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Kein Doppel mehr für Steuererklärung: "Nachhaltigkeit"
Führt der Staat im regelmässigen Verkehr mit den Bürgerinnen und Bürgern eine Neuerung ein, darf erwartet werden, dass er diese sauber kommuniziert. Das ist im Fall der diesjährigen Steuererklärung nicht ganz gelungen.
Basel, 24. Februar 2021
OnlineReports-Leser und Basler Steuerzahler Alexander Haltiner (Name geändert) zählt zu jener Gruppe der Analogen, die ihre Steuerangaben noch nicht online einreichen. Er schätzte eine Geste, wenn in Frühjahr die Deklarations-Formulare der Steuerverwaltung in seinem Briefkasten lagen: Die Dokumente lagen doppelt bei – ein Original zur Rücksendung, und eine Kopie, auf der sich Haltiner die Zahlen im Entwurf und zu Archivzwecken eintragen konnte. Nicht mehr dieses Jahr: Die Basler Steuererklärung wurde nur noch in einfacher Ausführung verschickt. Haltiner empfindet dieses Vorgehen als Verlust einer staatlichen Dienstleistung, die er Jahr für Jahr gern in Anspruch nahm. Ihn stört auch, dass er dazu weder eine Information noch eine Begründung mitgeliefert bekam. Oft im Altpapier gelandet Marc Enz, der Leiter des Rechtsdienstes der baselstädtischen Steuerverwaltung, bestätigte gegenüber OnlineReports den Sachverhalt. Auf die Zustellung eines Doppels sei "aus Nachhaltigkeitsgründen verzichtet" worden. In den vergangenen Jahren seien "viele Doppel ungenutzt im Altpapier gelandet". Auf Nachfrage werde die Steuerverwaltung das Doppel aber gerne zustellen*. Das Formular könne zudem auch direkt am Schalter bezogen werden. Auf die Frage, ob es nicht angebracht gewesen wäre, die Empfänger im Voraus zu informieren und ihnen mitzuteilen, wie sie vorzugehen hätten, falls sie ein zweites Exemplar wünschen, beantwortete Enz ausweichend: Die Steuerverwaltung habe mit der vollständig elektronischen Einreichung der Steuererklärung und Fristerstreckung "ihr Angebot erweitert". Daneben bleibe die Papier-Steuererklärung weiterhin bestehen. Die Erweiterung des Angebots sei mit keinem Nachteil verbunden. Zudem sei den Steuerunterlagen neu ein Briefumschlag beigelegt, der bei Gebrauch die Übernahme der Portokosten vorsieht, "so dass Personen, die keinen Online-Zugang haben, auch einen Vorteil haben", so Enz weiter. Unklarheit um Fristverlängerungs-Karte Annette Stöcker von "Pro Senectute beider Basel" sagte gegenüber OnlineReports, ihre Organisation habe "praktisch keine Reaktionen" zum fehlenden Doppel der Steuererklärung erhalten. "Was eher zu Fragen führte, ist die fehlende Karte für die Fristverlängerung." Zur Arbeit ihrer Sektion gehöre es, älteren Menschen "Hilfe zur Selbsthilfe" zu bieten und "digitale Kompetenzen zu schulen". Dass Fristverlängerungs-Karten gefehlt haben sollen, kann Marc Enz indes nicht verstehen: "Personen, die bisher das Steuererklärungs-Formular erhalten haben, haben diese weiterhin und zusammen mit einer Fristenkarte erhalten."
* 061 267 98 70, logistik.ds.stv@bs.ch oder schriftlich an Steuerverwaltung Basel-Stadt, Fischmarkt 10, Logistik, 4001 Basel
"Verlängerungskarte lag nicht bei"
Nun, die Fristverlängerungskarte lag definitiv nicht bei. Weder bei uns, noch bei unserem – noch älteren! – Nachbarn, der mir das mit einem Kopfschütteln erzählte. Er telefonierte rum und schrieb letztlich einen Brief an die Steuerverwaltung. Man sagte ihm, er könne mit diesem Brief auch bei ihr vorbei kommen, ihn abgeben und sich den Empfang bestätigen lassen. Wie umständlich! Diese ganze Aktion hätte er sich sparen können, wenn die praktische Karte beigefügt gewesen wäre.
Beatrice Isler, Basel
"Es gibt es noch Verbesserungspotenzial"
Die Digitalisierung hat bei der Steuerverwaltung Einzug gehalten. Nicht nur für jene hat sich etwas geändert, welche noch "von Hand" ihre Steuererklärung machen, auch wer sie auf dem Computer mit "BalTax" gemacht hatte, muss sich auf Änderungen gefasst machen. Um es vorweg zu nehmen: Ich finde es gut, dass die Steuerverwaltung (in Basel) in Bezug auf die Digitalisierung vorwärts gemacht hat. Insbesondere ist zu begrüssen, dass man jetzt auch die Belege "elektronisch" übermitteln kann, nicht nur die Steuererklärung.
Man kann sogar alles über das Smartphone abwickeln, was vermutlich für die meisten jungen Steuerpflichtigen ideal ist; vielleicht etwas weniger für Ältere (auch in Zukunft, weil auch bei den jetzt-noch-Jungen das Augenlicht und die Fingerfertigkeit nachlassen werden). Für Treuhänder und Organisationen (wie die im Artikel genannte "pro Senectute"), die nicht nur die Steuerverwaltung "bedienen", sondern auch dem Steuerpflichtigen einen Beleg (zur Kontrolle) hinterlassen müssen, ist es meiner Meinung nach noch nicht ausgereift genug. Zudem nutzt die App die Möglichkeiten, den Verlauf durch Plausibilitätstests für den Steuerpflichtigen zu vereinfachen, noch nicht genug. Man ist aber auf einem guten Weg!
Wie nicht anders zu erwarten, gibt es also noch Verbesserungspotenzial. Aber die Leute von "BalTax" sind tatsächlich sehr bemüht, beantworten Anfragen und auch Kritik; sie gehen also auf allfällige Problem ein.
Peter Waldner, Basel
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