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Elisabeth Ackermann legt Basler Museums-Strategie vor
Die Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann hat heute Mittwochmorgen die lange erwartete Museums-Strategie vorgestellt. Das Konzept bietet den fünf kantonalen Museen neu ein vierjähriges Globalbudget, schränkt die Leistungen an private Museen ein und setzt ansonsten auf Bewährtes.
Basel, 20. Dezember 2017
Der Grosse Rat hatte dem Präsidialdepartement gehörig Druck aufgesetzt. Im Sommer beschloss die Bildungs- und Kulturkommission in der jüngeren Geschichte des Parlaments ohne Gegenstimme Einmaliges: Solange das Departement keine Museums-Strategie vorlege, werde sie "bis auf Weiteres keine regierungsrätlichen Vorlagen zu den Museen" mehr verabschieden. Der damalige Regierungspräsident Guy Morin und sein Kulturchef Philippe Bischof hatten diese Strategie, man muss es in dieser Deutlichkeit sagen: verlauert.
Heute Mittwochmorgen nun legte die für staatliche Kulturpolitik zuständige neue Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann (Bild rechts, beim Eintritt in die Medienkonferenz) elf Monate nach Amtsantritt zusammen mit Sonja Kuhn (Bild links), der künftigen Ko-Leiterin der Abteilung Kultur, das Strategie-Papier mit sichtlicher Erleichterung vor.
Pragmatisch, nicht der grosse Wurf
Von einem grossen Wurf kann beim 27-seitigen Papier nicht gesprochen werden. Insbesondere die Vision hätte mutiger, konkreter und ausführlicher formuliert werden können. Aber es dürfte eine pragmatische Richtungsdeutung sein, die in der gegenwärtig verfuhrwerkten Basler Museums-Landschaft zu Ruhe und Stabilität führen könnte.
Das Schwergewicht liegt auf den fünf staatlichen Museen – Kunstmuseum, Historisches Museum, Naturhistorisches Museum, Museum der Kulturen und das Antikenmuseum. Sie erhalten neu ein auf vier Jahre ausgelegtes Globalbudget, was ihnen innerhalb der Leistungsvereinbarung "grösstmögliche Freiheit und gleichzeitig Planungssicherheit" bieten soll, wie sich Ackermann ausdrückte.
Sie verglich die Strategie mit der Funktion eines "Bau- und Zonenplans", innerhalb dem es den Institutionen auch möglich sein soll, die teilweise grossen Sammlungen zu pflegen und bewahren. Aber: "Leistungsauftrag und Globalbudget müssen zusammenpassen." Damit die Passgenauigkeit stimmt, sollen mit den staatlichen Museumsdirektoren jährlich dreimal "Gespräche" mit der Abteilung Kultur angesetzt werden.
Mehr Mittel für staatliche Museen
Es dürfte die Museumsleiter freuen, dass sie künftig, zur Bewahrung von Ruhe und Ordnung in ihren Betrieben sozusagen, mit mehr Mitteln rechnen dürfen. Ackermann wollte sich aber auf keine Zahlen festlegen. Diese lasse sich erst aufgrund der für jede einzelne Institution vorgesehenen Betriebs-Analysen in den nächsten drei Jahren konkretisieren. Jedenfalls soll es künftig möglich werden, für spezielle Projekte Rückstellungen zu bilden. Das bisherige Bonus/Malus-System entfällt.
Weniger günstig sind die Aussichten für die im Kanton ansässigen privaten Museen (Fondation Beyeler, Basler Papiermühle, Haus für elektronische Künste, Sportmuseum, Augusta Raurica, Jüdisches Museum, Schweizerische Architekturmuseum). Sie werden künftig nur noch in den Bereichen Bildende Kunst und Medienkunst, Architektur sowie historisch wichtige Themenfelder unterstützt. Ausserdem ist dieser Support an verschiedene formale Bedingungen geknüpft wie Bedeutung und Entwicklung einer Sammlung, Qualität und Forschung sowie Innovationsgehalt und Wirkung bei Publikum und Fachwelt.
Sportmuseum wird ab 2019 leer ausgehen
Für das Jahr 2018 erhalten das Sportmuseum Schweiz 150'000 Franken Staatsgelder und das Schweizerische Architekturmuseum 80'000 Franken, weil diese beiden Institutionen künftig keine Bundesbeiträge mehr bekommen. Ab 2019 fällt das Sportmuseum ganz aus der Liste der kantonalen Beitragsempfänger. Das Architekturmuseum hat Chancen, sich die ausbleibenden Bundesbeiträge ganz oder teilweise kantonal kompensieren zu lassen.
