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© Foto by DRG


Ein ganz gewöhnlicher Einschleichdieb vor Strafgericht

Was geschieht eigentlich mit einem rumänischen Einschleichdieb, wenn ihn die Polizei in Bottmingen erwischt? OnlineReports verfolgte vor Strafgericht einen Fall, den kein anderes Medium interessiert.
Bottmingen/Muttenz, 8. Dezember 2022

Im Bottminger Dorfkern kennen sich die Leute noch, und sie sprechen miteinander. So erfuhren drei Nachbars-Familien voneinander, dass sich am Nachmittag des 26. August Einschleichdiebe in ihren unverschlossenen Häusern an der Ruchholzstrasse und der Weichselmattstrasse zu schaffen gemacht hatten. Innerhalb von anderthalb Stunden suchten die Unbekannten die drei Tatorte auf. In zwei Fällen machten sie Beute.

OnlineReports gelang es, alle drei Fällen in einer Recherche zu dokumentieren. Der erlittene Schaden war gering, aber das Erlebnis für die Bewohner beklemmend.

Nach drei Minuten in den Armen der Polizei

Gestern Mittwoch stand ein 58-jähriger Mann aus Rumänien vor dem Baselbieter Strafgericht. In Handschellen, mit hellgrauen Trainerhosen und einem dicken Winterpullover (Aufschrift "Let it snow") schleppte er sich, begleitet von zwei bewaffneten Polizisten, in den Gerichtssaal. Seit seiner Festnahme war auf dem während der Tat noch gepflegt rasierten Gesicht ihm ein dichter weisser Bart gewachsen.

Ihn hatte die Polizei erwischt, weil es dem letzten der drei Geschädigten (wir nennen ihn hier Herr Perga) per Velo geglückt war, den Einschleicher und seinen Neffen (Jahrgang 1987, genannt "Sheriff") auf ihrer per Trottinett erfolgenden Flucht zu verfolgen und gleichzeitig die Polizei zu avisieren.

Speditive Justiz

Verfolgung und Festnahme müssen filmreif gewesen sein. Die Anklageschrift nennt 15.03 Uhr als Ende der letzten Tat. Die Verhaftung samt Konfiszierung der Beute – Schmuck und Bargeld – erfolgte nur drei Minuten später, um 15.06 Uhr. Speditiv war auch die Justiz: Zwischen Verhaftung und Gerichtsverhandlung lagen nicht einmal vier Monate.

Es ergab sich in der Strafverfolgung nun eine kleine Panne, indem der Neffe, der die Beute auf sich trug, am selben Abend samt Beute etwas voreilig freigelassen wurde, weil kein Schmuckstück der Familie des Verfolgers (der damals nichts von weiteren Delikten wusste) zugeordnet werden konnte.

Elf Monate wegen 915 Franken

Schnell zeigte es sich, dass für den Angeklagten der Bottminger Beutezug alles andere als lohnend war: Die Staatsanwaltschaft bezifferte den Wert des Deliktsgutes auf 915 Franken und forderte dafür wegen Diebstahls und Hausfriedensbruchs eine unbedingte Freiheitsstrafe von 12 Monaten. Einzelrichterin Annette Meyer López reduzierte das Strafmass auf elf Monate, folgte aber dem Antrag der Staatsanwältin auf eine Landesverweisung von acht Jahren.

Zeitweise entstand im Gerichtssaal ein Wortgefecht zwischen dem Dieb und der Dolmetscherin, ein klärender Ablauf der Bottminger Langfingerei ergab sich aus dem Dialog kaum. Vielmehr klagte der teilweise geständige Täter zwischendurch auch mal heulend über die Armut in Rumänien und seine sieben Kinder, an deren Geburtsjahr er sich nicht genau erinnern wollte.

Ansonsten konstruierte er lauter Unglaubwürdiges. Im letzten Fall, in dem der schlafende Herr Perga den ungebetenen Gast wenige Meter vor sich im Büro erblickte, behauptete der Beklagte, er habe das Haus nicht betreten. Als die Richterin ihm ein Foto (Bild oben) entgegenhielt, das die herbeigeeilte Schwiegertochter von Herrn Perga vom Unbekannten geistesgegenwärtig machte, will er plötzlich vom Hausbesitzer "ins Haus hineingezogen worden" sein. Er habe den Hausherrn nur um ein Glas Wasser bitten wollen (obwohl er bereits Wasser auf sich trug).

Trick, um unauffällig zu verduften

Ein Zettelchen mit der Aufschrift "Florin Daniel" habe der Fremde nur auf sich getragen, und bereitwillig fotografieren habe er sich nur lassen, um "unauffällig zu verduften", meinte die Richterin.

Was sie dem Mann an Kosten aufbürdete, dürfte eher formaler Abarbeitung entsprochen haben. Denn Pflichtverteidiger Simon E. Schweizer bezeichnete ihn als "notorischen unverbesserlichen Einbrecher", der schon x-mal vorbestraft sei und viele Jahre hinter Gittern verbracht habe. Folge: Bei ihm ist nichts zu holen.

Passend zu Weihnachtsbäumchen und Krippe im Entrée des Strafjustizzentrums sagte er im "letzten Wort" zur Richterin: "Gott soll Ihnen und Ihrer Familie Gesundheit schenken."

Nur: Von der kleinen Beute werden die Bottminger Geschädigten nichts mehr sehen. "Sheriff" ist längst über alle Berge.




Weiterführende Links:
- Fünf Schritte neben dem schlafenden Hausbesitzer stand der Einschleicher


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"Verbindung des Strafmasses mit Höhe der Beute"

Ein interessanter Artikel, in dem aber auch etwas aufscheint, das mich schon seit einiger Zeit beschäftigt: Die Verbindung des Strafmasses mit der Höhe der Beute. Nun gut – in dem Fall sind 11 Monate nicht schlecht; aber es ist ein Wiederholungstäter.

 

Wäre aber die Strafe nicht viel höher ausgefallen, wenn der Dieb das "Glück" gehabt hätte, eine Beute zu finden, die 100 Mal höher gewesen wäre? Ich habe oft den Eindruck, dass unsere Justiz weniger die Tat (das Verbrechen an sich) beurteilt, sondern dessen Erfolg.

 

Dass der "Sheriff" samt seiner Beute einfach freigelassen worden war, ist übrigens keine "Panne", sondern unendliche Naivität.


Peter Waldner, Basel



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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

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