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Umgestaltung Badischer Bahnhof: Fit für die Zukunft
Die zukünftige Nutzung des Badischen Bahnhof sowie die Aufwertung der Rosentalstrasse zur "Basler Bahnhofstrasse": Das waren die zentralen Themen, die gestern Dienstagabend an der Quartierveranstaltung zum "Entwicklungskonzept Badischer Bahnhof" in der Bar du Nord von rund 70 Interessierten intensiv diskutiert wurden.
Basel, 14. Dezember 2011
Das Schwerpunktprogramm "Stadtentwicklung Basel Nord" wurde Ende 2010 abgeschlossen, die Stadtentwicklung in jenem Gebiet geht aber weiter. Konkret verlagert sie sich vom St. Johann auf die andere Rheinseite zum Badischen Bahnhof im Kleinbasel, wo derzeit das Bau- und Verkehrsdepartement ein Konzept für die zukünftige Nutzung des Badischen Bahnhofs erarbeitet. Gestern fand die zweite Mitwirkungsveranstaltung für die betroffene Bevölkerung aus den Quartieren Hirzbrunnen, Wettstein und Rosental statt.
Bahnof soll besser zugänglich werden
In moderierten Workshops wurden detaillierte Massnahmen zur besseren Zugänglichkeit zum Bahnhof, die zukünftige kommerzielle Nutzung im historischen Hauptgebäude sowie die Aufwertung der Rosentalstrasse diskutiert. Dies waren auch die Themen, die sich in der ersten Anhörung im Januar 2010 als die inhaltlichen Brennpunkte erwiesen hatten.
Konkret geht es darum, den Badischen Bahnhof zum attraktiven Verkehrsknotenpunkt aufzurüsten und fit für die künftigen städtebaulichen Herausforderungen zu machen. Bis anhin führte der Badische Bahnhof jedoch ein städtbauliches Mauerblümchendasein.
Problem Grenzbahnhof
Trotz seiner Funktion als Durchgangs- und Umsteigebahnhof wird der Bahnhof als Portal von und zur Innenstadt nicht wahrgenommen. Immerhin benutzen ihn täglich 12'000 Reisende. Das hängt mit der Besonderheit des Badischen Bahnhofs als Grenzbahnhof zusammen. Er hat sich seit seiner Gründung 1913 kaum verändert, die Stadt ist jedoch gewachsen. Deshalb steht das ganze Bahnhofareal mit seinen Gleisanlagen quer in der Stadtlandschaft: Es riegelt das Hirzbrunnenquartier von der Stadt ab und ist für Reisende nur via Schalterhalle zugänglich.
Wer heute den Hauptausgang des Badischen Bahnhofs verlässt, muss den Weg in die Innenstadt richtiggehend suchen und findet den Eingang zur Stadt doch nicht. Weder gibt es eine "Zürcher Bahnhofstrasse" noch eine andere Wegmarke, die Ortsunkundige schnell und unkompliziert in die Stadt oder an die Messe führt. Die Rosentalstrasse ist der direkteste Weg zur Messe Basel und in die Innenstadt – wirkt aber als eintönige, wenig einladende Durchgangsachse (Bild). Wer umgekehrt aus dem Hirzbrunnenquartier zum Badischen Bahnhof will, muss sich, anstatt direkt vom Quartier aus in die Schalterhalle zu gelangen, zuerst durch die wenig attraktiven Strassentunnels der Maulbeer- und Riehenstrasse quälen.
Immobilienprojekte bringen Quartierveränderungen
Bislang wurde das städtebauliche Potential des Badischen Bahnhofs vernachlässigt. Der Neubau der Messe Basel liegt in unmittelbarer Nähe, der Bahnhof liegt zentral zwischen den Quartieren Rosental, Wettstein und Hirzbrunnen, und ist zudem an das städtische Tram- und Busnetz angeschlossen. Anstoss für das Projekt "Badischer Bahnhof" geben die vielen neuen Investitionen in der nahen Umgebung. Verschiedene Stadtentwicklungsprojekte sind in unmittelbarer Nähe geplant oder bereits realisiert. Projekte wie das Erlenmattquartier, der Wohnungsneubau auf dem Schoren-Areal oder der Bau des Roche-Turms werden Neuzuzüger bringen und Arbeitsplätze schaffen, aber die Quartiere auch neu aufmischen und verändern.
