© Foto by Ruedi Suter, OnlineReports.ch
![]() "Dann ist es so": Fastender Basler Umwelt-Aktivist Martin Vosseler*
"Ich faste, bis der Wahnsinn der Vernunft gewichen ist"Die Radikalisierung des Arztes und Umweltschützers Martin Vosseler schreckt durch unberechenbare Aspekte Von Ruedi Suter In einer ehemaligen Gefängniszelle des Basler "Lohnhofs" nimmt Martin Vosseler, der führende Widerstandskämpfer gegen die Zollfreistrasse, seit dem 8. Februar kein Essen mehr zu sich. Die Bevölkerung reagiert zutiefst gespalten. Will da ein Fanatiker sein Leben wegwerfen? Oder riskiert da einer aus ehrenwerten Gründen ein Martyrium? Der Versuch einer Annäherung. Zimmer 18 ist eng. Eng wie eine Gefängnis- oder Mönchszelle. Zimmer 18 war schon beides, Knast und Klause. Es liegt im zweiten Stock des "Lohnhofs". Das wuchtige Gebäude über dem Platz der Barfüsser im Herzen Basels diente ab dem 12. Jahrhundert als Mönchskloster. Später wurde es zum Gefängnis umfunktioniert, und seit bald zehn Jahren beherbergt es schicke Wohnungen und die Gaststätte "Au Violon". Im Zimmer 18 haben schon Geistliche, Verbrecher und Feriengäste ihre Tage verbracht.
* In einer Zelle des früheren Basler Untersuchungsgefängnisses "Lohnhof" 20. Februar 2006
![]() "Die Kraft des Huflattich, der den Asphalt durchbricht" Ruedi Suters Porträt bedarf einer Präzisierung, einer Ergänzung: Das Fasten ist für mich eine Lebensaktion, kein Hinschmachten zum Tod. Diese starke Übung für Geist und Seele in der Fastenzeit führt zu einem Zustand von innerer Klarheit, geistiger Kraft, hoher Achtsamkeit. Zusammen mit den vielen Menschen, die sich an der Wiese, in den Besinnungsstunden zur Bewahrung der Schöpfung, beim Mitfasten und bei ihrem Engagement in anderen Lebensbereichen konsequent fürs Leben einsetzen, kann da eine gemeinsame Kraft entstehen, eine Kraft, wie wir sie vom Huflattich kennen, der den Asphalt durchbricht. Diese Kraft und Klarheit braucht es heute, um die für uns alle dringend notwendige Wende zu schaffen. Es braucht äusserst klare und starke Zeichen. Ich habe die äussere und innere Freiheit, so ein Zeichen zu versuchen.
Ich drohe nicht und sehe mich keineswegs als Märtyrer. Dazu bin ich viel zu lebensbegeistert. In allem, was ich tue, löse ich mich vom Resultat – im Wissen: Wir allein haben nichts im Griff. Wir können niemanden zwingen, etwas zu tun, das sie oder er nicht will – das wäre allerdings Gewalt; aber wir können mit grosser Konsequenz eine Kraft aufbauen, an der sich Gewalt auflöst. Das möchte ich versuchen, mehr nicht.
Staunend erlebe ich, wie viel Energie ich im Fasten erlebe. Ich lebe ganz im Hier und Jetzt und fühle mich voll lebendig wie selten sonst. Zu meinem Glauben gehört, dass ich den Zeitpunkt meines Übergangs in die andere Welt wie alles andere der Schöpfungskraft anvertraue. Die leise, starke innere Stimme rät mir, diese Vertiefungszeit, diese Konzentration auf die Bewahrung der Schöpfung zu wagen. Dabei spüre und vertraue ich, dass es gut herauskommen wird – wie auch immer. Martin Vosseler, Basel "Stur auf ein einseitiges Gleis eingefahren" Herr Vosseler und seine Jünger verrennen sich da in einen Kampf, der ohne logisches Nachdenken geführt wird. Naturschutz durchzwängen, ohne abzuwiegen, was wem am Schluss nützt. Die Strasse wird gebaut! Man kann aber aufpassen, dass die Natur wenig Schaden nimmt und trotz Strasse am Ende die Natur sich um den Bau herum wieder erholen kann. Wildtiere zeigen, dass sie fähig sind, Natur und Zivilisation miteinander anzunehmen. Nur Menschen haben da Mühe damit! Fanatismus hilft schon gar nicht. Mit Vosseler und seinesgleichen kann man ja nicht einmal diskutieren, die sind stur auf dieses einseitige Gleis eingefahren. Menschen sind auch Natur! All jene, die heute durch den Mehr-Autoverkehr in Mitleidenschaft gezogen werden, muss man auch schützen. Abbas Schumacher, Basel "Vielleicht denkt Vosseler auch einmal über 'Erpressung' nach" Zu diesem ausserordentlich gut geschriebenen Porträt von Martin Vosseler gratuliere ich Ruedi Suter. In der Tat gibt es in der heutigen Zeit Personen - und Martin Vosseler gehört meines Erachtens dazu -, deren Denken und Handeln nicht für jedermann verständlich ist. Unbestritten sind die Leistungen von Vosseler im Kampf gegen das AKW Kaiseraugst, gegen den Atomkrieg und für die Nutzung der Sonnenenergie.
