Werbung


Verdacht auf Chemiemüll-Rückstände in Baselbieter Sodbrunnen

Greenpeace fand in Wasserfassung von Schönenbuch zwei Weichmacher und ein chemisches Zwischenprodukt


Von Martin Forter


Zwei Weichmacher und ein chemisches Zwischenprodukt hat die Umweltorganisation Greenpeace im Wasser eines Sodbrunnens in Schönenbuch (BL) entdeckt. Der Verdacht: Die Verunreinigung könnte durch die benachbarte Chemiemülldeponie Le Letten in der französischen Grenzgemeinde Hagenthal-le-Bas entstanden sein.


In der wilden Deponie liegen rund 3'500 Tonnen Chemiemüll der Novartis- und Ciba SC-Vorgängerfirmen J.R. Geigy, Ciba sowie Durand&Hugenin. Das von Greenpeace beauftragte Labor RWB fand im Wasser des rund 400 Meter vom Letten entfernten Brunnens in einer ersten Probe gegen 30 organische Verunreinigungen. Sie liessen sich jedoch aus technischen Gründen nicht genau identifizieren. Wie aus dem OnlineReports vorliegenden Untersuchungsbericht hervorgeht, wies RWB in einer zweiten Probe dann drei Substanzen in niedrigen Konzentrationen nach: Bisphenol A und Phtalate (zwei Weichmacher für Kunststoffe) sowie das Zwischenprodukt Isobenzofuranone.

Stefan Weber, Chemiespezialist von Greenpeace Schweiz: "Bei dieser Analyse handelt es sich nur um eine Stichprobe im Dunkeln. Wie befürchtet, haben wir dabei Schadstoffe gefunden. Ein genaues Urteil lassen aber erst Untersuchungen näher bei den Deponien zu". Als "besonders störend" empfindet er, dass es sich bei zwei der drei nachgewiesenen Stoffgruppen "um Substanzen handelt, die wie Hormone wirken."

Ciba verarbeitete Bisphenol A zu Araldit

Gemäss dem Labor RWB sind die Weichmacher Bisphenol A und Phtalate keine guten Beweise für Chemiemülldeponien. Sie finden sich auch im Wasser aus der Umgebung von Hausmülldeponien. Eine solche ist im Umfeld des Sodbrunnens in Schönenbuch allerdings nicht bekannt. Dass die beiden Stoffe aus der Deponie Letten stammen, ist nicht nachgewiesen, aber wahrscheinlich: Wie Recherchen von OnlineReports ergaben, verwendete Ciba in Basel Bisphenol A zur Herstellung von Epoxy-Harzen (Araldit). Gemäss dem Geschäftsbericht von 1968 baute sie die Produktionskapazitäten Mitte der 1960er Jahre weiter aus.

Bei den im Wasser des Sodbrunnens gefundenen Phtalaten handelt es sich gemäss dem Branchenführer "Directory of Chemical Producers" von 1986 um kommerziell bedeutende Produkte. Sie wurden auch bei der Basler Chemie in grossen Mengen zur Herstellung von Kunststoffen verwendet. Nachgewiesen, aber nicht eindeutig identifiziert wurde zudem das chemische Zwischenprodukt Isobenzofuranone. Wozu dieser Stoff verwendet wurde, ist unklar: Ciba SC und Novartis wollten keine Stellungnahme zur Greenpeace-Analytik und zu den gefundenen Stoffen abgegeben, da den beiden Firmen der Untersuchungsbericht nicht vorliegen würde.

Kanton: "Keine Stoffe aus der Chemiedeponie"

40 Jahre nach dem Bekanntwerden der ersten Verschmutzung mit Farbstoffen hat im August 2000 auch das Umweltamt des Kantons Basellland das Wasser des Schönenbucher Sodbrunnens zum ersten Mal untersucht: Bei der Suche nach 62 chlorierten Verbindungen fanden die staatlichen Analytiker Spuren weit unter den Trinkwassergrenzwerten von Methylenchlorid, Toluol und Xylol – drei Lösungsmittel, die zwar in der chemischen Industrie in grossen Mengen eingesetzt werden, die aber auch bei vielen anderen Anwendungen zum Einsatz kommen. Die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion in einer Medienmitteilung vom Oktober: "Die Ergebnisse zeigten bei allen Proben keinerlei Verunreinigungen, die auf eine Beeinflussung durch chemische Stoffe aus der Deponie zurückzuführen wären".

