© Fotos by Gian Schachenmann; Helen Markwalder; Ruedi Suter, OnlineReports.ch
US-Präsident Barack Obama will Task Force gegen die ElefantenwildererHinter der überall zunehmenden Wilderei in Afrika stecken Profitgier – aber auch Hunger, Not und Verzweiflung Von Ruedi Suter Das Auffliegen immer neuer Fälle von Elfenbeinschmuggel wirft ein weiteres Schlaglicht auf die alarmierende Situation der afrikanischen Elefanten. Zehntausende verlieren jährlich ihr Leben – umgebracht von gut ausgerüsteten Wilderersyndikaten. US-Präsident Barack Obama hat ihnen nun den Krieg erklärt. Aber heute sind alle Wildtiere durch die Wilderei bedroht. Erdnüsse hätten es sein sollen, ausschliesslich afrikanische Erdnüsse, gut verpackt in 240 Säcken, die in einem Container nach Malaysia verschifft werden sollten. So jedenfalls war die Schiffsladung im kenianischen Hafen von Mombasa am Indischen Ozean deklariert worden. Aber die Säcke enthielten nicht nur Erdnüsse. In ihnen waren 382 Elefantenstosszähne und 62 weitere Elfenbeinstücke versteckt worden. Das entdeckten am 9. Juli Ermittler bei einer Kontrolle im Hafen. Sie zerrten nach Auskunft des Kenya Wildlife Service (KWS) insgesamt 3'287,21 Kilo Elfenbein ans Tageslicht (Bild unten).
Im stärker von Menschen besiedelten Westafrika gibt es bereits fast keine Elefanten mehr. Und in letzter Zeit sind auch die Waldelefanten im zentralen Afrika (Kongobecken) von Rebellen, Wilderern und Armeeangehörigen derart dezimiert worden, dass sie bald ausgerottet sein dürften. Die Elefantenmassaker n Zentralafrika und Staaten wie die Zentralafrikanische Republik, die beiden Kongos, Kamerun und Gabun beschäftigten im Juni selbst den UNO-Sicherheitsrat. Denn mit dem Elfenbein finanzieren sich – wie zuvor im Sudan, in Mocambique und Angola – auch Rebellen. In seinem Bericht liess UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon keine Zweifel zur Gefährlichkeit der Wilderei offen: Die Wilderei und ihre Verbindungen zu kriminellen und sogar terroristischen Aktivitäten würden "den nachhaltigen Frieden und die Sicherheit in einigen Staaten Zentralafrikas massiv bedrohen", warnte er unverblümt.
Auch die UNO fordert Militäreinsätze gegen Wilderer
Es sei klar, so der oberste UN-Chef im Bericht, dass die Elefantenwilderei und der Elfenbeinverkauf mit dem Waffenhandel und der Instabilität in etlichen Ländern Afrikas zusammenhingen. Überdies verwendeten die Wilderersyndikate immer modernere Waffen – teils nun auch aus den geplünderten Waffenarsenalen des gestürzten libyschen Herrschers Muammar al-Gaddafi.
Und dann sprach Ban-Ki-moon das aus, was den meisten in Afrika tätigen Umweltorganisationen aus Image-Gründen nicht laut auszusprechen wagen: Die Notwendigkeit von umfassenden Militäraktionen, um den Wilderern das Handwerk zu legen. Für Tier- und Umweltschützende ein teuflisches Dilemma: Wie ihren Mitgliedern und Spendern in der westlichen Welt erklären, dass die letzten Wildtiere mit kriegerischen Mitteln verteidigt werden müssen, um ihr Überleben einigermassen sichern zu können? Dass Undercover-Aktionen mit Spezialeinheiten nötig sind? Und dass dabei notfalls auch Menschen erschossen werden müssen?
Die brutale Realtität im Busch zwingt nun aber sogar den auf Ausgleich bedachten Ban Ki-Moon und Friedensnobelpreisträger Obama, zur letzten Waffe zu greifen – Militäreinsätze. So rief der UN-Generalsekretär im Juni die zentralafrikanischen Regierungen dazu auf, gemeinsam und koordiniert gegen die Wildererbanden vorzugehen. Die meisten dieser Staaten haben jedoch ganz andere Sorgen und sind für solche Einsätze nicht gerüstet. Ob schliesslich UNO-Truppen oder Spezialeinheiten der Amerikaner oder ehemaligen Kolonialmächte mit den Wilderern im Busch und den Auftraggebern in den Metropolen Afrikas und Asiens "aufräumen" müssen, wird eine Frage sein, die jedenfalls dringend zu beantworten ist - noch bevor die letzten Elefanten verschwunden sind.
Kein Platz mehr für die Wildtiere
Denn heute sind auch ihre Bestände in Ostafrika rasant am Schwinden. Umweltorganisationen und Regierungsstellen schätzen, dass jährlich Zehntausende von Elefanten (bis zu geschätzten 50 000) erschossen oder vergiftet werden, um an ihr Devisen bringendes Elfenbein zu kommen. Dabei operieren die Wilderersyndikate auch in Nationalpärken und Wildschutzgebieten wie der riesige Selous in Südtansania, dem grössten Elefantenparadies Afrikas.
