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Düstere Perspektiven für Baselbieter Lehrbetriebe

Die Baselbieter Lehrbetriebe schlagen Alarm: Sie sind immer weniger in der Lage, Lehrlinge auszubilden, wenn die Bürokratisierung und Akademisierung des Nachwuchses weiter zunimmt – und der Einkauf im derzeit günstigen Euro-Land.
Liestal, 6. Juni 2011

"Die Zukunft sähe schwarz aus ohne unsere Lehrbetriebe." Dieser Slogan wird in den nächsten Jahren auf grossformatigen Plakatflächen im Baselbiet zu lesen sein. Er steht im Zentrum einer Kampagne, die die bisher wenig bekannte "Konferenz der Gewerbe- und Industrievereine des Baselbiets" (KGIV) unter dem Präsidium des Muttenzer Architekten Beat Hüsler mit massgeblicher Unterstützung ihres Dachverbands, der Wirtschaftskammer Baselland, lanciert.

"Die Lehre in Bad Krotzingen?"

Das Baselbiet zählt zu den Kantonen, die der Berufslehre und damit dem professionellen Nachwuchs seines Gewerbes grosse Bedeutung beimessen. 5'400 Lehrverhältnisse bestanden letzten Jahr im Kanton, rund 2'000 Lehrverträge wurden neu abgeschlossen. Von der Bereitschaft, Schulabgänger zur einer Berufslehre zu motivieren, zeugen aber auch die zweijährlich in Pratteln stattfindende Berufsschau, die Imagekampagne "E Lehr bringt mehr" und dem KMU-Lehrbetriebsverbund.

Zufrieden sind die Gewerbetreibenden aber nicht: Die Grundlagen eines beidseitig motiviert verstandenen Lehrverhältnisses scheinen ins Wanken zu kommen. Dass die Baselbieterinnen und Baselbieter ihre Einkäufe des täglichen Bedarfs, ihre Investitionen in Leistungen aller Art und beispielsweise ihre Gartenbau-Arbeiten immer häufiger – tiefer Euro sei Undank – im billigeren benachbarten Ausland tätigen, zeigt sich laut Wirtschaftskammer-Vizedirektor Christoph Buser "sehr akzentuiert": Wer sein Geld "drüben" ausgibt, müsse sich die Frage gefallen lassen: "Macht Ihre Tochter die Lehre in Bad Krotzingen?"

Verbürokratisierung und Verakademisierung

Doch damit nicht genug: Buser ortet auch eine Tendenz, das bisherige duale Berufsbildungssystem – Praxis im Privatbetrieb, Theorie in der staatlichen Schule – zu "verschulen" und "aus der Alltagspraxis der Betriebe herauszulösen". Noch in keiner Weise verwirklichst sei die verfassungsrechtlich garantierte Gleichwertigkeit der Bildungswege: Das "Gymnasium" werde gegenüber der "Berufslehre" allgemein immer noch höher gewichtet. Dass in der Schweizer Berufsbildung das theoretische Wissen laut einer OECD-Studie immer höher bewertet werde als praktische Fertigkeiten, sei ein "Alarmzeichen erste Güte".

Statt einer "Stärkung der Berufsbildung" diagnostiziert Buser "auf allen Ebenen eine schleichende Verbürokratisierung und Verakademisierung". Diese komme beispielsweise am geplanten "Hochschulförderung- und Koordinationsgesetz" zum Ausdruck, mit dem viele Kompetenzen auf Kosten der Wirtschaft an die Kantone delegiert würden. Ausserdem seien "die Fachhochschulen am Abdriften": Sie lockten Junge an höhere Schulen statt in Betriebe.

Schulabgänger seien "unreifer"

Christoph Jenzer, in vierter Generation Geschäftsführer der Jenzer Fleisch und Feinkost AG in Arlesheim, berichtete an einer Medienkonferenz heute Montag in Liestal von den Problemen des gesellschaftlichen Wandels: Die heutigen Schulabgänger seien "unreifer" und in der Regel seien sie sich "nicht bewusst, was Arbeiten bedeutet. Da zudem Elternhaus und Schule oft überfordert seien, müssten nicht selten Lehrbetriebe "fehlende oder falsch verstandene Erziehung nachholen respektive kompensieren".

Die starke Vermehrung der Berufsbilder und der daraus entstehende Berg an Bildungsverordnungen führe zu einer "Verkomplizierung" der Berufsbildung, die "kaum im Sinn der Lehrbetriebe sein dürfte". Viele kleinere Betriebe könnten sich aufgrund der zunehmenden Bürokratie eine eigene Lehrlingsausbildung "schlicht nicht mehr leisten". Auf die Frage von OnlineReports, ob nicht auch die teils schlechte Entlöhnung der Lehrlinge auf Kosten des Betriebs-Profits das Image der Lehre schmälere, sprach Jenzer von einem "Nullsummenspiel", was finanziellen Aufwand und Ertrag betreffe. Hüsler meinte, der Arbeitgeber könnte vom Lehrling "im Idealfall" profitieren.

