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Chinas Gier nach Elfenbein rottet die Elefanten aus
Der neue Reichtum Chinas heizt in einem erschreckenden Ausmass die Ausrottung geschützter Tiere wie Elefanten und Nashörner an.
Hamburg/Basel, 4. Juni 2012
Davon zeugt die ausufernde Wilderei im südlichen und östlichen Afrika (Bild) und die verheerenden Angriffe von Wilderer-Syndikaten, welche mit ihren modernen Waffen, Kommunikationssystemen, Ortungsinstrumenten und Flug- und Fahrzeugen oftmals weit besser ausgerüstet sind als die Wildhüter und Soldaten der betroffenen Länder.
Eine heute veröffentlichte Studie des Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW) über den Elfenbeinhandel im Reich der Mitte kommt zum Schluss, chinesische Anleger hätten Elfenbein als "neues Investitionsobjekt" entdeckt. In China würden reiche Chinesen jetzt zunehmend Elfenbein kaufen wollen – als "weisses Gold". Dies deckt sich mit einer Recherche des Schweizer Artenschützers Karl Ammann in Vietnam und Laos. Dort kauften reiche Leute jetzt auch Nasenhörner von Nashörnern als Wertanlage (OnlineReports wird demnächst darauf zurückkommen).
"Extrem lukratives Geschäft"
"Elefanten-Elfenbein ist quasi zu einer neuen Währung in China geworden", erklärt Robert Kless, der Leiter der Elefanten-Kampagne des Ifaw -Deutschland. Hinzu komme, dass der chinesische Yuan gegenüber dem schwächelnden US-Dollar stark gestiegen ist. "Diese beiden Faktoren sorgen dafür, dass der Kauf von illegalem Elfenbein in Afrika und der profitable Verkauf in China zu einem extrem lukrativen Geschäft geworden ist", folgert Kless.
Die Verantwortung für das zunehmende Abschlachten der Elefanten schiebt der Ifaw dem Artenschutzübereinkommen CITES zu. Dieses hatte 2008 den legalen Verkauf von Elfenbein aus Lagerbeständen von vier afrikanischen Ländern an China und Japan genehmigt. Einige Tierschutz- und Umweltorganisationen hatten damals bereits davor gewarnt. Grund: Der teillegalisierte Handel sei nicht wirklich kontrollierbar.
Kontrollsysteme umgangen
"Seitdem das Elfenbein 2009 nach China geliefert wurde, ist der Handel mit Elfenbein –legal oder illegal – sprunghaft angestiegen", stellt jetzt die Ifaw fest. Allein 2011 seien 5'259 Stosszähne konfisziert worden, was 20,7 Tonnen Elfenbein entspreche. China sei zwar zu gut zu halten, dass es 2004 ein Regulierungssystem einführte, um den heimischen Markt nach CITES-Richtlinien zu regulieren, doch könne dieses Instrument angesichts der riesigen Nachfrage praktisch nichts ausrichten.
"Von den 158 Elfenbeinhandels-Geschäften, die unsere chinesischen Experten in fünf Städten besuchten, hatten 101 keine staatliche Genehmigung und operierten illegal. Aber auch die meisten der lizenzierten Läden umgingen das Kontrollsystem auf irgendeine Art", schildert Kless. Seine Folgerung: "Der illegale Elfenbeinhandel in unlizenzierten und lizenzierten, aber betrügerischen Geschäften übertraf den legalen Handel im Verhältnis 6 zu 1 (135/23)."
Legalität förderte die Illegalität
Die neue Ifaw-Studie – es ist in der letzten Dekade die fünfte in Asien – zeige klar, wie illegales Elfenbein nach dem Einschmuggeln problemlos in den legalen chinesischen Markt mit einfliesse. Der Bericht beleuchtet ausserdem, warum es für Chinesen finanziell so verlockend ist, sich am illegalen Elfenbeinhandel zu beteiligen.
Während sich der Einkaufspreis pro Kilogramm Elfenbein von 2006 bis 2011 verdreifacht hat (4'500 – 15'000 Yuan), stieg der Wert des Yuan gegenüber dem US-Dollar. In den Ländern, aus denen das Elfenbein stammt, bietet die gestärkte chinesische Währung den Chinesen eine erhöhte Kaufkraft. Sie tauschen Yuan in Dollar, um Elfenbein zu erwerben. Dies wie auch die Leichtigkeit, mit der illegales Elfenbein in den legalen Markt geschleust werden kann, beschere den am illegalen Handel beteiligten Kriminellen gewaltige Profite.
"Das Gegenteil ist eingetreten"
Die CITES-Lagerverkäufe sollten den illegalen Handel und die Wilderei auf Elefanten eindämmen, indem sie den Markt mit legalem Elfenbein sättigen", erinnert Kless und kommt zum Schluss: "Das genaue Gegenteil ist eingetreten." Legale Elfenbein-Importe hätten es erst möglich gemacht, illegales Elfenbein in den chinesischen Markt zu schleusen.
Die unstillbare Nachfrage nach Elfenbein als Investitionsobjekt habe den Handelspreis verdreifacht. Dazu wirkten noch die veränderten Währungen: "Das ergibt eine tödliche Kombination, die wilde Elefantenpopulationen dezimiert."
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