Das macht Spass: Zug fällt aus, Bus soeben abgefahren
Rümlingen, 13. Februar 2012
Neue Folge in unserer beliebten Rubrik "Abenteuer mit der Bundesbahn". Es ist Sonntagnachmittag, 12. Februar. OnlineReports-Leser Anthony Kübler (Name geändert) hat zusammen mit seiner Frau einen wunderbaren Spaziergang durch die Oberbaselbieter Winterlandschaft hinter sich. In der Mitte des Nachmittags ist Heimkehr angesagt. Das Paar steht um 15 Uhr am Bahnhof Rümlingen und wartet auf die S9 nach Sissach, die um 15.15 Uhr fahren sollte. Um 15.10 Uhr meldet sich die freundliche Stimme der automatischen Durchsage: "Dieser Zug fällt aus, bitte nehmen Sie den Ersatzbus. Der Weg ist am Informationsbrett angeschlagen." Anthony Kübler und seine Partnerin schauen sich den Plan an und marschieren los. Dank der guten Aussicht vom Bahnhof sehen wir, wie unten an der Hauptstrasse der Ersatzbus präzis um 15.10 Uhr losfährt. Das Einzige, was ihnen bleibt: 60 Minuten warten bei minus 6 Grad.
Viel Vergnügen! Ihre kundenfreundliche Bundesbahn.
"SBB – unsensibel gegenüber den Kunden"
Die Angelegenheit zeigt erneut welchen Stellenwert die S9 für die SBB hat, indem der Betrieb auf der Läufelfinger-Linie immer wieder für den Ausweichverkehr geopfert wird und auch das auf die Haltestellen-Ausbauten angestimmte Rollmaterial entgegen der Versprechungen weiter auf sich warten lässt.
Störend ist, dass im vorliegenden Fall die Kommunikation ungenügend ist. So wird auf den Ausfall der Züge an den Stationen lediglich mit einem Plakätchen hingewiesen – gut versteckt im Wartehäuschen. Eigentlich müsste doch versucht werden, die Fahrgäste bereits auf dem Weg zum Bahnhof davon abzuhalten oder, dort angekommen, auffällig zu informieren. Durch die Lage am Berg oben der Haltestellen Buckten, Rümlingen, Sommerau und Diepflingen ist es ein Ding der Unmöglichkeit, den Bahnersatzbus zu erreichen, wenn dieser dazu noch früher verkehrt als die Bahn.
Wie unsensibel die SBB den Kunden gegenüber sich verhalten, zeigt der Umstand, dass am kommenden Wochenende 25./26. Februar, also am Fasnachtssonntag erneut Busse anstelle der S9 verkehren sollen. Dies ist wohl der Tag an welchem die S9 die meisten Passagiere im ganzen Jahr befördert - ein Schildbürgerstreich!
Alfred Zahler, Diepflingen
"Linie wird stiefmütterlich behandelt"
Bei Betriebsstörungen auf der Linie des Hauenstein-Basistunnels wird der Betrieb der Linie S 9 Sissach - Läufelfingen - Olten und umgekehrt kurzum eingestellt und ein Busersatz organisiert. Die Bergstrecke der alten Linie dient danach aus Ausweichroute für Züge des Fernverkehrs. Reisende der S 9 werden verärgert und vertrieben, des nachts in Randzeiten ist dies besonders prekär. Diese Linie wurde und wird sehr stiefmütterlich behandelt.
Zu beklagen ist auch die ambivalente Haltung des Kantons Basel-Landschaft welcher nicht dezidiert für die Läufelfingerlinie einsteht und kämpft, sondern eher versucht den S-Bahnbetrieb abzubauen. Bitter ist dies für das Homburgertal, denn mit ihren Anschlüssen an den Fernverkehr in Olten ist die Linie ein Standortvorteil für das Tal. Weil inzwischen der Bau des Wisenbergtunnels auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben wurde, ist kein Ende dieser "Bus-Ersatzbetriebe" zu erwarten. Vielleicht ist ernsthaft zu erwägen die Bergstrecke wieder mit einem zweiten Geleise auszustatten, so wie dies bis vor dem Krieg der Fall war.
Willi Rehmann, Präsident Pro Bahn NWCH, Binningen