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Kolumbianische Lebensfreude gegen das Alltags-Elend

Nicht der Drogenhandel, sondern vier Millionen Vertriebene im eigenen Land sind das grösste Problem Kolumbiens. Mit einem musikalischen Experiment macht die "4. Kolumbien-Kulturwoche" darauf aufmerksam und fördert Solidarität.
Basel, 29. Oktober 2010

Alphorn versus Bongo: Gestern Donnerstagabend trafen Volksmusik-Gruppen aus Kolumbien im Basler Kulturzentrum "Union" auf die Trachtengruppe Küssnacht. Die musikalische Begegnung wollte Gemeinsamkeit und Solidarität stiften. Sie fand im Rahmen der "4. Kolumbien-Kulturwoche" statt, die noch bis morgen Samstag dauert und von der Arbeitsgruppe "Schweiz-Kolumbien" und der Peaces Brigades International organisiert wurde.

Doch nicht nur Kultur soll in dieser Woche vermittelt werden: "Wir wollen eine kritische Auseinandersetzung mit Kolumbien ermöglichen, das schwere Probleme hat", betont Projekt-Koordinator Peter Stirnimann. Das grösste Problem Kolumbiens ist, anders als hierzulande oft angenommen, nicht der Drogenhandel. Es sind verarmte Bauern und indigene Gemeinschaften, die seit den achtziger Jahren von dubiosen Strohmännern mit unrechtmässig gekauften Besitz-Urkunden von ihrem Land vertrieben werden.

Dahinter stecken globale Konzerne und Grossgrundbesitzer, die mit Palmöl-Plantagen und Rohstoff-Abbau das grosse Geld machen wollen. Auch "The Bodyshop" und der Schweizer Rohstoff-Multi  "Glencore" seien in dieses höchst problematische Geschäft involviert, sagte Stirnimann. Filme, Gespräche und Musik-Treffen machen nun im Rahmen der Kolumbien-Kultur-Woche auf die Vertriebenen aufmerksam.

Unterstützung für vertriebene Landlose

Denn die Solidarität der Schweizer Bevölkerung ist gefragt: In ihrer Ohnmacht suchen die Vertriebenen internationale Unterstützung. Mit zwei Petitionen touren zurzeit drei Vertreter der Landlosen durch die Schweiz und sammeln Unterschriften. Die "Kulturwoche" unterstützt sie dabei. Stirnimann: "Die Vertriebenen fordern die rechtmässige Überprüfung der Landverteilung und die Rücknahme von illegalen Titulierungen." Auf gewaltlose Weise wollen sie damit internationalen Druck auf ihre Regierung ausüben.

Trotz allem Elend kam die kolumbianische Lebensfreude an der Kulturwoche nicht zu kurz. Am gestrigen Folklore-Fest fanden die Schweiz und Kolumbien musikalisch zueinander: Der Abend endete mit einer spontanen Jam-Session der Trachtengruppe mit der Gruppe "Joricamba". Der Musik-Abend offenbarte aber noch etwas Anderes: Dem Leid begegnen Kolumbianerinnen und Kolumbianer laut Stirnimann anders als wir: "Aus Musik und Fest schöpfen die Menschen Kraft in jeder noch so schwierigen Lebenssituation. Das gehört in Lateinamerika viel mehr dazu, als hier."

 

Veranstaltungshinweis: "Fiesta Colombiana" mit Orquesta Salsa Pinton, Samstag 18 Uhr im "Union", Klybeckstrasse 95, Basel.


xek.


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