Werbung


Der Schweizer Sprung ins Wüstenstrom-Projekt "Desertec"

Einstieg von IWB und EBL ins spanische Solarstrom-Geschäft ist auch ein Einstieg von Schweizer Energieunternehmen ins Mega-Wüstenstromprojekt


Von Marc Gusewski


Mit ihrem Einstieg ins spanische Solarstrom-Geschäft wollen sich die regionalen Energieversorger IWB und EBL als Knowhow-Führer der Solartechnologie profilieren. Das Engagement ist eine Vorstufe zum Einstieg in das Aufsehen erregende Projekt "Desertec": Geplant ist die Nutzung der Sonnenenergie der Sahara für Europa. Das mit Abstand grösste Solarprojekt der Welt soll geschätzte 600 Milliarden Franken kosten – und mit Schweizer Beteiligung gebaut werden.


"Es ist klar, bevor wir die Solarenergie der Wüsten anzapfen können, müssen wir geeignete Techniken entwickeln. Dafür forschen wir an der Spitze mit", sagt Martin Selig, Geschäftsführer der Baden-Württemberger Novatec Biosol mit Sitz in Karlsruhe. Am Mittwoch gaben die Energieversorger EBL und IWB ihre Zusammenarbeit mit Novatec bekannt.

Mit voraussichtlich 57 Millionen Schweizer Franken werden sie sich in Spanien an einem neuartigen Typ Solarwärmekraftwerk beteiligen. Es soll mit einem Minimum an technischer Infrastruktur und praktisch ohne Kühlwasser und Brauchwasser auskommen. Das hat zur Folge, dass der Wüstenstrom deutlich günstiger als bisher produziert werden kann. Vor allem aber wird dieser Einsatz für die Grosswüsten dieser Welt getestet. Darüber sind sich alle Experten im Klaren: Der Strom der Zukunft wird unter anderem aus den sonnenenergiereichen Ländern dieser Erde kommen.

Beitrag an "Desertec"-Erfolg

"Wir wollen nicht nur von den günstigen Fördermitteln in Europa profitieren, wir wollen als Schweizer unseren Beitrag an die europäische Energiezukunft leisten", sagt EBL-Geschäftsführer Urs Steiner. Ganz bewusst geht die EBL deshalb technische, wenn auch als überschaubar geltende Risiken mit ihrem 30 Megawatt-Projekt "Puerto Errado II" ein, das am Mittwoch vorgestellt wurde.

Kernpunkt der technischen Entwicklung, deren exaktes Gelingen derzeit niemand punktgenau voraussagen kann: Die Turbine zur Erzeugung von Solarstrom muss ohne billige Wasserkühlung funktionieren. Nur so ist gewährleistet, dass Gross-Solaranlagen in der Wüste überhaupt unterbruchsfrei zu betreiben sind. Erste Testversuche der Novatec Biosol, die an dieser Entwicklung vorne mitforscht, verliefen erfolgreich.

Die Nähe zu "Desertec" ergibt sich auch hier: Ein  früherer Industriepartner der Novatec, welche die Entwicklung der Testanlage mitbegleitete, zählt zur "Desertec"-Unternehmerinitiative. Darauf angesprochen, gibt Martin Selig unumwunden zu: "Natürlich bereiten wir uns auch auf 'Desertec' vor. Aber bevor wir im grossen Stil in die Wüste gehen, müssen wir unsere Technologien testen. In Wüsten, wo praktisch kein Wasser vorhanden ist, müssen wir mit Herausforderungen neuer Dimensionen zurechtkommen. Der Mangel an billigem Kühlwasser gehört bestimmt dazu."

Potente Schweizer Energiekonzerne

Nicht nur die in Baden domizilierte ABB, die in der Technologie der Hochspannungsnetze der Zukunft führend ist, will an "Desertec" mitarbeiten. IWB-Pressesprecher Erik Rummer: "Klar geht es hier mit um 'Desertec'." Fakt ist: Als einziges Schweizer Mitglied der "Desertec Foundation" ist der Geschäftsführer des Vereins "Energie Zukunft Schweiz" mit Sitz in Basel, Aeneas Wanner (Bild), dabei. Der Verein gehört einer Reihe rühriger Energieversorger, darunter, wenig verwunderlich; Gründerorganisationen EBL und  IWB; aber auch der Arlesheimer "Gasverbund Mittelland" (GVM), die Solothurner Regionalversorgerin AEK, die Oltner Regionalversorgerin "A.En" sowie die Grenchner SWG.

Das Genfer Wirtschaftsblatt "Agefi" zitierte Wanner so: "Auch wenn die Schweiz in Sachen Sonnenenergie im Rückstand ist, hat sie doch ausgezeichnete Forscher auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien. Und die Schweizer Energiekonzerne haben die finanziellen Mittel, um zu investieren."

