Baselbieter Kantonsärzte geben sich die Klinke in die Hand

Die Funktion des Kantonsarztes ist im Baselbiet nicht auf Dauerhaftigkeit angelegt. Die Bilanz der letzten neun Jahre: Nach durchschnittlich drei Jahren ist das Sitzleder schon durch.

Liesal, 28. November 2022

Das Sesselrücken begann 2014, als Dominik Schorr, seit Dezember 1991 im Amt, als Baselbieter Kantonsarzt in Pension ging und Brian Martin seine Nachfolge antrat. Drei Jahre später wechselte Martin nicht die Funktion, aber den Kanton: Er wurde Zürcher Kantonsarzt.

An seiner Stelle rückte 2017 die Ärztin und Gesundheitsökonomin Monika Hänggi nach. Doch auch in ihrer Biografie wird die Staatsärztinnen-Stelle nur als kurzes Gastspiel sein: Nach Ausbruch der Pandemie im März 2020 trat sie noch an der ersten Corona-Medienkonferenz von Gesundheitsdirektor Thomas Weber (SVP) auf. Ende Juli des ersten Covid-Jahres war es auch schon wieder vorbei.

Nach drei Jahren genug

Am 1. Oktober 2020 besetzte der damals 56-jährige Präventionsmediziner Samuel Erny (Bild) das Kantonsarzt-Büro in Liestal. Doch nun hat auch er schon genug. Mittlerweile 59-jährig, wechselt er per 1. März ins Basler Gesundheitsdepartement, wo er neuer Leiter des Krebsregisters beider Basel wird. Er tritt die Nachfolge von Katharina Staehelin an, die in die Leitung der Nationalen Krebsregistrierungs-Stelle nach Zürich wechselt.

Somit wird kommenden Frühling die Baselbieter Kantonsarzt-Stelle zum fünften Mal in neun Jahren besetzt werden. Dass Erny, in Riehen wohnhaft, ins Basler Gesundheitsdepartement wechselt, war auch bloss einer Medienmitteilung seines künftigen Arbeitgebers zu entnehmen. Die durchschnittliche Ausdauer der Amtsträger an der Liestaler Bahnhofstrasse betrug gerade mal drei Jahre.

"Abgänge werden nicht kommuniziert"

Auf Anfrage von OnlineReports sagte Rolf Wirz, der Sprecher der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD): "Solche Abgänge kommunizieren wir eigentlich nicht. Wir wussten, dass Basel-Stadt den Wechsel kommuniziert, dann müssen wir es nicht auch noch tun." Der kantonsärztliche Dienst bleibe funktionsfähig, Ernys Stelle sei letzte Woche ausgeschrieben worden.

Dass in der Baselbieter Verwaltung die Praxis gilt, Zugänge zu vermelden, Abgänge hingegen nicht, dürfte der VGD in diesem Fall besonders gelegen gekommen sein. Die mehrfachen kurzen Gastspiele der Akteurin und der Akteure werfen Fragen nach der Arbeitsqualität und dem Betriebsklima auf.

Schwierige Lage

Samuel Erny kann attestiert werden, dass er dem Kanton in einer aussergewöhnlich schwierigen Lage der öffentlichen Gesundheit beigestanden ist. Er war aber wohl nicht der Mann der dicken Haut, und dürfte unter dem Pandemie-Druck und den Angriffen der Corona-Gegner gelitten haben.

Weiterführende Links:
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