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"Imageverlust für die Landwirtschaft": Antibiotika-Träger Biene

Die Angst der Imker vor Antibiotika im Bienen-Honig

Bienenzüchter kritisieren den Chemie-Einsatz gegen Feuerbrand / Erst zwei Bewilligungen im Baselbiet


Von Valerie Zaslawski


Die Imker sind sauer: Der neuerdings mögliche Streptomyzin-Einsatz gegen den Feuerbrand an Obstbäumen in der Schweiz könnte eine Verunreinigung des Bienen-Honigs zur Folge haben. Im Baselbiet wird das Antibiotikum sehr zurückhaltend eingesetzt: Bisher haben nur zwei Obst-Bauern eine Einsatz-Bewilligung.


Der Feuerbrand, der seit mehreren Jahren sein Unwesen auf bäuerlichen Landgütern treibt, bereitetet den Hof-Besitzern Bauchschmerzen. Bemerkbar macht er sich durch absterbende Blüten und Blätter. Deshalb beschloss das Bundesamt für Landwirtschaft Ende Januar, das Antibiotikum Streptomyzin auch in der Schweiz gegen diese heimtückische und für Obstbauern möglicherweise existenzgefährdende Infektionskrankheit einzusetzen.

Imker wollen keinen verseuchten Honig

Doch der Chemie-Einsatz stösst auf scharfe Kritik: Schweizer Imker befürchten Antibiotika-Rückstände in ihrem Honig. Darunter auch Martin Dettli, Bio-Imker und Bienenforscher aus Dornach. Durch das Sprühen von Streptomyzin bestehe "die Gefahr, dass der Honig verunreinigt wird".    

Der Einsatz ist neu und die Folgen sind noch ungewiss: Wie gross die Chance für eine Verunreinigung ist, "wissen wir einfach nicht genau", sagte Pascal Simon, Leiter der Landwirtschaftlichen Produktion am Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain, gegenüber OnlineReports. In Deutschland aber werde Streptomyzin schon seit Jahren eingesetzt und gemäss diesem Erfahrungswert sei "das Verunreinigungs-Risiko relativ klein".

Nur zwei Bewilligungen im Baselbiet

Zudem seien die Regelungen für einen Einsatz sehr streng. Ein Bauernhof muss bestimmte Kriterien erfüllen, damit das Landwirtschafts-Amt eine Bewilligung ausstelle: Die Anlage müsse sich in einer "Befallszone" oder in einer Nachbarsgemeinde befinden, erklärte Simon. Ausserdem können Höfe, die im letzten Jahr einen Brand im Umkreis von 500 Metern erlebten, eine Genehmigung einholen, ergänzte der Landwirtschafts-Experte. Die Bewilligung berechtige aber noch nicht zum definitiven Einsatz, da die entgültige Sprüh-Erlaubnis von den Witterungsverhältnissen abhängig sei.

Ganz im Gegensatz zum Kanton Thurgau, wo rund 350 Obstbauern die Bewilligung für den Streptomyzin-Einsatz erhalten haben, ist die Nachfrage im Baselbiet äusserst gering: Von 80 Baselbieter Obst-Bauern haben bisher nur deren 12 ein Gesuch eingereicht, wovon der Kanton fünf bewilligte. Von diesen fünf Bewilligungen zogen aber bereits drei Bauern ihren Gesuch freiwillig wieder zurück. Denn: Auch die Schweizer Bauern seien gegenüber dem Antibiotika Einsatz "kritisch" eingestellt und wollen davon "nicht unbedingt" Gebrauch machen, meinte Simon weiter.
    
Imageverlust für Schweizer Landwirtschaft

Der Schweizerische Obstverband zeigt sich deshalb mit dem Imkerverband solidarisch. Bei einer "Verunreinigung kauft der Verband den betroffenen Imkern den Honig ab", sagte Simon - ohne dass allerdings auch der Wert der verlorenen Kundschaft entschädigt würde. Bevor der Honig auf den Markt komme, werde er vom Kantonschemiker auf Antibiotika-Rückstände getestet. Für Lebensmittel besteht ein genereller Antibiotika-Toleranzwert von 20 Mikrogramm pro Kilogramm. Der Verband sei aber bereit, verseuchten Honig schon bei 10 Mikrogramm zurückzunehmen. "Dadurch haben wir keinen finanziellen Verlust", meinte Bio-Imker Dettli.

Doch das kann kein Trost sein: "Antibiotika gehört nicht in unseren Honig", sind sich die Imker einig. Diese Meinung teilt aber auch Pascal Simon. Er hält den Einsatz von Antibiotika für einen "Imageverlust" für die Schweizer Landwirtschaft.

30. März 2008

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