Die traurige Realität: Die Wildhüter oder Ranger dieser Welt sehen sich immer besser organisierten und modern ausgerüsteten Tierkillern gegenüber. Verbrecher, die nicht selten zuverlässige Komplizen in den Regierungen und Ordnungskräften haben. (Bild: Elefant im Selous, dem mit einer Motorsäge das Gesicht mitsamt den Stosszähnen weggesägt wurde.) So herrscht ein permanenter Buschkrieg, bei dem die Verbrechersyndikate dank weit besserer Ausrüstung und Organisation den Ordnungskräften zumeist weit überlegen sind. Die Wilderei hat nun gerade auch im einst überaus wildreichen Ostafrika derart schreckliche Ausmasse angenommen, dass sie sogar von US-Präsident Barack Obama während seiner Visite anfangs Juli beim tansanischen Präsidenten und Gastgeber Jakaya Kikwete thematisiert wurde.
Zweifel am Überleben des "Auslaufmodells" Wildtier
Ob die von Obama angestossenen Massnahmen auch draussen im Busch greifen und beispielsweise die letzten Elefanten retten können, das wird sich erst zeigen müssen. Skeptiker zweifeln am nachhaltigen Erfolg. Sie meinen, die Staatengemeinschaft müsse insgesamt viel entschlossener gegen die Wilderei vorgehen. Nicht nur gegen die Trophäenwilderei (Stosszähne, Nasenhörner, Geweihe, Felle etc.), sondern auch gegen die Fleischwilderei, vor der keine Wildtierart mehr verschont bleibt. Banden wildern in den Wäldern und Savannen Afrikas, um die Dörfer und grossen Städte mit billigem und schmackhaftem "Buschfleisch" (Bushmeat) zu versorgen. Und hungernde oder unterernährte Afrikaner wildern, um sich und ihre Familien satt zu kriegen.
So wird mit jeder Art von Waffe (Maschinengewehre, Vorderlader, Speere, Schleudern, Bogen und Pfeile, Buschmesser, Gift-, Leim-, Schlingen-, Netz- und Grubenfallen) den Tieren nach dem Leben getrachtet. Keine Art, die von der Wilderei und dem Umbringen verschont bliebe: Vögel und Fische, Schlangen und Echsen, Menschenaffen (Bild: Gorilla), Antilopen, Büffel, Giraffen, Löwen, Lepoarden, Geparde, Stachelschweine, Flusspferde, Krokodile und eben Elefanten und Nashörner.
Die täglichen Tötungen und die "Massenmorde" an den frei lebenden Tieren in den letzten Wildnissen dieser Welt finden zumeist im Verborgenen statt. In Gebieten, die oft schlecht zugänglich sind und wo niemand Kontrollen durchführt. Das Fangen und Umbringen der Tiere ist für uns oft ebenso schlecht warnehmbar wie das furchtbare Leiden der Tiere, wenn sie in den Fallen verdursten, sich zu Tode strangulieren, verbluten oder sonstwie verrecken.
Wilderei hat auch mit Armut und Hunger zu tun
Um den allgemeinen Tierschwund zu stoppen, genügen gemäss den Skeptikern und Skeptikerinnen weder Militär- noch Polizeiaktionen. Ebenso müssten die alltäglichen Lebensbedingungen vieler afrikanischer Völker verbessert werden, was wiederum enorm viel politische Entschlossenheit, Zeit, Energie und Geld erfordern würde: Ressourcen, die in der Jetzt-Zeit mit ihren Nöten und mit ihren ganz anderen Prioritäten als die Rettung der letzten Wildtiere kaum zu mobilisieren sind. Ressourcen, die aber von entschlossenen Leuten und Organisationen hier und dort trotz aller Rückschläge mobilisiert werden, weil sie immer wieder auch Erfolge zeitigen. Denn sicher ist etwas: Ein Nichtstun würde die drohende Ausrottung aller wilden Tiere nur beschleunigen.
So müssen alle, die sich um die Wildtiere sorgen – zum Beispiel Umwelt-, Tier- und Hilfsorganisationen, Regierungsstellen, Wissenschafter und Wissenschafterinnen, Tourismusunternehmen, Zoos und Individuen in aller Welt, weiterhin anstrengen, das Beste aus der Situation zu machen. Es gilt zu verhindern, dass die Wiedereinführung von Tierarten in einer zuvor leer gewilderten Region als Ausweg zum grossen, letzlich aber doch zweifelhaften Erfolgserlebnis wird. Wildtierarten sollen auf allen Kontinenten überleben können, ohne vorher fast bis zum letzten Exemplar ausgerottet worden zu sein.
US-Präsident Obamas Task Force könnte deshalb – sollte sie mit den Mitteln einer führenden Grossmacht richtig und entschlossen vorgehen – längst nicht alles, aber doch einiges bewirken. Und mit ihr würde sich auch die Lage der heute so gehetzten Elefanten und Nashörner entspannen – vorderhand jedenfalls. 15. Juli 2013
Wann schützt Kenias Armee den Schweizer Wolf? Nachdem die Amerikaner ihre Bisonherden spasshalber ausgerottet haben, sind sie sicher prädestiniert mit Armeen die Wildtiere zu schützen. Nach dem Motto, im Zweifel hilft militärische Gewalt immer. So können sie ihre Militärberater in die strategisch interessanten Länder schicken. Und das mit hehren Absichten. Schliesslich will man in seinen Ferien ja noch Elefanten sehen. Vielleicht schicken dann im Gegenzug die Kenianer ihre Armee in die Schweiz, um die Wölfe zu schützen. Abgesehen davon ist es höchste Zeit, dass man etwas gegen diese Sauerei tut. Wenn’s nicht schon 5 nach 12 ist. René Stäheli, Birsfelden "Wo ist der WWF?" Wo ist denn der WWF und andere Gutmensch-Organisationen? Fritz Kunz, Therwil |
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