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Islamischer Weltstar auf Durchreise

Basel, 27. Juni 2006

Der umstrittene Genfer Islamwissenschafter Tariq Ramadan referierte gestern Montagabend in Basel über den Islam in Europa - und blieb dabei unverbindlich und vage.

Weder die drückende Hitze noch König Fussball hinderten rund 200 hundert Menschen daran, in die Aula des Naturhistorischen Museums und des Museums der Kulturen zu pilgern. Ihre Geduld wurde auf eine kleine Probe gestellt, als angekündigt wurde, der Referent werde aufgrund verstärkter Sicherheitsvorkehren am Flughafen London mit einer halben Stunde Verspätung eintreffen. Doch dann kam Tariq Ramadan, Redner, Buchautor und Prediger, den viele für einen der weltweit bekanntesten Schweizer Intellektuellen halten, und eroberte sogleich die Herzen: Mit seiner eleganten Erscheinung, seiner gewinnenden Art, seiner rhetorischen Begabung und seinem Showtalent, die ihn zum Superstar der islamischen Weltbild-Vermittlung machen.

Seine in französischer Sprache gehaltenen Ausführungen über "Traditionen, Realitäten und Perspektiven des Islam in Europa" waren bewusst aus der Optik eines Muslims formuliert, der in Europa aufgewachsen ist und Europa auch als seinen Lebensmittelpunkt betrachtet. Mit viel Selbstbewusstsein reklamierte der Philosoph, dessen Familie ursprünglich aus Ägypten stammt, eine doppelte, ja multiple Identität als Muslim und europäischer Citoyen und verwahrte sich hartnäckig gegen einseitige Loyalitätsbekenntnisse. Der Islam sei - auch wenn dies viele bis heute nicht wahrhaben wollten - seit Jahrhunderten eine europäische Religion, und islamische Denker hätten der europäischen Geistesgeschichte wichtige Impulse geliefert. "Als Muslim ist mir das rationalistische Denken keineswegs fremd", betonte Ramadan und verwies auf grosse islamische Denker wie Averroes.

Was Ramadan dabei über die schwierige Rolle als Brückenbauer zwischen Kulturen und Religionen oder über die Zerrissenheit von Migranten zwischen den Werten ihrer alten Heimat und derjenigen ihrer Gastländer ausführte, könnten wohl die meisten aufgeklärten und tendenziell fortschrittlich denkenden Zeitgenossen problemlos unterschreiben.

Sehr allgemein und teilweise beschönigend blieb der schillernde Referent dagegen bei der Beschreibung des Ist-Zustandes der muslimischen Gemeinschaften in Europa. Ramadan will keine Einschliessung von Muslimen in ghetto-ähnlichen Gebilden erkennen, sondern führt zunehmende Spannungen in den meisten europäischen Ländern vor allem auf die weit grössere Präsenz und "Sichtbarkeit" der Muslime im Alltagsleben zurück. Zwar forderte Ramadan ausdrücklich, Muslime hätten gegenüber der Kultur ihrer Herkunftsländer mitunter auch kritisch zu sein - etwa, was die Misshandlung von Frauen betrifft. Er nahm aber weder Stellung zu dem etwa in Frankreich immer häufiger kritisierten Phänomen des Kommunitarismus, der bewussten Selbstausgrenzung von Muslimen und anderen ethnischen oder religiösen Gruppierungen, noch zu Reibungsflächen zwischen einer bewusst islamischen Lebensführung und derjenigen als europäischer "Citoyen".

Um wirklich in Erfahrung zu bringen, welche Position Tariq Ramadan in einer Reihe von Punkten einnimmt, die das Zusammenleben zwischen Muslimen und Nichtmuslimen erschweren, müsste sich der smarte Genfer Denker wohl auf ein öffentliches Streitgespräch mit einem ebenbürtigen Partner einlassen. Er hätte dann etwa zu begründen, weshalb er sich nur zu einem "Moratorium" in der von seinem Bruder Hani Ramadan auf provozierende Weise aufgeworfenen Frage der Steinigung durchringen konnte - und nicht zu einer klaren und unmissverständlichen Verurteilung. Doch derartigen Debatten - und auch harten Interviews durch die Medien - geht Ramadan in aller Regel aus dem Weg.

So blieb seine am Schluss formulierte Forderung, Muslime und Nichtmuslime müssten "gegen die zunehmende Angst und das Misstrauen kämpfen" und sich zuerst einmal im lokalen Rahmen kennenlernen, zwar unbestritten, doch führt sie in ihrer Unverbindlichkeit kaum weiter.



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