Mit diesem Schluss ist Greenpeace-Mann Stefan Weber nicht einverstanden: "Es stimmt, dass diese Lösungsmittel zwar weit verbreitet sind. Wie sie aber in das Wasser des Sodbrunnens in Schönenbuch kommen, ist eine ungeklärte Frage. Sie können aus der Deponie Le Letten stammen". Weber bemängelt an den Baselbieter Untersuchungen zudem, dass sie sich ausschliesslich auf chlorierte Verbindungen beschränkt haben. In diese Richtung argumentiert auch der Chemiker Hans Z’graggen vom Allschwiler Aktionskomitee "Chemiemüll weg": "Chlorierte Verbindungen sind in dieser Chemiemülldeponie kaum zu finden. Der Kanton hätte nach Nitro- und Aminophenolverbindungen suchen müssen".

Franzosen bereiten Probebohrungen vor

Diese Kritik weisst Bendicht Hurni vom Labor des Baselbieter Amts für Umweltschutz nur bedingt zurück und verweist auf die Grenzen der Analytik: "Chlorverbindungen haben gute Eigenschaften für die Analytik. Nitroverbindungen dagegen weniger. Sie umfassen ein weites Spektrum an chemischen Verbindungen, die in der Regel weniger mobil, besser abbaubar und technisch schlechter nachweisbar sind." Wenn sein Amt jedoch Hinweise auf bestimmte Verbindungen hätte, würde es bei diesen "den Hebel ansetzen".

Dies wollen nun auch die französischen Behörden in Zusammenarbeit mit Novartis und Ciba SC tun: Zwar wurden die Probebohrungen bei den vier Chemiemülldeponien der Basler Industrie Le Letten, Galgenrain (Hagenthal-le-Bas), Roemisloch und Hitzmatten (Neuwiller) an der Grenze zur Schweiz nicht schon letzten Dezember abgetäuft, wie ursprünglich geplant. Doch noch diesen Januar sollen die Arbeiten beginnen. Die ersten Anaylseresultate von Wasser aus den Bohrlöchern in unmittelbarer Nähe der Deponien erwartet Bruno Cahen von der oberelsässischen Umweltbehörde DRIRE im März 2001.

5. Januar 2001


 Ihre Meinung zu diesem Artikel
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)

Was Sie auch noch interessieren könnte

Letzte Chance für den
Naturpark Baselbiet

29. August 2024

Bis Ende Jahr entscheiden die Gemeinden
über das Schicksal des Projekts.


Reaktionen

Ebenrain-Zentrum Sissach:
Der neue Chef im Porträt

24. Juli 2024

Der 60-jährige Entlebucher Christoph Böbner sieht sich nicht als Übergangslösung.


Franz Vogt führt den Kampf gegen Novartis & Co. weiter

10. Juli 2024

Deponie Roemisloch: Allschwil findet erneut Benzidin und andere Schadstoffe.


Wie der Glögglifrosch ein
hübsches Bankkonto räumte

24. Juni 2024

Liestal/Füllinsdorf: Vier neue Weiher zur Rettung der Geburtshelferkröte eingeweiht.


Viele Journalisten verlassen
die Branche – wir bleiben

18. Juni 2024

Das erste Jahr OnlineReports mit
Alessandra Paone und Jan Amsler.


Reaktionen

Salzabbau im Röserental:
Grillparty gegen Widerstand

13. Juni 2024

Die Schweizer Salinen gehen proaktiv
auf die Öffentlichkeit zu.


Kritischer Spaziergang
durch Münchenstein

5. Juni 2024

Wakkerpreis: Wie entwickelt sich die Gemeinde entlang des St. Alban-Teichs?


Eine Jahrzehnt-Abstimmung,
als Konsens inszeniert

31. Mai 2024

Der Kommentar über die merkwürdig lange
Stille
um das Baselbieter Energiegesetz.


Reaktionen

IWB: Konkurrenziert die Solaroffensive die Fernwärme?

7. Mai 2024

CEO Claus Schmidt präsentiert Ergebnis 2023 und nimmt im Interview Stellung.


