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1. Mai: Die "Revolutionäre" übernahmen die Strasse

Die diesjährige 1. Mai-Feier heute Montag in Basel stand im Zeichen der innerlinken Rivalität: Das "Revolutionäre Bündnis" stellte sich öffentlichkeitswirksam an die Spitze des Zuges durch die Stadt, die Reden auf dem Barfüsserplatz gehörten der traditionellen Linken.
Basel, 1. Mai 2017

"So weit haben wir es gebracht", entfuhr es bei der Besammlung auf dem Messeplatz einem gestandenen Sozialdemokraten. Später auf dem Barfüsserplatz sprach ein Basler SP-Mandatsträger von "Spaltpilz": Anders als in andern Jahren, in denen linke und grüne Prominenz – begleitet vom "Sicherheits-Orchester" – den knapp 2'000 Manifestanten zählenden Demonstrationszug anführten, beanspruchten heute die heterogen zusammengesetzten "Revolutionäre" die medienwirksame Führungs-Präsenz. Die nicht sehr zahlreichen bekannten Gesichter aus dem linken Politikbetrieb reihten sich hinten ein, sozusagen als die Roten Laternen.

Äusserste Linke kritisiert Linke

Mit SP und Gewerkschaften gingen die "Revolutionäre" an ihrem "Kampftag von unten" schonungslos um: An der Clarastrasse wurde Halt gemacht, um die zum linken Finanzdepartement gehörende staatliche Liegenschaftsverwaltung "Immobilien Basel-Stadt" unter anderem wegen ihrer Mieterpolitik an der Mülhauserstrasse 26 kräftig auszubuhen und die "ausgrenzende Stadtentwicklung" anzuprangern.

Als das "Sicherheits-Orchester" unter den Arkaden des Kunstmuseums artig aufspielte, tönte der alte Standard "Wer hat dich verraten? – Sozialdemokraten" aus dem Demo-Zug zurück. Ansonsten erschallten die bekannten antifaschistischen und antikapitalistischen Sprechchöre, die ein "Hoch der internationalen Solidarität" beschwörten. Am Bankenplatz mussten die Grossbanken Credit Suisse und UBS wegen ihrer Finanzierung der Dakota-Pipelinie in Standing Rock und die Niederschlagung des Protests der von der Pipeline betroffenen Sioux-Indianer dran glauben. Sachbeschädigungen etwa in Form von Sprayereien waren am Nachmittag nicht wahrnehmbar.

Kämpferische Frauen-Reden

Als sei es so vereinbart worden, kam es bei den Reden auf dem Festzentrum Barfüsserplatz nicht zu den befürchteten Störungen. Es blieb ruhig. Fast seelenuhig. Ein Chor summte etwas kraftlos "Power to the people" und "We shall not be moved". Inhaltliche Schwerpunkte waren im Marathon der Voten nicht auszumachen. Am kämpferischsten traten die SP-Grossrätin und Präsidentin des Basler Gewerkschaftsbundes, Toya Krummenacher, und "Basta"-Nationalrätin Sibel Arslan auf.

Krummenacher rief die Anwesenden dazu auf, "den Rechtspopulisten entschieden den Riegel zu schieben" und "gegen Angst und Hass am Arbeitsplatz zusammenzustehen". Ins Visier nahm sie insbesondere das Management der Basler Verkehrsbetriebe (BVB), welches das Personal "ohne Rücksicht auf Verlust an die Grenze des Leistbaren treibt". Die Belegschaft habe "die Schnauze voll von den Sparprogrammen".

Mit Bezug auf "andere Länder, wo dies viel schwieriger ist" – so forderte die türkischstämmige Arslan – müsse in der Schweiz von der Meinungsäusserungs- und Versammlungsfreiheit Gebrauch gemacht werden. Doch in der Schweiz würden Menschen über fünfzig, die über viel Erfahrung und Fachwissen verfügten, auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert. Da arbeitende Männer "im Durchschnitt immer noch 20 Prozent mehr verdienen", würden Frauen weiterhin diskriminiert.

Langfädige Vorlesungen

Nicht nur der teilweise einsetzende Regen führte dazu, dass sich die Reihen unter dem Publikum etwas lichteten. Stefan Giger, der Generalsekretär der Gewerkschaft VPOD, hielt – als befände er sich in einer Weiterbildungs-Veranstaltung – so etwas wie eine sozialhistorische Vorlesung, die im Aufruf gipfelte, der AHV-Reform kommenden September zuzustimmen.

Aus dem Stegreif und im Eilzugstempo referierte der Ökonom und frühere SPD-Staatssekretär Heiner Flassbeck (66, Bild oben) während über zwanzig Minuten über Globalisierung, die falschen Entscheidungen von IWF und Weltbank in Afrika und Lateinamerika, Digitalisierung und Produktivität. "Bravo"-Rufe löste Flassbeck aus, als er die "Leidmedien" attackierte und die Leitmedien meinte, die Tag für Tag "verrückte Ideen über Wirtschaft" verbreiteten. Jubel erntete der Deutsche nochmals, als er als Gegenleistung für die Produktivitätssteigerung adäquate Lohnerhöhungen forderte.

"So geht der 1. Mai kaputt"

Kulturelle Beiträge und weitere Reden rundeten eine Feier mit Festwirtschaft ab, die keinen Eindruck der Geschlossenheit hinterliess und einen der bekanntesten Basler Sozialdemokraten zum Fazit veranlasste: "So geht der 1. Mai kaputt."



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"Kampf gegen die Sozialdemokratie"

Und schon wieder geht eine lange Tradition der Arbeiterbewegung dem Ende entgegen. Im Zentrum der Veranstaltung steht der Kampf gegen die Sozialdemokratie ("wer hat uns verraten…"), an der Spitze des Umzuges marschieren vermummte "Revolutionäre".

Die SP-Spitze und das 1. Mai Komitee unter Führung des Gewerkschaftsbundes nehmen die Demütigung sprach- und wehrlos entgegen. Einer der "bekanntesten Sozialdemokraten", wer auch immer das ist, will zu seiner kritischen Aussage offenbar nicht einmal mit dem Namen stehen. Eine Schande!


Roland Stark, ehemaliger Präsident der SP Basel-Stadt und des Basler Gewerkschaftsbundes, Basel



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Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).