Mit seinem Kampf gegen den Bau der 738 Meter langen Zollfreistrasse entlang des rechten Wiese-Ufers beim Riehener Bad hat sich Vossler leider in die falsche Richtung verrannt. Zum Einen kommt sein Widerstand viel zu spät, denn er hat sowohl den Staatsvertrag von 1977, als auch die Rechtskraft des Planes von 1985 verschlafen. "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!" gilt auch für Martin Vosseler.
Zum Zweiten übersieht Vosseler geflissentlich die ökologischen Vorteile dieser kurzen neuen Strasse, denn sie verkürzt den Weg zwischen den beiden Städten Lörrach und Weil und bringt massive Verkehrsentlastungen für Riehen (Lörracherstrasse) und das Dorf Tüllingen.
Vielleicht befasst sich Martin Vosseler bei seinenen Meditationen auch einmal mit dem Begriff "Erpressung", denn wer sich hinstellt und seine Forderung mit einer Todesdrohung - "ich faste, bis der Wahnsinn gewichen ist" - unterstreicht, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er wirklich nicht selbst ein wahnsinniger Erpresser ist. Bruno Honold, Basel "Die Fragestellung bei Vosseler ist umfassender" Eine grosse Reportage! Gerade darin, dass sie das Zwiespältige ausdrückt, das von Vosseler ausgeht, entdecke ich den Versuch, die Wahrhaftigkeit der Taten oder Unterlassungen eines öffentlich handelnden Menschen zu überprüfen und das Suchen nach ihr auch auszudrücken. Der Ton der Reportage ist an keiner Stelle ironisch oder sarkastisch, aber auch nicht bewundernd. Es bleibt mir als Leser die Möglichkeit, selber über die Verweigerungstat von Vosseler nachzudenken.
Nachdenken: Nicht immer gleich antworten, bevor man die Fragestellungen überhaupt bemerkt oder verstanden hat, kommt mir als erste Denkübung in den Sinn. Die Fragestellung bei Vosseler ist umfassender, als es die alltägliche Meinungsmacherei erlaubt. Alltäglich tut man so, als ob eine Tätigkeit, ein Denkverhalten, eine Handlungsmaxime immer eine zählbare Rendite bringen müsse. Damit husten wir uns unter anderem durch wochenlanges Feinstaubdiktat, wir akzeptieren jeden Unsinn, jede Lärmbelästigung, jede Verletzung menschlicher Grössenordnungen, weil Auflagen gehalten, Einschaltquoten erhöht werden "müssen" oder weil Werbung immer unverschämter jeglichen Respekt vor dem Menschlichen vermissen lässt.
Wir "können" nichts dagegen unternehmen, reden wir uns ständig ein. Schliesslich handelt dann überhaupt niemand. Als ob man zum Beispiel gegen den Feinstaub nicht tatsächlich etwas unternehmen könnte. Man könnte sofort Filterpflichten einführen. Man könnte Einschränkungen organisieren. Aber: Wo kein Druck existiert, geschieht ganz offensichtlich nichts. Die veröffentlichte Meinung ist die Meinung derjenigen, die es sich finanziell, wirtschaftlich und damit hier zu Lande immer häufiger politisch leisten können, ihre Meinung zu veröffentlichen.
OnlineReports hat einmal mehr unabhängigerem Denken und Schreiben Öffentlichkeit verschafft. Alois-Karl Hürlimann, Basel |
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