EBL-Geschäftsführer Steiner gibt zu: "Unsere Strategie ist klar: Indem wir Novatec helfen, ihr Projekt zu entwickeln, haben wir einen Fuss in eines der vielversprechendsten Energieprojekte gesetzt. Es ist kein Geheimnis, dass IWB und EBL weitere Partner für Folgeprojekte in Spanien suchen. Bereits führen wir solche Gespräche, dazu gehören auch die Grossen." Klar ist auch für Steiner, dass es hier um ein Generationenvorhaben geht: "In 50 Jahren soll man sagen dürfen, dass die EBL im Jahr 2009 verdammt mutig war."

Schweizer Überlandwerke verspielen Goodwill

Extrem negativ fiel die Reaktion auf die Desertec-Initiative allerdings seitens der Schweizer Elektrizitätswirtschaft  aus: "Wüstenstrom bleibt ein Phantom", war die vorherrschende Titelzeile, die von der Schweizerischen Depeschenagentur verbreitet wurde. In der Meldung wurden die Mediensprecher von BKW Energie AG, Axpo und Co. mehrheitlich mit abwertenden und relativierenden Zitaten wiedergegeben. Etwas, was der engagierte Kämpfer für neue Energien, Urs Steiner, nicht verstehen kann: "Hier hätte die Branche ein Zeichen für die Zukunft geben können. Wir müssen endlich über die alten Gräbenkämpfe hinwegkommen. Aber nicht alle haben die Zeichen der Zeit verstanden."

Etwa im Fall der "Alpiq", der früheren Atel, wurde der Mediensprecher Andreas Werz von SDA zitiert, es gehe "erst" um Konzepte. Man wolle abwarten und weitersehen. Eine öffentliche Verlautbarung, die "Alpiq"-intern für Ärger sorgte und aufzeigt, wie sehr sich in der Schweizer Energielandschaft die altbekannten Hardliner der Atomfraktion, die primär drei neue Atomkraftwerke fordern, und neue, motivierte Kräfte gegenüberstehen, die nach flexibleren Lösungen Ausschau halten.

"Alpiq" bewirbt Eigenprojekte

Denn selbst "Alpiq" steht Solarwärmekraftwerken, wie demjenigen von IWB und EBL, die gar Miteigentümerin von "Alpiq" ist, nicht fern – zumindest dann, wenn es darum geht, Geld zu verdienen: Zu den für Image-Zwecke stark von "Alpiq" beworbenen Eigenprojekten gehört beispielsweise ein von der Bundesrepublik Deutschland mit Euro-Millionen Steuergeldern gefördertes Pilotprojekt im Rheinischen Jülich. Es geht nächstens in Dauerbetrieb: Ein Solarturmkraftwerk, vergleichbar dem, in das die Basler und Baselbieter Energieversorger investieren – aber das vergass vermutlich jemand "Alpiq"-Pressesprecher Werz mitzuteilen.

6. August 2009

Weiterführende Links:


 Ihre Meinung zu diesem Artikel
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)

Was Sie auch noch interessieren könnte

Klimastrategie Basel-Stadt:
Aktionsplan liegt vor

14. Oktober 2024

Mit 64 Massnahmen will die Regierung bis
2037 das Netto-Null-Ziel erreichen.


IG Rettet die Röseren: Mehrere Einsprachen angekündigt

8. Oktober 2024

Trotz Charme-Offensive der Schweizer Salinen bleibt die Anwohnerschaft skeptisch.


Letzte Chance für den
Naturpark Baselbiet

29. August 2024

Bis Ende Jahr entscheiden die Gemeinden
über das Schicksal des Projekts.


Reaktionen

Ebenrain-Zentrum Sissach:
Der neue Chef im Porträt

24. Juli 2024

Der 60-jährige Entlebucher Christoph Böbner sieht sich nicht als Übergangslösung.


Franz Vogt führt den Kampf gegen Novartis & Co. weiter

10. Juli 2024

Deponie Roemisloch: Allschwil findet erneut Benzidin und andere Schadstoffe.


Wie der Glögglifrosch ein
hübsches Bankkonto räumte

24. Juni 2024

Liestal/Füllinsdorf: Vier neue Weiher zur Rettung der Geburtshelferkröte eingeweiht.


Viele Journalisten verlassen
die Branche – wir bleiben

18. Juni 2024

Das erste Jahr OnlineReports mit
Alessandra Paone und Jan Amsler.


Reaktionen

Salzabbau im Röserental:
Grillparty gegen Widerstand

13. Juni 2024

Die Schweizer Salinen gehen proaktiv
auf die Öffentlichkeit zu.