Wie Elisabeth Ackermann ausführte, soll die neue Strategie die internationale Strahlkraft der Basler Museen ihrer Bedeutung mit teilweisem Weltruf entsprechend verstärken. Fest steht, dass die Institutionen nicht ausgelagert werden, und dass das Naturhistorische Museum zusammen mit dem Staatsarchiv in einen Neubau im St. Johann-Quartier ziehen soll. Nächsten Sommer soll das Bauprojekt dem Grossen Rat vorgelegt werden.
Berri-Bau: Zukunft weiterhin offen
Noch nicht entschieden ist, wer den berühmten Berri-Bau an der Augustinergasse nach seiner Sanierung beziehen soll. Im Vordergrund stehen das Antikenmuseum oder das Historische Museum. Auf eine Frage von OnlineReports sagte Ackermann, sie habe über die Strategie mit den Museums-Direktoren "Gespräche" geführt. Ihre Meinungen seien "grösstenteils" in das Konzept eingeflossen.
Erwartungsgemäss stösst das Strategie-Papier unter den politischen Parteien auf ein unterschiedliches Echo. Für die SP gibt das Konzept "mehr her als befürchtet". Die SP werde sich dafür einsetzen, dass staatliche Museen "innovativ und bürgernah arbeiten". Sie müssten "Angebote für alle Teile der Gesellschaft anbieten". Ebenso sollen Gratiseintritte möglich sein. Die Grünen, denen die Regierungspräsidentin angehört, begrüssen, dass "durch die Präzisierung der Zuständigkeiten der Aufsicht und die klare Kompetenzregelung zwischen Bildungs- und Kulturkommission und der Finanzkommission die Abläufe transparenter werden".
SVP fordert höhere Eigenfinanzierung
"Unbefriedigend und systematisch falsch" ist für die SVP dagegen, "dass die Museums-Strategie vor dem Vorliegen einer umfassenden Betriebsanalyse der einzelnen Museen vorgestellt wird". Diese Betriebsanalysen zu den einzelnen Häusern sollten aus Sicht der SVP die Grundlage für die Entwicklung einer Museumsstrategie sein. Ebenso sei der tiefe Eigenfinanzierungsgrad der Museen – insbesondere jener des Historischen Museums (11 Prozent) und des Museums der Kulturen (7 Prozent) – "dringend" zu verbessern.
Die Liberalen LDP fordern eine umgehende Teil- oder Totalrevision des Museumsgesetzes. Es stamme aus dem Jahre 1999 und sei "letztes Überbleibsel des damals abgelehnten 'New Public Managements'". Ausserdem verlangen die Liberalen eine Stärkung der Museumskommissionen über das blosse Vorschlagsrecht bei der Wahl der Direktionen hinaus. Die LDP hätte ausserdem erwartet, dass die Strategie auch auf die Frage der Unterstützung durch Basel-Landschaft eingeht. Basel-Stadt zahlt jährlich 100'000 Franken an das Römermuseum Augusta Raurica, das Baselbiet hingegen zahle nichts an die staatlichen Basler Museen.
Auch bürgerlicher Applaus
Für die FDP ist klar, dass nach Umsetzung der Museumsstrategie die Gesamtkosten für den Kanton "nicht höher sein dürfen als heute". Seien bei einzelnen Institutionen Budgeterhöhungen erforderlich, "so ist dies an anderer Stelle entsprechend zu kompensieren".
Warmen Applaus spendet die Basler CVP. Aber: "Nach wie vor ungeklärt ist, wie bildungspolitische Aufträge wie zum Beispiel Führungen von Schulklassen abgegolten werden." Hier verlange die Christdemokraten weiterhin, dass diese Aufwände durch das Erziehungsdepartement entschädigt werden, womit ein eindeutiges Auftragsverhätnis mit entsprechenden Kompetenzen entstünde.
Die BDP gratuliert Elisabeth Ackermann sogar: Sie habe geschafft, "was ihr Vorgänger leider nicht geschafft hat".
Weiterführende Links:
- Bildungskommission: Museums-Druck auf Ackermann
- Der erstaunte Blick bei der ersten Aussicht auf die Schweizer Alpenwelt
- Das Sichtbare, das in schneller Folge erscheint und wieder verschwindet
- Kunst nicht nur zum Anschauen, sondern auch zum Anfassen
- Das erweiterte Basler Kunstmuseum öffnet sich dem Publikum
"Baselbieter sollten sich zurückhalten"
Schön wär’s in der Tat, wenn sich für einmal die Baselbieter mit ihren Kommentaren an innerstädtischen Angelegenheiten zurückhalten könnten.
Peter Bächle, Basel
"Schön wär's!"
Was tut oder ist sie? Ist sie erleuchtet oder erleichtert? Oder oder tut sie uns erleuchten oder gar erleichtern? Schön wäre es!
Christoph Senn, Arlesheim