Auf Berg AG, Wegwarte und Wolfbrunnen: Zusammenschluss
Basel/Seltisberg/Lausen, 25. August 2016
Drei soziale Institutionen in der Region Basel schliessen sich zusammen: Die beiden Stiftungen "Wegwarte" in Basel und "Wolfbrunnen" in Lausen schliessen sich der "Auf Berg AG" in Seltisberg an. Der Zusammenschluss der operativen Bereiche soll auf 1. Januar 2017 erfolgen.
Die Heime "Auf Berg AG" (mit dem Kinderheim und der Wohngruppe für unbegleitete, minderjährige Asylsuchende in Seltisberg und dem Mutter-Kind-Haus Belvedere in Basel), die "Wegwarte" in Basel (mit ihrem Angebot für Frauen und Mütter mit ihren Kindern) und der "Wolfbrunnen" in Lausen (mit seinem Wohn- und Schulangebot für weibliche Jugendliche) bieten unter dem gemeinsamen Dach unter anderem ein genderspezifisches Betreuungsangebot, "das in der Nordwestschweiz einmalig sein wird", heisst es in einer Medienmitteilung von heute Dienstag.
Die Verantwortlichen sind überzeugt, "dass die Fusion der drei Institutionen optimale Möglichkeiten bieten wird, die heutigen und künftigen Herausforderungen gestärkt anzugehen". Dies insbesondere hinsichtlich der Differenzierung der Angebote, der Nutzung der Infrastrukturen und der Zusammenarbeit mit den zuweisenden Stellen der beiden Kantone. Auch Synergien im Bereich der Supports böten sich unter dem gemeinsamen Dach mit rund 110 Mitarbeitenden geradezu an.
Wie Urs Baumann, der Verwaltungsrats-Präsident der "Auf Berg AG", gegenüber OnlineReports erklärte, werden im Hinblick auf die neue Struktur Führungsdefizite bereinigt. So ist die "Wegwarte" derzeit ohne Leitung. Diese Funktion wird künftig zusätzlich durch die "Wolfbrunnen"-Leiterin übernommen. Ebenso wurden eine sechsköpfige Geschäftsleitung eingesetzt und eine erfahrene Personalchefin engagiert.
Dass es in gewissen Führungspositionen zu personellen Veränderungen kommen wird, bezeichnete Baumann als "wahrscheinlich". Hingegen glaube er nicht, dass es beim Betreuungspersonal zu Entlassungen kommen werde. Laut Baumann, der auch künftig "den Lead behalten" wird, begrüssen die Aufsichtsbehörden in beiden Basel die neue Struktur.
"Wie ein Staatsstreich"
Beim Lesen der Medienmitteilung über den Zusammenschluss der Institutionen "Wegwarte", "Heim auf Berg" und "Wolfsbrunnen" wird schnell klar, dass Herr Baumann die Komplexität der Vorgänge rund um die Fusion ignoriert. Nur so ist es möglich, dass er dabei eine Nonchalance an den Tag legt, die der Situation nicht entspricht.
Dies ruft nach einer Reaktion: Die Entlassung der intern und extern geschätzten Geschäftsführerin der "Wegwarte" im Vorfeld der Fusion kam für die Betroffenen der Institution Wegwarte einem traurigen Staatsstreich gleich. Von einer "Bereinigung von Führungsdefiziten" (Zitat Baumann) zu sprechen, mutet in diesem Zusammenhang zynisch an. Die Klientinnen und die Mitarbeitenden der Wegwarte sind durch die überraschend erfolgte Kündigung und Freistellung ihrer Geschäftsführerin im Juni tief verunsichert und in ihrer Arbeit beeinträchtigt worden. Vielleicht umso mehr, als damit auch aufgezeigt wurde, in welchem Stil die strategische Leitung (Stiftungsrat und Verwaltungsrat) Differenzen zu lösen bereit ist und ihre Absichten durchsetzt.
Mitarbeitende der "Wegwarte" sind über diese Entwicklungen besorgt. Sie schauen unter diesen Vorzeichen vorwiegend skeptisch dem bevorstehenden Zusammenschluss unter dem Dach der "Heime auf Berg AG" entgegen. Sie befürchten weitere Sparmassnahmen auf dem Buckel des Personals und auf Kosten der Qualität. Was Verwaltungsrat Urs Baumann in seiner Stellungnahme sportlich als "sich anbietende Synergien" umschreibt, heisst offenbar auch, dass man weitere kompetente und verdiente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Klinge springen lässt.
Bleibt zu hoffen, dass das in den vergangenen Jahren unter Birgit Sachweh erarbeitete hohe Qualitätsniveau und der wiedergewonnene gute Ruf des Übergangsheims "Wegwarte" im sozialen Basel auch unter der neuen Trägerschaft erhalten bleibt. Bleibt zu hoffen, dass eine konstruktive Zusammenarbeit unter den verschiedenen Häusern und Bereichen entstehen kann, die den verbleibenden Mitarbeitenden wieder ermöglicht ihren Fokus auf die Kernarbeit zu richten.
Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die bleiben können und jenen, die gehen müssen, gelten mein grosser Respekt und meine Wertschätzung.
Jérôme Perret, Sozialarbeiter BA/FH, Sissach
"Mutlose Stiftungsräte"
Die Tendenz im sozialen Bereich, dass sich Institutionen zusammenschliessen, um das Angebot zu bündeln und ein wichtiger Partner der kantonalen Behindertenhilfe zu werden, setzt sich fort. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Aufsichtsbehörde die neue Struktur begrüsst. Was die Aufsichtsbehörde jedoch dazu sagt, dass "im Hinblick auf die neue Struktur Führungsdefizite bereinigt" werden, wie es im Text in beschönigendem Management-Deutsch heisst, erfahren wir leider nicht.
Birgit Sachweh, die bisherige Geschäftsführerin der "Stiftung Wegwarte", welche mir aus beruflichem Kontext als kompetente und engagierte Fachperson bekannt ist, wurde nach der Rückkehr aus den Ferien eröffnet, dass man sich aufgrund des schlechten Betriebsergebnis 2015 von ihr trenne.
Offenbar wurde die Fusion von den Stiftungsräten im Hintergrund geplant und man hatte nicht den Mut, der scheidenden Geschäftsführerin den wahren Grund der Trennung mitzuteilen. Interessant wäre auch noch zu erfahren, wie die Geschäftsführerin der "Stiftung Wolfbrunnen" in Lausen den Spagat schafft, zwei Institutionen in dieser Grösse in Lausen und Basel gleichzeitig zu leiten (zusätzlich über 40 Mitarbeitende).
Thomas Baumgartner, Basel
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