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Die e-Zahnbürste und das neue Atomkraftwerk
Liestal, 12. September 2021
Ich war mein Leben lang Optimist. Über allen Zweifeln über die Menschheitsentwicklung schwang immer der Glaube mit, wir würden es "schon schaffen", allein aus purem Überlebenswillen. Doch seit meinem letzten Zahnarztbesuch wankt diese Zuversicht.
Meine Dentalhygienikerin hatte mir wieder einmal eine neue Zahnpasta-Marke empfohlen und mich gleichzeitig ermuntert, mein Gebiss mit einer "ganz normalen Zahnbürste aus der Migros" (die ich ohnehin immer verwende) zu pflegen. Als der Zahnarzt zur Kontrolle den Blick in meinen Rachen warf, entliess er mich nicht ohne den Hinweis, es "vielleicht einmal mit einer elektrischen Zahnbürste zu versuchen".
Seither verstehe ich die Welt nicht mehr. Ich wundere mich als AKW-Gegner der ersten Stunde ohnehin schon darüber, wie blauäugig und kritiklos die rot-grüne Elite die Weltrettungs-Religion des elektrischen Antriebs herunterbetet.
Es gab einmal eine Zeit, als die elektrische Trottoirheizung am Sitz der Basellandschaftlichen Kantonalbank in Liestal beinahe einen Volksaufstand provozierte. Und heute ist alles gut, was "e-" und derzeit im Begriff ist, monsterwellenartig Anwendung zu finden: e-Velos, e-Heizpilze, e-Autos, e-Motorräder, e-Zahnbürsten, e-Heizungen, e-Flugzeuge und viele weitere mehr. Doch bei den damaligen BLKB-Volksaufständlern herrscht Stille im e-Wald.
Es sei den Elektroingenieuren und Stromunternehmern überlassen, den künftigen Strombedarf zu ermitteln und die nötigen Schlüsse daraus zu ziehen. Mein gesunder Verstand sagt mir, dass wir angesichts der schleppenden Energiewende in einen grausamen e-Engpass rasseln, aus dem es nur noch einen Ausweg gibt: ein paar neue Atomkraftwerklein der neusten Art – klein, smart, sicher, dezentral.
Deren Promotoren stehen schon in den Startlöchern, und sie werden sich auf die rot-grünen e-Anwender berufen können.
Ob das gut kommt, wird sich erst noch zeigen. Ich jedenfalls habe mich entschieden, nicht den Rat des Zahnarztes zu befolgen, sondern jenen der Dentalhygienikerin. Ich bleibe bei der "ganz normalen Zahnbürste aus der Migros".
"Ressourcen nicht unbeschränkt vorhanden"
Der Weg scheint gefunden. Jetzt können wir getrost weiter um die Welt sausen. Die e-Mobilität machts möglich! Wir brauchen uns nicht einzuschränken! Ein paar Solarzellen aufs Dach und weiter gehts: Ungebremst …... bergab! wie Ärnscht Born schon zur Zeit der AKW-Besetzung in Kaiseraugst sang, … immer wie schneller, wie schneller bergab!
Man könnte meinen, all die Ressourcen seien unbeschränkt vorhanden, die es für die Fabrikation auch von e-Mobilen braucht. Denken wir nur mal ans Kupfer! In 20 bis 30 Jahren könnte dies längst aufgebraucht sein! Und dann? Gute Nacht!
Viktor Krummenacher, Bottmingen