Kritischer Spaziergang
durch Münchenstein

5. Juni 2024

Wakkerpreis: Wie entwickelt sich die Gemeinde entlang des St. Alban-Teichs?


Eine Jahrzehnt-Abstimmung,
als Konsens inszeniert

31. Mai 2024

Der Kommentar über die merkwürdig lange
Stille
um das Baselbieter Energiegesetz.


Reaktionen

www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Flaschfahrer"

BaZ
am 12. Oktober 2024
in einem Artikel über
das neue Verkehrsregime
im Iselin-Quartier
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Flasche am Steuer oder eine Flasche intus?

RückSpiegel

 

Die bz zitiert die OnlineReports-Recherche zu den geplanten Beschwerden gegen die Salz-Sondierbohrungen im Röserental.

Die BaZ bezieht sich in einer Meldung über den neuen Geschäftsführer der Aids-Hilfe beider Basel auf eine Recherche von OnlineReports.

BaZ, bz, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den Abgang des Finanzchefs Tim Kretschmer beim Kunstmuseum Basel auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel zur Abstimmung über das Baselbieter Gesundheitsgesetz auf eine Recherche von OnlineReports zum Mangel an Kinderärzten im Oberbaselbiet.

Die BaZ zitiert die OnlineReports-Meldung über die Nachfolgelösung beim BackwarenOutlet.

Telebasel bezieht sich in einem Beitrag über Ticket-Betrüger beim Källerstraich auf ein Bild von OnlineReports.

persoenlich.com nimmt die Meldung von OnlineReports über den Wechsel des BaZ-Journalisten Sebastian Briellmann zur NZZ auf.

persoenlich.com bezieht sich auf die OnlineReports-Meldung über den Stellenantritt von Martin Regenass bei Prime News.

Die bz zitiert OnlineReports bei einer Meldung zur Wahl des neuen SVP-Fraktionschefs im Baselbieter Landrat.

20 Minuten, Baseljetzt und Happy Radio nehmen Bezug auf die OnlineReports-Recherche zur tanzenden Wagenführerin der BVB.

Das SRF-Regionaljournal Basel, die BaZ, die bz, Happy Radio und Baseljetzt zitieren die Recherche von OnlineReports zum Interimschef der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Das SRF-Regionaljournal Basel verweist auf die OnlineReports-Recherche zu den finanziellen Problemen bei der Aids-Hilfe beider Basel.

20 Minuten und zentralplus zitieren die OnlineReports-Recherche über die Baselbieter Obstbauern, die ihre Kirschen nicht verkaufen können.

Die BaZ und 20 Minuten beziehen sich in einem Artikel über den tödlichen Unfall im St. Johann auf einen Bericht aus dem OnlineReports-Archiv.

Die bz nimmt die OnlineReports-Recherche über den Kunst-Coup der Stiftung Im Obersteg auf.

Die bz vermeldet den Tod von Aurel Schmidt und bezieht sich dabei auf OnlineReports.

Baseljetzt, bz, Volksstimme, SDA und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den geschassten CEO Marcel Allemann auf.

Die bz berichtet, dass Landrat Hannes Hänggi das Mitte-Präsidium übernehmen will, und verweist dabei auf OnlineReports.

Das Portal kath.ch nimmt die OnlineReports-Recherche über die Pläne der Basler Hicret-Moschee in Reinach im Medienspiegel auf.

Baseljetzt nimmt die Recherche von OnlineReports über den "Fuck SVP"-Schriftzug am Nebiker-Turm in Sissach auf.

In ihrem Bericht über die Wahl des neuen Baelbieter SVP-Präsidenten zitiert die Basler Zeitung aus einem OnlineReports-Kommentar.

Weitere RückSpiegel







In einem Satz


Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
Paul Rubin.

Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.

Jacqueline Herrmann und Alexander Bieger lösen Brigitte Jäggi ab, die als Rektorin des Gymnasiums Muttenz in Pension geht.

Bettina Zeugin folgt als Präsidentin von insieme Baselland auf Röbi Ziegler.

Der frühere Baselbieter SP-Regierungsrat Peter Schmid gibt das Präsidium des Freundevereins Zoo Basel an seine Parteikollegin und Landrätin Miriam Locher ab.

Eine Findungskommission sucht eine Nachfolge für Anna Schmid, Direktorin des Museums der Kulturen Basel, die 2025 in Pension geht.

Grünen-Politikerin Flavia Müller aus Allschwil rückt für Biljana Grasarevic in den Baselbieter Landrat nach.

Doppel-Pensionierung am Euro-Airport: Direktor Matthias Suhr geht Ende März 2025, sein Stellvertreter Marc Steuer Ende Dezember 2025 in den Ruhestand.