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Nach Pächterwechsel: Aus mit Jazz im "Letziturm"Basel, 3. Mai 2013Während 29 Jahren organisierte der Basler Felix Bornhauser (64) unter der Dachmarke "Jazz in der Breiti" jährlich zwischen fünf und sieben Jazzkonzerte im Restaurant "Letziturm" an der Weidengasse. Er hatte sein treues Publikum und die Bands wurden für die bescheidene Gage mit guter Stimmung entschädigt. Als der bisherige Pächter auf Jahresende aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, Francesco di Grazio das Lokal übernahm und es in "Cibo Mediterraneo" umbenannte, zogen düstere Wolken auf. Nach dem ersten Konzert dieses Jahres – so Bornhauser zu OnlineReports – habe ihm der neue Pächter erklärt, "ich lege nur drauf". Letzten Freitag, nach dem zweiten Konzert dieses Jahres, war Schluss. Er wolle "keinen Jazz mehr", habe ihm di Grazio beschieden. Weiterführende Links: "Etwas einseitige Perspektive" Was dieses Thema anbelangt schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Auf der einen Seite bedauere ich, dass wieder eine volksnahe Kulturveranstaltung mit Tradition ökonomischen Gründen zum Opfer fällt. Zumal mir als jemand mit einem Kunstmaler und einem Berufsmusiker (New Orleans Jazz!) in der Familie die Nöte und Bedürfnisse von Kulturschaffenden vertraut sind. Felix Bornhausers langjähriges Engagment für "Jazz in der Breiti" gebührt zweifellos Respekt und Anerkennung.
Die leider etwas einseitige Perspektive des Artikels erscheint mir jedoch nicht als ausgewogen und gerechtfertigt.
Wer im "Cibo Mediterraneo" mit Herrn Di Grazio als Gast ins Gespräch kommt, erlebt einen jungen Mann der ebenfalls mit viel Engagement, Kreativität und Herzblut versucht ein seit Jahren herunter gewirtschaftetes Restaurant wieder zu beleben. Und auch wenn seine Küche sich hinter den besten Italienern Basels nicht zu verstecken braucht (und das zu moderaten Preisen!), macht es die vorbelastete Vergangenheit und schwierige Lage sicherlich nicht zu einer Goldgrube. Von Herrn Di Grazio zu erwarten von Beginn an als Kunstmäzen aufzutreten und zu Konditionen dem "Jazz in der Breiti" eine Bühne zu bieten, die allenfalls für den Veranstalter lohnenswert sind, ist meiner Meinung nach überzogen. Immerhin hat sich in den letzten 10 Jahren kaum ein Pächter mehr als 2 Jahre gehalten. Vielleicht wäre es daher auch im Sinn des "Jazz in der Breiti" hilfreich gewesen, wenn Felix Bornhauser sein aus anderen Zeiten stammendes Finanzierungsmodell im Hinblick auf die heutige Realität der Lokalität überdacht hätte.
Für mich als Quartierbewohner ist der frische Wind und das qualitativ hochwertig wie schmackhafte Essen im "Cibo Mediterraneo" auf jeden Fall eine willkommene Aufwertung im Quartier und unterstützenswert. Dass die „Jazz in der Breiti“ von Felix Bornhauser zukünftig in einem anderen Rahmen stattfinden werden, ist sicherlich ein Wermutstropfen und die enttäuschten Reaktionen darüber kann ich nachvollziehen. Aber wer weiss, was die Zukunft wieder an Chancen bringt, wenn das Restaurant im neuen Gewand zu altem Stolz zurück gefunden hat. Dem Breiti Quartier, dem Cibo Mediterraneo und dem "Jazz im Breiti Quartier" wären es zu wünschen! Florian Hak, Basel "Ich musste die drastische Entscheidung treffen" Ich kann die Enttäuschung und den Frust durchaus nachvollziehen und finde es auch sehr schade, dass eine lange Tradition nicht weitergeführt werden kann, aber unter den gegebenen Voraussetzungen ist es mir nicht möglich die von Felix organisierten Jazz-Abende im Cibo Mediterraneo weiter zu führen. Gerade weil wir das Einmaleins gut beherrschen, musste ich die drastische Entscheidung treffen, zumal der Vertrag von mir nicht direkt gekündigt wurde, Felix vielmehr meine Aussage, dass er die nächsten Termine im Cibo unter diesen Bedingung streichen kann, als Kündigung angenommen hat, da er nicht bereit ist Kompromisse einzugehen, damit es für beide Seiten funktioniert. Wenn die Hälfte der Gäste an solch einem Abend wenn überhaupt nur etwas trinken und in einem Restaurant nicht bereit sind, auch eine Kleinigkeit zu essen, ist auch eine „bescheidene Gage“ plötzlich nicht mehr so bescheiden.
Mir geht es keineswegs nur um den Profit wie es Felix gern darstellen möchte, aber ich führe ein Restaurant mit den entsprechenden Kosten und keine Bar oder einen Wohlfahrtsverein. Ich habe ein heruntergewirtschaftetes Restaurant übernommen und stecke sehr viel Herzblut und finanzielle Mittel hinein um in das Restaurant wieder leben reinzubringen.
Zudem ist die Aussage "ich wolle keinen Jazz mehr" vollkommen falsch, denn ich fand die Jazzbands und die Stimmung grandios. Ich werde auch weiterhin Jazz- und andere Live-Musik Abende veranstalten. Den ersten tollen Cibo-Klassik Abend gab es bereits.
Ich wünsche Felix weiterhin viel Erfolg mit b, jazz und hoffe er kommt über den Verlust der Lokalität "Letzi" schnell hinweg und wird eine für ihn passende Beiz in der Breite finden. Francesco Di Grazio, Basel "Zweifel am finanziellen Argument" Als einer der vielen treuen Jazz-im-Letzi-Stammgäste bedaure ich das Ende dieser tollen Anlässe. Dass man in Sachen Jazz und ähnlicher Musik geteilter Meinung sein kann, ist nachvollziehbar. Dass man aber finanzielle oder wirtschaftliche Gründe vorschiebt, eine fast 30-jährige Institution abzuschiessen, ist nicht nachvollziehbar und entspricht vor allem nicht der Realität. Ich unterstelle dem neuen Pächter nicht, dass er das Einmaleins des betriebswirtschaftlichen Rechnens nicht beherrscht. Aber wenn ich jeweils gesehen habe, wieviele Gäste an den Jazzabenden anwesend waren und bis spät in den Abend hinein konsumierten, habe ich zum finanziellen Argument doch meine Zweifel. Verglichen mit "normalen" Freitagabenden im Letzi wurde garantiert mehr Umsatz generiert, wenn "Felle" seine Anlässe organisiert hat. Ich hoffe für alle Musikfreunde, dass "Felle" möglichst rasch eine neue Lokalität finden wird. Felle, go ahead! René Gröflin, Birsfelden |
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