Werbung


Wiedersehen des Kirchen-Kassiers mit Shemsi Beqiri

Vor dem Baselbieter Strafgericht begann heute Dienstagmorgen der Prozess um den früheren Dugginger Kirchen-Kassier. Für den bekannten Kampfsportler und Nebenangeklagten Shemsi Beqiri stehen die Chancen gut.
Muttenz/Duggingen, 26. August 2014

In der Hauptsache geht es, wie OnlineReports bereits berichtete, um die "Erleichterung" der Kasse der römisch-katholischen Kirchgemeinde von Duggingen: Der heute 42-jährige Angeklagte soll laut Anklage zwischen Oktober 2008 und Juni 2010 insgesamt 342'000 Franken von den Konti abgezweigt und für eigene Zwecke verwendet haben.

Geld für Ansehen und Status

Davon verwendete der ausgebildete Jurist, der selbst "blank" oder gar verschuldet war, aber nur den kleinsten Teil – rund 33'000 Franken – für sich. Den allergrössten Teil lieh er ohne Absicherung vor allem einem finanziell angeschlagenen Freund, den er über das Internet kennengelernt hatte, und sich damit "Anerkennung, Ansehen und Status" (so die Staatsanwältin) verschaffte. Zurück kam kein Rappen, trotz Schuldanerkennung. Der Empfänger, noch in andere Strafverfahren verwickelt, ist mittlerweile untergetaucht. Um seine unglaublichen Bezüge zu vertuschen, fälschte die kirchliche Vertrauensperson die Buchhaltung, bis eine interne Revision den Schwindel aufdeckte.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm dafür Veruntreuung und Urkundenfälschung vor. Ihn trifft aber – zusammen mit seinem damaligen engen Freund, Thaibox-Weltmeister und früheren "Carlos"-Betreuer Shemsi Beqiri, den er über die Internet-Plattform "Laut und spitz" kennengelernt hatte – auch den Vorwurf des Erschleichens einer Falschbeurkundung.

"Warum war ich so blöd?"

Der bekannte Kampfsportler und der Kirchen-Kassier – beide ziemlich pleite – wollten auf einem dem Hauptangeschuldigten gehörenden Dugginger Grundstück zusammen ein Doppel-Einfamilienhaus bauen. Vor der Bezirksschreiberei in Laufen liessen sie beurkunden, dass zu diesem Zweck der Kassier dem Kampfsportler das Land für 135'800 Franken verkauft habe. Doch, so die Anklage, Geld soll keines geflossen sein. Vielmehr hätten die beiden vereinbart, dass der gelernte Gipser Beqiri für diesen Wert Arbeitsleistungen im gemeinsamen Haus erbringen werde.

Vor Gericht wirkte der Hauptangeschuldigte, der immer noch bei seinen Eltern wohnt, einsam und psychisch angeschlagen. Zwar studiert er jetzt Ökonomie und ist auf dem Weg, Gymnasiallehrer zu werden, doch auf Fragen, wie er dazu gekommen sei, als Rechtsgelehrter Verfehlungen in derartiger Höhe zu begehen und veruntreutes Geld immer wieder an einen Freund zu leihen, schüttelte der frühere Freund der Familie Beqiri immer wieder den nach unten geneigten Kopf: "Weshalb ich das machte, kann ich effektiv nicht erklären." Oder: "Warum war ich so blöd?" Die Frage von Gerichtspräsidentin Jacqueline Kiss, ob er homosexuell sei, verneinte er. Die Kontakte, die er über Internet suchte, "hatten nichts mit dem Geschlecht zu tun".

Noch heute hat der Angeschuldigte Mühe, über seine inneren Nöte und Zwänge offen zu sprechen. Er ist in psychiatrischer Behandlung. Aus "Angst und Hemmungen", dass seine  Verfehlungen auffliegen könnten, bediente er seine Privat-Freude immer weiter.

Zwei einst dicke Freunde im Streit

Entgegen der Anklageschrift war vor Gericht heute Dienstag aber umstritten, dass beim Grundstückverkauf kein Geld geflossen sei. Beqiri behauptete nämlich, er habe dem Kirchen-Kassier den Kaufpreis in bar und quittungsfrei übergeben, was dieser bestreitet. Das Geld, so Beqiri, habe aus einem Verkauf von einer Hektare Landwirtschaftsland im Kosovo an einen Cousin zum Preis von 110'000 Euro beschafft werden können. Das Notenbündel habe er persönlich im Hosenbund in die Schweiz transferiert. Dem Gericht legte er ein Dokument vor, das den fernen Landverkauf dokumentieren soll. Die Untersuchung dieses Falls kam aufgrund einer Selbstanzeige des kirchlichen Finanzverantwortlichen in Gang.

Staatsanwältin Rahel Keller konnte keine der beiden Behauptungen – eine davon muss eine Lüge sein – schlüssig beweisen, schenkte aber in Abweichung zum Text der Anklageschrift der Aussage Beqiris mehr Glauben, weil der Kirchen-Kassier die Barüberweisung zweimal schriftlich quittiert hatte – einmal bei der Anmeldung zur Verurkundung und einmal im beurkundeten Kaufvertrag selbst. Sie forderte für Beqiri wie für den Kassier Freispruch vom Vorwurf der Erschleichung einer Falschbeurkundung. Für den delinquierenden Kirchendiener aber beantragte sie wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung und Urkundenfälschung eine bedingte Freiheitsstrafe von 14 Monaten, eine Busse von 1'500 Franken und die Übernahme der Verfahrenskosten von rund 30'000 Franken.

Auf den ersten Blick paradoxer Antrag

Martin Neidhardt, der Verteidiger des Kassiers, verlangte die Verurteilung im Fall der Falschbeurkundung. Das erscheint auf den ersten Blick paradox. Aber so würde das mit einer Sperre belegte Grundstück wieder an seinen Klienten zurückfallen. Inzwischen aber hat Beqiri das Land in einem kurzfristigen Zeitfenster von wenigen Tagen, in dem die Sperre durch die Staatsanwaltschaft aufgehoben worden war, bereits weiter verkauft. Im Grundbuch eingetragen ist der Deal noch nicht.

Für den Kassier forderte der Verteidiger sechs Monate bedingt. Grund: Sein Mandant habe durch Rückzahlung von rund 270'000 Franken (von geforderten 400'000 Franken) "tätige Reue" gezeigt. "Er ist ein schwer kontaktgestörter, zerstörter Mensch", der sich nun wieder auf den richtigen Weg begebe, gab er dem Gericht zu bedenken.

Ende der Eiszeit angeboten

Beqiri-Verteidiger Roman Zeller verlangte Freispruch und eine Entschädigung für seinen Mandanten sowie die unbedingte Aufhebung der Grundbuch-Sperre, um den neuen Käufern die Verwirklichung ihrer Pläne zu ermöglichen. Sichtlich erleichtert durch die für ihn günstig lautenden Plädoyers reichte Beqiri in seinem Schlusswort seinem einstigen engen Vertrauten, zu dem sich die Beziehung durch den Rechtsfall abgekühlt hatten, verbal die Hand zur Erneuerung der Freundschaft.

Das Urteil wird kommenden Montag verkündet.




Weiterführende Links:
- Dugginger Kirchen-Kassier verurteilt – Beqiri Freispruch
- Kirchen-Kassier und Shemsi Beqiri vor Strafgericht
- Wüste Szenen: Gebrochene Glieder in Kampfsport-Schule
- Nach Kampfsport-Schlägerei: Grand Casino sagt Anlass ab


 Ihre Meinung zu dieser News
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)

www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung






In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).