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"Bonfol ist überall": Greenpeace-Demonstration* in Schönenbuch BL

Giftige Chemikalien im Grundwasser neben Chemiedeponie Le Letten

Greenpeace präsentiert Messresultate aus dem elsässischen Hagenthal-le-Bas: "Grundwasser ist chemisch belastet"


Von Peter Knechtli


Das Grundwasser rund um die ehemalige Chemiemülldeponie in der elsässischen Grenzgemeinde Hagenthal-le-Bas ist "chemisch belastet": Dies ist der Befund von Messungen der Umweltschutz-Organisation Greenpeace, der am Montag bekannt wurde. 84 zum Teil krebsfördernde Chemikalien seien in den Proben gefunden worden, heisst es im ersten Zwischenbericht.


Die in den fünfziger und sechziger jahren bewirtschaftete Chemiemülldeponie Le Letten in Hagenthal-le-Bas ist nur eine von mehreren Altlasten der Basler Chemieindustrie im elsässischen Grenzgebiet. Weitere Müllzentren befinden sich in Hagenthal-le-Bas ("Galgenrain") sowie in Neuwiller ("Roemisloch" und "Hitzmatten"), wenige Meter von der schweizerisch-französischen Landesgrenze entfernt. "Seit zehn Jahren versichern die beiden Basler Chemiekonzerne Novartis und Ciba Spezialitätenchemie bzw. ihre Vorgängerfirmen, die Verantwortung für ihre wilden Chemiemülldeponien im grenznahen Elsass zu übernehmen. Doch geschehen ist nicht viel." Deshalb legte Greenpeace Hand an und entnahm Wasser aus einem Bohrloch bei der Deponie Le Letten.

"Zum Teil hochgiftig und krebsfördernd"

Der Befund des unabhängigen Laboratoriums MPU (Mess- und Prüfstelle Technischer Umweltschutz GmbH, Berlin) ist Besorgnis erregend, wie Greenpeace am Montag bekannt gab. "Mindestens 84 zum Teil giftige Chemikalien" fanden die Berliner Analytiker. Darunter befinden sich Stoffgruppen wie Anilinverbindungen und aromatische Stickstoffverbindungen, von denen bekannt ist, dass sie zum Teil hochgiftige und krebsfördernde chemische Substanzen enthalten. "Dieses Wasser ist chemisch belastet", lautet das Fazit des Analyse-Instituts.

Die gefunden Stoffe stammen laut Greenpeace "ohne Zweifel aus der Chemiemülldeponie Le Letten". Sie seien weitgehend ein Abbild der damaligen Produktion, insbesondere der Herstellung von Farbstoffen". Die Umwelt-Organisation fordert deshalb von Novartis und Ciba Spezialitätenchemie, "dass sie unverzüglich die entsprechenden Schritte zur Totalsanierung aller wilden Giftmülldeponien in der Region Basel einleiten". Denn "was für die angeblich gesicherte Chemiemülldeponie im jurassischen Bonfol gilt - nämlich die Totalsanierung auf Kosten der Verschmutzer -, muss erst recht für die ungesicherten Deponien der chemischen Industrie in der Region Basel gelten".

Chemieunternehmen wollen zu ihrer Verantwortung stehen

Das in Allschwil BL domizilierte "Aktionskomitee Chemiemüll weg!" forderte in einer ersten Stellungnahme die Räumung sämtlicher vier Deponien durch die Verursacher. In Gesprächen mit dem Aktionskomitee hätten Vertreter der Basler chemischen Industrie bisher jedoch "jegliche Verantwortung für die Deponien 'Hitzmatten' und 'Galgenrain' abgelehnt, obwohl Augenzeugen damals das Abladen beobachteten".

Untersuchungen der elsässischen Chemiemülldeponien haben Ende letzten Jahres auch Novartis und Ciba SC beim französischen Ingenieurbüro Antea in Auftrag gegeben. Laut Ciba-Sprecher Thomas Gerlach "stehen die Chemieunternehmen voll und ganz zu ihrer Verantwortung". Am Dienstag geben die Chemieunternehmen die Ergebnisse ihrer Bohrungen bekannt. "Es wird erste Ergebnisse geben", erklärte Ciba-Altlastenexperte Rolf Bentz gegenüber OnlineReports. Heute Montag sollen zunächst die Vertreter der betreoffenen Gemeinden Allschwil, Schönenbuch, Hagenthal und Neuwiller informiert werden. Bentz erklärte weiter, dass "laut unserer Datenbasis und Gesprächen mit noch lebenden Lieferanten" keine Basler Chemiefirmen Abfälle in die Deponien "Hitzmatten" und "Galgenrain" gekippt hätten. Dennoch seien diese Deponien in die Untersuchungen mit einbezogen worden.