So richtet sich die Plakatkampagne laut Hüsler klar an die Baselbieter Konsumenten: Sich klar zu werden, dass eine Lehrstelle nur noch dann angeboten werden kann, wenn auch beim einheimischen Gewerbe eingekauft wird.

 

Bild von links: Beat Hüsler, Christoph Jenzer, Christoph Buser



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"Dann wüsste man auch bei einem Cornergletscher, warum es dort einen Stausee für die Schweizer Energiebilanz braucht."

BZ Basel
vom 9. Februar 2023
über den Gornergletscher
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Nebenbei lief im Fernsehen Fussball.

RückSpiegel


Bajour berichtete über die Kulturjournalismus-Diskussionsrunde im Theater Basel, an der OnlineReports auch teilnahm.

Telebasel nahm die OnlineReports-Erstmeldung über den Abbruch des ESAF-Referendums auf.

In ihrem Bericht über die bevorstehenden National- und Ständerats-Nominationen im Baselbiet bezog sich die Basler Zeitung auf eine OnlineReports-Recherche.

Die Basler Zeitung nahm den OnlineReports-Primeur über die Bundesgerichts-Beschwerde der Stadt Liestal gegen das Cheddite-Kantonsgerichts-Urteil auf.

Die BZ Basel zog eine OnlineReports-Erstnachricht über eine Anzeige gegen den Laufener Stadtpräsidenten nach.

Die Basler Zeitung bezog sich in ihrem Bericht über einen diebischen BVB-Kadermann auf einen OnlineReports-Primeur.

Im Porträt von Regierungsrat Isaac Reber nahm die Basler Zeitung auf eine "fast schon legendäre Wortschöpfung" von OnlineReports Bezug.

Telebasel nahm im "Wahltalk" auf ein Zitat in einem OnlineReports-Artikel Bezug.

Die BZ Basel zog die OnlineReports-Erstmeldung über die Verhaftung eines Gewerbetreibenden nach.

Zum aktuellen Thema "Krise des Kulturjournalismus" bezeichnet die Basler Zeitung die Theater- und Opernkritiken in OnlineReports als "löbliche Ausnahme".

In ihrem Text über die Bundesratswahlen zitierte die Luzerner Zeitung aus dem OnlineReports-Leitartikel über die Basler Kandidatin Eva Herzog.

In seiner Bestandesaufnahme über Basler Online-Medien startet das Wirtschafts-Magazin Trend von Radio SRF1 mit OnlineReports.

Die Basler Zeitung ging in ihrem Bericht über den Telebasel-Weggang von Claude Bühler auf dessen Rolle als Theaterkritiker bei OnlineReports ein.

Telebasel zog den OnlineReports-Bericht über Fassaden-Probleme am Markthalle-Hochhaus nach. Die BZ Basel zog auch nach, unterschlug aber eine Quellennennung.

In ihren Presseschauen zu den Bundesratswahlen zitierten bajour.ch und primenews.ch aus dem OnlineReports-Leitartikel über Eva Herzog.

matthiaszehnder.ch nimmt die beiden News-Artikel aus OnlineReports zum Anlass, sich über die schrumpfende Kulturberichterstattung in den Schweizer Medien Gedanken zu machen.

Bajour zitierte OnlineReports in seinem Bericht über die Verwicklung von Bundesratskandidatin Eva Herzog in umstrittene Basler Geschäfte.

In ihrer Recherche über die sterbende Kulturberichterstattung in Basler Medien bezieht sich Bajour auf OnlineReports.

20 Minuten nahm die OnlineReports-Recherche über den Angriff auf den Stiefvater vor dem Muttenzer Gerichtsgebäude auf.

Die Basler Zeitung und die BZ Basel nahmen die OnlineReports-News über die Rückkehr von Christine Keller in den Basler Grossen Rat auf.

In ihrer Analyse über die unklare Gesundheitsversorgung des Laufentals ging die Basler Zeitung auf eine OnlineReports-Recherche ein.

Telebasel konfrontierte die SVP-Regierungsrats-Kandidatin Sandra Sollberger mit einem Kommentar aus OnlineReports (worauf sie die Stellungnahme verweigerte).

Die BZ Basel und die Basler Zeitung nahmen den OnlineReports-Bericht über Pläne zum Abbruch des Spitals Laufen auf.

Die OnlineReports-News über den Wechsel des Telefon-Anbieters durch die Basler Verwaltung wurde von der BZ Basel und Happy Radio aufgenommen.

