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Esther Maag wechselt zu den Wiedemann-Grünen
Die Baselbieter "Grünen-Unabhängigen" um Jürg Wiedemann haben sich zu einer Partei formiert, kandidieren für den Nationalrat und haben die Bisherige Grüne Esther Maag jetzt auch in ihren Reihen.
Liestal, 8. April 2015
Der Vorstand der "Grünen-Unabhängigen" setzt sich zusammen aus Esther Maag (Liestal, zuständig für Wirtschafts-, Umwelt- und Sozialpolitik), Jürg Wiedemann (Birsfelden, Umwelt- und Bildung), Michael Pedrazzi (Bildung), sowie Saskia Olsson (Allschwil, Geschäftsleitung, Medienarbeit, Bildung). Das Präsidium wird, wie es heute Mittwoch in einer Medienkonferenz hiess, "unter uns vieren aufgeteilt". Ihr Schreiben zum Austritt aus den Grünen Baselland, das seit einem Jahr im Entwurfs-Ordner ihrer Mailbox lag, will Esther Maag heute absenden, erklärte sie.
Keine Listenverbindung mit den Grünen
Wie an der von Olsson geleiteten Medienkonferenz offiziell bekannt wurde, wollen die "Grünen-Unabhängigen" auf der Liste 10 auch für den Nationalrat kandidieren. Fünf der sieben Kandidierenden sind schon bekannt: Esther Maag, Jürg Wiedemann, Saskia Olsson, Marie-Louise Rentsch (kantonale Bieneninspektorin, Wintersingen) und der parteilose Binninger Sekundarlehrer Markus Clauwaert aus Birsfelden.
Ihre Positionierung im Parteienspektrum deklarieren die "Grünen-Unabhängigen" mit Mitte-Links. Die Stossrichtung werde sich – ausser in Bildungsfragen – "nicht von denjenigen der Grünen unterscheiden". Entsprechend wären auch die Grünliberalen oder die EVP ihre bevorzugten Listenverbindungs-Partner. Konkrete Entscheidungen haben die Allianz-Gespräche bisher aber noch nicht ergeben. Sicher ist nur, dass die Grünen Baselland, die Wiedemann vor kurzem ausschloss, als Bestandteil einer Listenverbindung nicht mehr in Frage kommt, wie sowohl Olsson wie auch Wiedemann klar zu erkennen gaben, weil in der dissidenten Partei eine "enorme Verärgerung" über die Grünen herrsche.
Ahornblatt als Logo
Wichtig ist der neuen Partei nach eigenem Bekunden die freie Meinungsäusserung und die Bereitschaft, "mit Gegensätzlichem positiv umzugehen". Deshalb hätten sie das Ahornblatt als ihr Logo gewählt, weil es die Vereinigung von Gegensätzlichem, Ruhe und Gelassenheit sowie klare Gedanken symbolisiert" (Olsson).
Die Grünen-Unabhängigen wollen sich "ähnlich organisieren wie die Grünen Baselland" und Ortssektionen gründen. Die ist in Birsfelden-Muttenz, Allschwil-Schönenbuch schon geschehen. Der Lehrer David Golay (Ormalingen) will sich um den Aufbau einer Sektion Gelterkinden und Umgebung kümmern, Esther Maag um eine lokale Organisation in Liestal.
Maag: "Ich hatte wie keinen Platz mehr"
Esther Maag, die im Zentrum der Medienkonferenz stand, zeigte sich von den Ereignissen noch "selbst überrumpelt". Ihr sei "die Freude bei den Grünen abhanden gekommen" – offenbar schon seit längerer Zeit. Ohne dass sie Details nannte, war spürbar, dass der Kern ihrer bisherigen Partei ihr keine Rolle in der nationalen Politik zugestehen will. Der Erfolg der Grünen – seit vier Jahren Regierungspartei – sei ihnen "zum Verhängnis geworden".
Maag sprach von einer "One Man Show" und von "Ausgrenzung", was sie durchaus auch auf sich bezog: "Die Geschäftsleitung wollte mich nicht mehr, das spüre ich schon länger. Ich hatte wie keinen Platz mehr." Offenbar wollen die Grünen die Nationalrats-Nachfolge von Maya Graf auf eine Weise regeln, in welcher der Name Esther Maag nicht mehr vorkommt.
Ihr seien die Grünen heute "zu konservativ und zu angepasst", sagte Maag weiter. Das "Schräge" von damals sei verloren gegangen. In der Partei von Wiedemann fühle sie sich wohl un bereit, Neues aufzubauen, auch wenn nicht immer alles perfekt laufe, sagte die erste grüne Landrats-Präsidentin, die heute als Unternehmerin arbeitet und Mitinhaberin des Landgasthofs "Talhaus" ist.
Werthmüller noch nicht ausgetreten
Wiedemann sagte, die Sissacher Landrätin Regina Werthmüller, die mit ihm und den drei GLP-Parlamentariern eine Fraktion bildet, habe "bisher" den Austritt aus der Partei nicht gegeben. Fast etwas euphorisch fügte Wiedemann an, er hoffe, dass in vier Jahren Saskia Olsson und Esther Maag als Spitzenkandidatinnen zu den Landratswahlen antreten.
Weiterführende Links:
- Aushängeschild Esther Maag kehrt ihren Grünen den Rücken
- Sozialdemokraten sind sauer auf Grünen-Wiedemann
- Grün-Mitte-Komitee will Gschwind als Bildungsdirektorin
- Grün-gelenktes Gschwind-Komitee will SP-freie Regierung
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- Grüne schliessen Wiedemann aus der Partei aus
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