OnlineReports präsentiert: Das Gedicht zu Ostern 2020
Binningen, 11. April 2020
Das ist eine Premiere im bald 22-jährigen Bestehen von OnlineReports: Ausnahmsweise veröffentlichen wir hier keine Nachricht, sondern ein Gedicht, das uns als "österliche Aufmunterung in schwierigen Zeiten" erreicht hat. Autor ist Hansjörg Reinau–Krayer aus Binningen. Er war Spezialist für alte Sprachen und ehemals Latein- und Griechischlehrer am Basler Kohlenberg-Gymnasium. red.
Corona – ein ungebetener Gast
Corönchen zog an Vaters Hand durch's frühlingshafte Schweizerland, schon etwas mürrisch, weil zu trinken es etwas wünschte; da, zur Linken am Wegesrand stand eine Beiz, was nicht ganz selten in der Schweiz. "Komm, Väterchen, wir kehren ein und lassen's uns gemütlich sein; ich trink ne Cola, Du ein Bierchen", so sprach das aufgeweckte Virchen, "zwei Schritte nur noch bis zum Ziel", worauf es fast in Ohnmacht fiel, weil an der Tür in grossen Lettern, die jeden wahrlich niederschmettern, der dürstet, stand: "Ihr lieben Leute, Corona droht, geschlossen heute." Zufällig kam ich grad vorbei und sprach sie freundlich an, die zwei, im Abstand, wie der Bundesrat es uns empfiehlt: "Die beste Tat, wär', wenn Ihr, Vater und Corönchen, jetzt fliegen würdet mit Ballönchen weit weg: dann wär'n (woran zu denken zur Zeit kaum einer wagt) die Schenken wieder geöffnet; wieder offen (worauf schon lange viele hoffen) wär'n Läden jeglicher Couleur, zum Glück auch wieder der Coiffeur (es wär'n nicht nur die Damen froh, ging's wieder los beim Figaro!), wir hätten auch, welch ein Pläsier, wieder genügend Klopapier; wir könnten wieder in Museen, Theater, auch in Kinos gehen, ins Freie und in Gruppen wandern, Distanz nicht haltend zu den Andern; und könnten treffen uns am Stamm (gefahrlos wär' die Fahrt im Tram), zu Hause hätt' man wieder Gäste und würd bewirten sie auf's Beste; wir könnten wieder auf den Dielen das Tanzbein schwingen unter Vielen und könnten wieder voll Vertrauen wie früher küssen hübsche Frauen, man gäbe sich die Hand auch wieder, säng' nicht mehr nur vom Balkon Lieder, es gäb kein Office mehr zu Hause, Kollegen säh' man in der Pause, die Schüler sässen in der Schul' (vorab die Eltern fänden's cool); vom Bildschirm, Balsam für's Befinden, würde Herr Doktor Koch verschwinden; der Osterhase käme nicht mit einer Maske im Gesicht, um seine Eier hinter Hecken und unter Bäumen zu verstecken; wir würden nicht zu Hause hocken zur Blütezeit der Osterglocken, nichts würd' uns hindern, zu gelangen trotz ellenlanger Autoschlangen ins Land, wo die Zitronen blühen, vergessen wären alle Mühen, man sässe wieder im Ticino entspannt vor einem Boccalino und hörte wieder in Lugano tedesco mehr als italiano, am Ostersonntag wär' in Rom nicht leer die Piazza vor dem Dom, "Urbi et orbi" gäb's vor Ort, nicht bloss per Webcam, weit von dort; voll von Touristen wär' Venedig, die Stadt fast aller Sorgen ledig, man klagte nicht mehr in Florenz über Besucherabstinenz, nach Mailand, Pisa und Turin zög' man in Scharen wieder hin, wieder gäb's Andrang auch in Kloten, zur Freude nicht nur der Piloten, die Hotels wären nicht mehr leer, man fände keine Zimmer mehr, die Kassen – wer fänd' das nicht toll ? – wär'n wieder alle rappelvoll; und bei 'Corona' dächten wir wie früher lediglich an Bier; kurz: manche Sorgen wär'n wir los haut ab, es wäre grandios!
"Ach nein"
Soll ich ächt auch ein Värsli schreiben? Ach nein, ich lass' es lieber bleiben!
Gilbert Thiriet, Basel
"Schön wärs, es wäre schon gewesen"
Ich gratulier dem Jubilaren nach 22 schönen Jahren Ich hoffe sehr es geht noch weiter trotz Corona und so weiter. Es machte Spass hier heut zu lesen schön wärs, es wäre schon gewesen. Die Zeit ist mühsam mit den Viren man hat doch einges zu verlieren. Die Freunde wieder zu umarmen und nicht immer nur zu warnen, das ist das Ziel, es ist schon nah, dann sind sie alle wieder da.
Peter Isler, Basel
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