In seiner Aufstellung über "Politiker, die Wasser predigen und Wein trinken", nahm der Nebelspalter auch auf einen Artikel in OnlineReports Bezug.

20 Minuten griff die OnlineReports-Meldung über einen Autolenker, der bei der verbotenen Fahrt durch eine Einbahnstrasse in Birsfelden eine Radfahrerin schwer verletzte, auf.

Die OnlineReports-Nachricht vom Tod des früheren Baselbieter Regierungsrats Urs Wüthrich nahmen Telebasel, die BZ Basel, die Basler Zeitung, das SRF-Regionaljournal, Prime News, die Nachrichtenagentur SDA, 20 Minuten und Happy Radio auf.

Weitere RückSpiegel

 

In einem Satz


Basel Area Business & Innovation, die Agentur für Standortpromotion und Innovationsförderung, hat im vergangenen Jahr 96 Startups bei ihrer Gründung begleitet und beraten – so viele wie noch nie.

Die Basler Jungliberalen nominierten Felix Guntrum, Joshua Marckwordt, Josephine Eberhardt und Benjamin von Falkenstein als Nationalrats-Kandidierende und wählten von Falkenstein zum neuen Präsidenten.

Der Basler Jungfreisinnige Jonas Lüthy (20) wurde durch die Jahresversammlung zum Vizepräsidenten der Jungfreisinnigen Schweiz gewählt.

Der 52-jährige Ökonom Chris Kauffmann, seit Herbst 2022 Chief Growth Officer beim FCB, wird neuer CEO der FC Basel 1893 AG.

Der Stiftungsrat des Sinfonieorchesters Basel Markus Poschner als neuen Chefdirigenten und Nachfolger von Ivor Bolton.

Jonas Lüthy wird neuer Präsident der Jungfreisinnigen Basel-Stadt und damit Nachfolger von Dominik Scherrer.

Die Junge SVP Baselland hat ihre Präsidentin, neue Landrätin und Sissacher Intensivpflege-Expertin Nicole Roth als Nationalrats-Kandidatin nominiert.

Die Juso Basel-Stadt haben Ella Haefeli, David Portmann, Nino Russano und Maria Schäfer als Kandidaturen für die Nationalratswahlen nominiert.

Nach acht Jahren "erfolgreicher Zusammenarbeit" wollen im Baselbiet die Grünen und die EVP ihre Fraktions-Gemeinschaft im Landrat fortsetzen.

Benedikt von Peter, seit der Spielzeit 20/21 Intendant am Theater Basel, wird das Theater Basel weitere fünf Jahre bis Sommer 2027 leiten, indem er sich frühzeitig für weitere zwei Jahre als Intendant und Künstlerischer Leiter der Oper verpflichtet.

Auf der Basler St. Jakobs-Strasse, eine offizielle und beliebte Pendlerroute für Velofahrende, soll künftig zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf Höhe des Christoph-Merian-Parks künftig in beiden Fahrtrichtungen ein Velostreifen zur Verfügung stehen.

Melanie Thönen übernimmt am 1. Mai die Leitung des Pädagogischen Zentrums PZ.BS. Sie folgt auf Susanne Rüegg, die Ende August 2022 pensioniert worden ist.

Sarah Baschung leitet ab 1. April den Swisslosfonds Basel-Landschaft in der Sicherheitsdirektion und folgt auf Heidi Scholer, die in Pension geht.

Basel-Stadt und Baselland wollen zusammen die psychiatrische Versorgung in der Gemeinsamen Gesundheitsregion weiterentwickeln.

Nicola Goepfert, seit Juni Mitglied des Basler Grossen Ratse, wurde als neuer Co-Präsident der Links-Partei "Basta" gewählt.

Heiko Vogel (47), der frühere Cheftrainer, kehrt am 1. Januar 2023 als Sportdirektor zum FC Basel zurück, um den "gesamten operativen Fussball-Alltag des FCB" zu verantworten.

Die Baselbieter Regierung hat die Mietung von Räumlichkeiten für das Amt für Migration und Bürgerrecht im Helvetia Tower in Pratteln beschlossen.

Auf die im Februar zurücktretende "Basta"-Grossrätin Beatrice Messerli (70) wird die Präsidentin des Jungen Grünen Bündnisses Nordwest, die Klimaaktivistin Fina Girard (Jahrgang 2001) folgen.

Lorenz Amiet, bisher Vizepräsident, wird neuer Präsident der SVP-Grossratsfraktion als Nachfolger von Pascal Messerli, der neu Parteipräsident wurde.

In Lörrach bewarf dieser Tage ein Unbekannter die Fassade der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde mit Eiern.

Am Riehenring entsiegelt das Basler Bau- und Verkehrsdepartement als Versuch ab 31. Oktober insgesamt 14 Parkfelder, so dass dort zukünftig Regenwasser in den Untergrund geleitet wird.