Diese Situation wird neue Herausforderungen an den Badischen Bahnhof stellen. Mehr Personen werden den Bahnhof nutzen. Der öffentliche Verkehr sowie der Fuss- und Veloverkehr müssen aufeinander abgestimmt werden. Die Zugänglichkeit soll verbessert und die Trennung der Quartiere aufgehoben werden. Mit dem Wegfallen der Personenkontrollen ergeben sich auch neue Nutzungsmöglichkeiten in dieser Verkehrsdrehscheibe.
Schwierige Aufwertung der Rosentalstrasse
Obwohl die Mitwirkung der Bevölkerung möglich ist, sind deren Handlungsmöglichkeiten beschränkt und die Umsetzung vieler kreativer Ideen schwierig machbar. Der dringende Wunsch von Workshop-Teilnehmenden beispielsweise, die Rosentalstrasse aufzuwerten und sie als attraktive Verbindung in die Innenstadt zu öffnen, wird sich so nicht umsetzen lassen. Der Messe-Neubau als Quartierriegel sowie die Gebäude der Syngenta verunmöglichen eine attraktive durchgehende Flaniermeile oder eine weitere Öffnung des Quartiers. Ob und wie sich die am Workshop eingebrachte Idee, die Geleislandschaft zu überdachen und, analog zum angedachten Projekt "Central Park" beim Bahnhof SBB, die Dachlandschaft zu begrünen und so auch einen direkten Weg zum Hirzbrunnen Quartier über die Dächer zu ermöglichen, umgesetzt werden kann, wird sich zeigen.
Einigen Wünschen, wie denjenigem nach einer direkten Verbindung von der Rosentalstrasse ins Hirzbrunnenquartier, kann aber entsprochen werden: So wird der Riehener Tunnel im Bahnhof 2013 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Badischen Bahnhofs geöffnet. Für die Gestaltung der Rosentalstrasse wird 2012 ein Wettbewerb ausgeschrieben. Die vielen Vorschläge werden nun nochmals gebündelt, um dann als konkrete Empfehlungen ins Entwicklungskonzept Badischer Bahnhof einzufliessen.
Die dreistündige Veranstaltung wurde vom Bau- und Verkehrsdepartement in Zusammenarbeit mit dem Stadtteilsekretariat Kleinbasel organisiert.
Stadtteilentwicklung Badischer Bahnhof
mj. Bereits 2007 formulierte der Neutrale Quartierverein Hirzbrunnen in einem Schreiben an das Stadtteilsekretariat Kleinbasel Vorschläge zur Verbesserung der Zugänglichkeit zum Bahnhof, der Beleuchtung der Rad- und Fussgängerwege bei den Eisenbahnbrücken Riehenstrasse und Maulbeerstrasse sowie zum Thema Veloabstellplätze am Bahnhof. Ausserdem wurde eine Gesamtplanung unter Miteinbezug der Bevölkerung angeregt. Thema: Überwindung der Barrierewirkung des Bahnhofs für die Quartiere.
Auch von politischer Seite wurden diesbezüglich Massnahmen gefordert. In der Folge wurde der Badische Bahnhof in den Politikplan 2009-2012 aufgenommen und im Richtplan Basel-Stadt 2009 als “siedlungsstruktureller Schwerpunkt” festgelegt. Damit wurde der Auftrag an das Bau- und Verkehrsdepartement erteilt, ein Konzept für die "Stadtteilentwicklung Badischer Bahnhof" zu entwickeln. Im Dezember 2010 bewilligte der grosse Rat einen Kredit von 465’000 Franken zur Konzepterarbeitung und zur Umsetzung von Sofortmassnahmen. Darin verankert war auch die Vorgabe, dass die Bevölkerung bei der Konzeptentwicklung mitreden kann.
Bis Mitte 2012 muss ein Konzept vorliegen, die darin vorgeschlagenen Massnahmen solle innerhalb von zehn bis fünfzehn Jahren umgesetzt werden.
Partizipation und Stadtentwicklung
mj. Mit der neuen Verfassung des Kantons Basel-Stadt ist am 30. Oktober 2005 auch deren Paragraph 55 vom Volk angenommen worden und am 13. Juli 2006 in Kraft getreten. Er schreibt vor, dass Staat und Verwaltung die Quartierbevölkerung, sofern diese besonders betroffen ist, in ihre Meinungs- und Willensbildung einbeziehen müssen. Das Stadtteilsekretariate Kleinbasel und Basel-West, zusammen mit den neutralen Quartiervereinen, sind die Schnittstelle zwischen Bevölkerung und Verwaltung. Sie initierten die Mitwirkung der Quartierbevölkerung bei Stadtentwicklungsprojekten.