Reaktionen

Ein Schweizer Vorzeige-Projekt:
20 Jahre "Obstgarten Farnsberg"

16. April 2024

Mit Birdlife-Projektleiter Jonas Schälle
unterwegs in einem Bijou der Biodiversität.


www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gehort.gif
"Heute einen neuen Präsidenten wählt Tunesien."

Radio SRF 1
in den 8 Uhr-Nachrichten
vom 6. Oktober 2023
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gehort.gif

Gepflegte News-Sprache hier zelebriert wird.

RückSpiegel

 

Die BaZ bezieht sich in einer Meldung über den neuen Geschäftsführer der Aids-Hilfe beider Basel auf eine Recherche von OnlineReports.

BaZ, bz, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den Abgang des Finanzchefs Tim Kretschmer beim Kunstmuseum Basel auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel zur Abstimmung über das Baselbieter Gesundheitsgesetz auf eine Recherche von OnlineReports zum Mangel an Kinderärzten im Oberbaselbiet.

Die BaZ zitiert die OnlineReports-Meldung über die Nachfolgelösung beim BackwarenOutlet.

Telebasel bezieht sich in einem Beitrag über Ticket-Betrüger beim Källerstraich auf ein Bild von OnlineReports.

persoenlich.com nimmt die Meldung von OnlineReports über den Wechsel des BaZ-Journalisten Sebastian Briellmann zur NZZ auf.

persoenlich.com bezieht sich auf die OnlineReports-Meldung über den Stellenantritt von Martin Regenass bei Prime News.

Die bz zitiert OnlineReports bei einer Meldung zur Wahl des neuen SVP-Fraktionschefs im Baselbieter Landrat.

20 Minuten, Baseljetzt und Happy Radio nehmen Bezug auf die OnlineReports-Recherche zur tanzenden Wagenführerin der BVB.

Das SRF-Regionaljournal Basel, die BaZ, die bz, Happy Radio und Baseljetzt zitieren die Recherche von OnlineReports zum Interimschef der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Das SRF-Regionaljournal Basel verweist auf die OnlineReports-Recherche zu den finanziellen Problemen bei der Aids-Hilfe beider Basel.

20 Minuten und zentralplus zitieren die OnlineReports-Recherche über die Baselbieter Obstbauern, die ihre Kirschen nicht verkaufen können.

Die BaZ und 20 Minuten beziehen sich in einem Artikel über den tödlichen Unfall im St. Johann auf einen Bericht aus dem OnlineReports-Archiv.

Die bz nimmt die OnlineReports-Recherche über den Kunst-Coup der Stiftung Im Obersteg auf.

Die bz vermeldet den Tod von Aurel Schmidt und bezieht sich dabei auf OnlineReports.

Baseljetzt, bz, Volksstimme, SDA und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den geschassten CEO Marcel Allemann auf.

Die bz berichtet, dass Landrat Hannes Hänggi das Mitte-Präsidium übernehmen will, und verweist dabei auf OnlineReports.

Das Portal kath.ch nimmt die OnlineReports-Recherche über die Pläne der Basler Hicret-Moschee in Reinach im Medienspiegel auf.

Baseljetzt nimmt die Recherche von OnlineReports über den "Fuck SVP"-Schriftzug am Nebiker-Turm in Sissach auf.

In ihrem Bericht über die Wahl des neuen Baelbieter SVP-Präsidenten zitiert die Basler Zeitung aus einem OnlineReports-Kommentar.

Weitere RückSpiegel







In einem Satz


Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
Paul Rubin.

Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.

Jacqueline Herrmann und Alexander Bieger lösen Brigitte Jäggi ab, die als Rektorin des Gymnasiums Muttenz in Pension geht.

Bettina Zeugin folgt als Präsidentin von insieme Baselland auf Röbi Ziegler.

Der frühere Baselbieter SP-Regierungsrat Peter Schmid gibt das Präsidium des Freundevereins Zoo Basel an seine Parteikollegin und Landrätin Miriam Locher ab.

Eine Findungskommission sucht eine Nachfolge für Anna Schmid, Direktorin des Museums der Kulturen Basel, die 2025 in Pension geht.

Grünen-Politikerin Flavia Müller aus Allschwil rückt für Biljana Grasarevic in den Baselbieter Landrat nach.

Doppel-Pensionierung am Euro-Airport: Direktor Matthias Suhr geht Ende März 2025, sein Stellvertreter Marc Steuer Ende Dezember 2025 in den Ruhestand.