25. Juni 2001


Was die im Auftrag der Firmen veranlassten Messungen ergeben

Das gemeinsame Communiqué von Ciba Spezialitätenchemie, Novartis und Syngenta vom 26. Juni 2001 im Wortlaut

Ciba Spezialitätenchemie, Novartis und Syngenta informierten heute gemeinsam mit den zuständigen französischen Behörden DRIRE-Alsace und dem Amt für Umweltschutz und Energie Baselland die Vertreter der betroffenen Gemeinden Hagenthal, Neuwiller, Allschwil und Schönenbuch über die ersten Ergebnisse der Wasseruntersuchungen bei den Deponien Galgenrain, Le Letten, Hitzmatten und Roemisloch auf dem Gebiet der Elsässer Gemeinden Neuwiller und Hagenthal-le-Bas.

Die Chemiefirmen stehen zu ihrer Verantwortung als frühere Mitbenutzer von Deponien in der Region und werden diese Verantwortung auch in Zukunft voll wahrnehmen. Seit über einem Jahr untersuchen sie in Abstimmung mit den Behörden den Einfluss der vier Elsässer Deponien auf die Umwelt. Jetzt liegen die ersten Ergebnisse der Analysen von Grundwasser und Oberflächengewässer aus dem Abstrombereich der Deponien vor. Ausser bei einer Probenstelle unmittelbar neben der Deponie Roemisloch konnte im Grundwasser und in den Oberflächengewässern keine Belastung mit chemischen Substanzen gefunden werden.

Bei der Deponie Le Letten konnte in den verschiedenen Probenahmestellen im Grundwasser des Abstrombereichs im März keine Verunreinigung nachgewiesen werden. Zur Bestätigung dieser Ergebnisse sind weitere Analysen nach einer regenarmen Periode, das heisst bei Grundwasserniedrigstand, voraussichtlich im September 2001, geplant. Auch das Wasser die Trinkwasserfassung von Schönenbuch weist keine Verunreinigung auf.

Bei der Analyse des Sickerwassers aus dem Innern der Deponie wurden erwartungsgemäss verschiedene chemischen Substanzen wie chlorierte Aniline aus der früheren Farbstoffproduktion gefunden, die bestätigen, dass Abfälle aus der chemischen Produktion in dieser Deponie abgelagert wurden.

Bei der Deponie Roemisloch wurde in der Quelle unmittelbar unterhalb Deponie eine Verunreinigung durch chemische Substanzen festgestellt. Es handelt sich um ähnliche Produkte wie bei Le Letten. Das Wasser aus der Quelle weist eine gewisse Toxizität gegenüber Daphnien (Wasserflöhe) auf. Berechungen haben ergeben, dass weniger als ein Gramm an chemischen Substanzen pro Tag aus der Deponie in die Umwelt gelangen. Im weiteren Wasserlauf kann keine Belastung mehr gemessen werden. So konnten im Neuwillerbach/Mühlibach keine chemischen Stoffe nachgewiesen werden. Auch Grundwasseranalysen um die Deponie Roemisloch zeigen keine Verunreinigung. Zur Bestätigung dieser Ergebnisse sind weitere Analysen der Quelle und der Oberflächengewässer mit den zuständigen Behörden abgesprochen worden und im Gang. Diese Untersuchungen bilden die Basis zu einem angepassten Überwachungsprogramm.

In Le Letten und Roemisloch haben die früheren Firmen Ciba AG und J. R. Geigy AG – neben durch andere Lieferanten deponierte Abfälle – zwischen 1957 und 1960 Schlacken, Aschen, Filterhilfsmittel, Chemieabfälle, Verpackungsmaterial und Abbruch- und Aushubmaterial von Bauprojekten abgelagert.

Obwohl keine Hinweise gefunden werden konnten, dass Abfälle von Ciba und Geigy damals auch in den Deponien Hitzmatten und Galgenrain deponiert wurden, sind auf Wunsch der Behörden diese Deponien ins Untersuchungsprogramm aufgenommen worden. Bei den durchgeführten Untersuchungen wurden bei den Deponien Galgenrain und Hitzmatten keine Verunreinigungen mit chemischen Substanzen festgestellt.

Es existiert bereits eine Arbeitsgruppe mit den zuständigen Behörden und den Chemiefirmen. Die weiteren Untersuchungen werden einige Monate in Anspruch nehmen und voraussichtlich im Herbst in der Arbeitsgruppe besprochen und anschliessend der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie werden zusammen mit den vorliegenden Ergebnissen der historischen sowie der geologischen und hydrogeologischen Studien die Grundlage für das weitere Vorgehen bilden.

26. Juni 2001


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