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Ungefragte Medikamenten-Tests am Psychiatrie-Patienten

Die Psychiatrie Baselland (PBL) – damals auch "Hasenbühl" genannt – hat an ihren Patientinnen und Patienten vor Jahrzehnten Medikamenten-Versuche durchgeführt. Jetzt arbeitet sie ihre Geschichte auf.
Liestal, 14. Juni 2019

Es ist ein dunkles Kapitel aus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Dass in der kantonalen psychiatrischen Klinik Medikamententests an Patienten durchgeführt wurden, war schon immer bekannt. In seinem Buch zur Geschichte der Psychiatrie im Baselbiet ("Man geht hinein, um wieder herauszukommen") ging der Soziologe Lukas Ott, heute Kantons- und Stadtentwickler in Basel, ausführlich auf die Tests ein. (Das Bild oben zeigt eine Elektroschock-Therapie aus dem Jahr 1945.)

Jeder zehnte Patient im Medikamenten-Test

Jetzt schafft aber eine Pilotstudie der Universität Zürich, die heute Freitag vorgestellt wurde, Aufschluss über die Dimension. Von 263 durchsuchten Krankenakten der Psychiatrie Baselland zwischen 1953 und 1972 konnten 28 identifiziert werden, bei denen mindestens ein Präparat ohne Handelsnamen verabreicht worden ist. Das ergibt rund zehn Prozent Patientinnen und Patienten, denen in dieser Zeit Testpräparate verschrieben wurden.

Im Durchschnitt zwei Prozent der Patienten waren betroffen, wenn die zufällig ausgewählten Stichjahre 1957, 1962, 1967, 1972 und 1977 ausgewertet werden. Daraus schliessen die Forschenden, dass die Versuche in der PBL ungleich über die Jahre verteilt waren. Viele Arzneimittel wurden sehr kurz vor ihrer Zulassung getestet.

Versuche ohne Zustimmung der Patienten

In einer Untersuchung über Medikamentenversuche in der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich schätzen die Studien-Autoren den Anteil der Patienten, die in Medikamentenversuche involviert waren, auf eine mittlere einstellige Prozentzahl. Diese Schätzung dürfte auch für die PBL zutreffen, schreiben die Medizinhistoriker Flurin Condrau und Marina Lienhard, welche die PBL-Pilotstudie verfasst haben.

Die Historiker konnten in ihren Nachforschungen keine Hinweise darauf finden, dass vor den Medikamententests die Zustimmung der Patienten oder von deren Angehörigen eingeholt wurde. Das sei allerdings auch bei Therapien mit Standardmedikamenten nicht der Fall gewesen.

Fliessende Grenzen

Seien gravierende Nebenwirkungen aufgetreten oder hätten die Pharmazeutika keine Wirkung gezeigt, seien die Versuche in der Regel abgebrochen worden, heisst es. Die experimentierenden Ärzte kommen in der Studie relativ gut weg: Es scheine, sie hätten "ihre Verantwortung für das Wohl des Patienten oder der Patientin ernst genommen."

Die Grenzen zwischen Versuchs- und Standardpräparaten seien zu Beginn des Untersuchungszeitraums fliessend gewesen, geben die Autoren zu bedenken. Prinzipiell sei es "nicht ratsam, die Praxis der Akteure im Untersuchungszeitraum 1950 bis 1980 an heutigen Massstäben zu messen". Die Ereignisse – so wird relativiert – müssten "in ihrem historischen Kontext betrachtet" werden.

Forschungsunterlagen fehlen

Bemerkenswert ist, dass Forschungsunterlagen vollständig fehlen. Hinweise zu Medikamentenversuchen seien hingegen auch in Jahresberichten, Referatsnotizen und Publikationen gefunden worden.

Angestossen wurde die Pilotstudie von Hans-Peter Ulmann, dem abtretenden CEO der Psychiatrie Baselland. Ausschlaggebend waren zahlreiche Medienberichte über Medikamentenversuche früherer Jahrzehnte in verschiedenen psychiatrischen Kliniken der Schweiz. Erste Untersuchungen veranlasste Ulmann bereits für Otts 2017 veröffentlichte Publikation.




Weiterführende Links:
- Vom Irren-Gefängnis zur Psychiatrie-Revolution
- "Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit sind noch längst nicht ausgeschöpft"
- Psychiatrie Baselland: CEO Hans-Peter Ulmanns Abschied
- Psychiatrie Baselland erstmals mit Frau als neuer Chefin
- Joachim Küchenhoff neuer Psychiatrie-Chefarzt
- Zwei Neubauten: Neues Gesicht für Psychiatrie Baselland
- Ex ZH-Gesundheitsdirektor wird Psychiatrie-VR-Präsident


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