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Kleinbasler Industriegeschichte: Schöne Ausstellung, knausrige Sponsoren

Basel, 2. November 2005

Die neue Sonderausstellung des Museum Kleines Klingental greift ein für die jüngere Geschichte der Stadt wichtiges Thema auf: Die Anfänge der Industrie im Kleinbasel und den Pioniergeist der Gründergeneration. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, dass 1909 im Kanton Basel-Stadt 288 Fabriken registriert waren. Aus diesen kleinen, meist familiären Betrieben mit einigen Arbeitern und Angestellten entstanden in den letzten hundert Jahren Weltkonzerne wie die Hoffmann-La Roche oder Novartis. Diese zwei Unternehmen bestimmen mit ihrer Innovationskraft, ihrer Wertschöpfung und ihren Arbeitsplätzen heute noch das Wirtschaftsleben der Region. Andere Firmen hingegen, die während Jahren Marktführer auf ihrem Gebiet waren, sind heute nur noch Geschichte.

Die Volkskundlerin und Kuratorin Maya Künzler hat für die ansprechende Ausstellung sieben Industriebetriebe ausgewählt. Neben der J.R. Geigy AG (mit Clavel / Ciba als Nebenthema) finden sich seltene Ausstellungsobjekte und Dokumente zu Hoffmann-La Roche, zur Stearin- und Seifenfabrik Walz & Eschle, zur Grossbäckerei Singer, zu Thomi & Franck, zur Blechwarenfabrik Gempp & Unold und der Brauerei Warteck. Gemeinsam ist allen Unternehmen, dass sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet worden sind, über lokale Grenzen hinaus eine wichtige Position einnahmen und oft auch Pionierprodukte erfanden wie etwa den "Senf in der Tube" durch Thomi & Franck. Walz & Eschle an der Erlenstrasse 72 stellte zum Beispiel als einzige Firma der Schweiz hochwertiges Stearin her, das für die Kerzen- und Seifenproduktion gebraucht wird. Der "arg beklemmende Gestank" der Leinöl-Kocherei ist den Quartierbewohnern, wie Schriftstücke des Sanitätsdepartements zeigen, immer wieder unangenehm in die Nase gestiegen. Auch Gempp & Unold machte eher mit den unangenehmen Seiten des Lebens Gewinn. Die Blechwarenfabrik produzierte bis in die sechziger Jahre am Bläsiring exklusiv die Abfallkübel nach Patent Ochsner, die einst fast in jedem Schweizer Haushalt standen.

Das Gleiche galt wohl für den Roche-Hustensirup "Sirolin", einem der langjährigen Renner der Medikamentenfirma. In einer unkonventionellen Werbeaktion gelang es dem Gründer Fritz Hoffmann-La Roche, den Sirup der noch jungen Firma weltweit zu vermarkten und so den damals drohenden Konkurs abzuwenden. Pikantes Detail, gerade in Zeiten der Tamiflu-Euphorie: Vom medizinischen Standpunkt aus gesehen war der Hustensirup eigentlich wirkungslos.

Die intensive Spurensuche nach den Anfängen der Firmen war nicht einfach. Denn das historische Bewusstsein vieler Unternehmen und die Wertschätzung ihrer eigenen Wurzeln waren und sind oft minimal. Von einigen jahrelang in Basel ansässigen Unternehmen gibt es manchmal nur noch ein, zwei Werbeplakate in der Basler Plakatsammlung. Und obwohl es erst 20 Jahre her sind, dass die Brauerei Warteck von Feldschlösschen aufgekauft wurde, fand die Ausstellungsmacherin Maya Künzler auch hier kaum ansprechende Exponate. "Vieles wurde bei der Liquidation weggeworfen; ein Firmenarchiv existiert nicht. Ich musste", so Künzler, "buchstäblich in den Keller der Warteck Invest hinuntersteigen und noch ein paar letzte, zufällig übrig gebliebene Gegenstände zu Tage fördern."

Beinahe noch schwieriger war die Suche nach Geld, um die Ausstellung zu finanzieren. Rund 120'000 Franken kostet die Ausstellung, 65'000 Franken konnten die Produzierenden mit viel Mühe bei neun Geldgebern und Sponsoren zusammenkratzen. Den Rest der Kosten wird die Stiftung pro Klingental aus ihrem Ersparten bezahlen müssen. Dem Finanzloch ist auch der ursprünglich geplante Katalog zum Opfer gefallen. Wie der geschäftsleitende Stiftungsrat Treumund E. Itin an der Medienorientierung bemerkte, "ist 'Pioniergeist im Kleinbasel' von fünfzehn Ausstellungen die erste, deren Kosten wir nicht durch Sponsoringgelder und Beiträge decken konnten. Angesichts der aktuellen Milliardengewinne ist es eine bittere Erfahrung zu sehen, dass die heutigen Entscheidungsträger keinen Bezug zu ihren eigenen Wurzeln haben". Konkret meinte er damit Firmen wie die Clariant, die Roche oder die Warteck Invest AG, die für die Ausstellung keinen Batzen übrig hatten.

Ausstellung: "Pioniergeist im Kleinbasel. Einblicke in die Industriegeschichte von 1900 bis 1940" vom 5. November 2005 bis 26. Februar 2006. Öffnungszeiten: Mittwoch und Samstag von 14 – 17 Uhr, Sonntag von 10 – 17 Uhr, Eintritt gratis. Weitere Informationen: www.mkk.ch.



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