" Fahrzeug ja allenfalls ein-oder zweimal im Monat - trotz Basler Fördersubventionen in Millionenhöhe! Da könnten sich unsere innovativen Basler Verkehrsförderer noch ein kräftiges Stück abschneiden.

Nebenbei bemerkt: Überirdisch parkieren darf man hier auch noch beim Bahnhof oder der Bussstation, trotz e weneli Chaos. Das hat hier nämlich durchaus auch seinen "innovativen" urbanen Charme.


Bruno Omlin, Schanghai


www.onlinereports.ch
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigenen Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

 

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

OnlineReports.ch
Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024 über die SVP-Basis.
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Das Regionaljournal Basel veweistin einem Beitrag über die Probleme der Kitas im Baselbiet auf OnlineReports.

Der Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.
 

Weitere RückSpiegel

Werbung







In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).