"Weder 4- noch 5-letter-word"
Dass Guy Morin vom Volk gewählt sei, ist bei einer stillen Wahl wohl ziemlich euphemistisch ausgedrückt. Aber sei’s drum. Weder ist Morin Stadtpräsident noch ist er Regierungspräsident: er ist Kantonspräsident oder Bürgermeister: So einfach ist das. Und am allereinfachsten ist es, wenn nicht krampfhaft nach einem 4-, resp. 5-letter-word, zu deutsch Abkürzung, gesucht wird.
Beatrice Alder, Basel
"Schultheiss zu Basel"
Ich habe einen neuen Vorschlag, mit dem das Problem gelöst werden könnte. Nennt doch den Amtsträger in Anlehnung an den Jahrhunderte alten Brauch der Fritschi-Vater-Partnerstadt doch einfach "Schultheiss zu Basel". Dann bleibt offen, ob damit der Kanton Basel-Stadt oder nur die Stadt Basel gemeint ist. Und auf die Idee, der Amtsinhaber könnte wirklich vom Volk gewählt worden sein, kommt auch niemand. Denn schliesslich geht das Wort auf das althochdeutsche sculdheizo zurück, was soviel bedeutet, wie "der, der die Schuld heischt", also einzieht. Und solche Leute hat das Volk wohl nie freiwillig gewählt.
Ironie beiseite: Wenn das die Probleme sind, die Basel-Stadt zu lösen hat, dann: Wohl der Stadt und dem ganzen Landkreis!
Rudolf Mohler, Basel
"Dieser Artikel lässt tief blicken"
Wir sind also bereits so weit, dass es eine Redaktion für nötig hält, sich lang und breit zu rechtfertigen, wenn sie eine korrekte Bezeichnung verwendet! Dieser Artikel lässt tief in das Selbstverständnis der Basler Journalisten blicken. Ganz über den eigenen Schatten springen und schlicht Regierungspräsident schreiben schafft aber offenbar auch Herr Knechtli nicht.
Stefan Zingg, Basel
"Danke für die korrekte Nennung des Amtes"
Ich danke Peter Knechtli, dass in OnlineReports der korrekte Name dieses Amtes erwähnt wird. Auch die "Basler Zeitung" bringt es nicht fertig, korrekt vom Regierungspräsidenten zu sprechen bzw. zu schreiben. Ich habe den Chefredaktor der BaZ gebeten, auf diese unselige "Stapi"-Bezeichnung zu verzichten, da sie schlichtwegs falsch ist. Darauf erhielt ich von diesem die Antwort, dass die BaZ weiterhin vom "Stadtpräsidenten" sprechen werde. Damit solle den Lesern aufgezeigt werden, dass es sich im Gegensatz zum bisherigen Regierungspräsidenten um ein neues Amt handeln würde. Als weiteres Argument führte er auf, dass "Stadpräsident" kürzer sei als "Regierungspräsident" und dies sei im Zeitungsalltag wichtig.
Gott sei Dank läuft demnächst mein BaZ-Abonnement aus.
Stephan Gassmann, Basel
"Maire de Bâle et Président du Canton de Bâle-Ville"
Der Stapi ist falsch. Der Regierungspräsident geht in Ordnung. Regierungs- und Stadtpräsident ist wohl am präzisesten und würde den Geist der Verfassung treffen (es ist eben ein Doppelamt). Die Abkürzung Repi ist nicht ausgereift und wahrscheinlich auch überflüssig. Im internationalen, englischen Sprachgebrauch werden wir aber wohl vom "Mayor of Basel" reden (und wohl weniger vom "President of Basel-City", weil das niemand versteht und nur in formellen Briefen vom "President of the Canton of Basel-City"). Selbst in der Restschweiz versteht niemand, dass Basel-Stadt eben mehr ist als eine Stadt, während Basel nur eine Stadt, also kein Kanton ist. Und wie heisst es wohl im Franzöischen: "Maire de Bâle" oder "Président du Canton de Bâle-Ville"? Ein "Canton" ist in Frankreich eine sehr schwach ausgeprägte politische Einheit, führt also zu Missverständnissen, einen "Maire", der unsere Stadt repräsentiert, brauchen wir aber dort in jedem Fall, sonst sind wir ein Nonvaleur. Also: "Maire de Bâle et Président du Canton de Bâle-Ville". Die Franzosen lieben solche Titeleien.
Daniel Wiener, Basel
"Auch für Journalisten gilt die Kantonsverfassung"
Warum eigentlich die Aufregung? Im § 102 der Kantonsverfassung - vom Stimmvolk mit überwältigender Mehrheit angenommen - steht unmissverständlich unter der Überschrift Regierungspräsidium: "Der Regierungspräsident oder die Regierungspräsidentin führt den Vorsitz im Regierungsrat für die Dauer einer Amtsperiode." Unter diesen Umständen bleibt es völlig unverständlich, warum Zeitungsredaktionen, offenbar unter grossen Geburtswehen, nach einer alternativen Bezeichnung für das hohe Amt suchen. Auch für Journalisten gilt die Kantonsverfassung, ihre Phantasien müssen sie wohl oder übel an anderen Orten ausleben.
Roland Stark, 1. Präsident des Verfassungsrates des Kantons Basel-Stadt und Präsident des Grossen Rates Basel-Stadt, Basel
"Büpi oder Bümepi"
Zum allgemein entbrannten Brain-Storming betr. Kurzbezeichnung hätte ich noch folgende Anregungen:
Bürgermeister: "Büpi" oder "Bümepi"
Oder zur besseren Kantonsindentifikation:
"Bapi" oder "Bastapi" - abgeleitet von Basel-Stadt-Präsident ... womit sich der Kreis allerdings zum Stapi fast wieder schliesst und semantisch-spitzfindig gefolgert werden könnte: Eigentlich ist "Stapi" ja doch nicht sooo falsch. Probleme gäbs dann, wenn Baselland sich einen solche Präsi anlachen würde. Der würde dann automatisch zum "Lapi" oder "Balapi".
Nüt füt unguet uss em Ussland.
Edi Borer, Kaieraugst
"Kapi?"
Wie wäre es mit Kapi (Kantonspräsident)?
Alexandra Nogawa, Basel
"Bürgermeister wäre die angemessene Bezeichnung"
Die Namengebung "Stapi" erachte ich für grundsätzlich falsch. Es klingt in unserem Dialekt bestenfalls wie ein Pfadinamen. Wäre es nicht denkbar, diesem Amt wieder die Bezeichnung "Bürgermeister" zu erteilen? Hatte Basel in historischer Vorzeit nicht eine ganze Reihe von Bürgermeistern gestellt, allen voran Bürgermeister Wettstein? Und haben nicht auch gerade die deutschen und französischen Städte Bürgermeister? Im Sinne des landübergreifenden Verständnisses würde es sich doch gut ausnehmen, auch in Basel wieder die Bezeichnung des Bürgermeisters zu revitalisieren? "Bürgermeister Morin" wäre doch eine Option - ohne Beigeschmack eines Pfadi- oder Kosenamen-Diminuitiv?
Stephan J. Tramèr, Basel
"Danke für die überfällige Korrektur"
Vielen Dank, Peter Knechtli, für diese überfällige Korrektur. Nicht alles, was die "Basler Zeitung" mit ihrem verbreiteten Halbwissen an Falschem in die Welt zu setzen versucht, muss auch hingenommen werden. Der "Stapi" gehört nach Zürich und dort soll er auch bleiben, denn dort heisst er so zu Recht. Im Unterschied zu diesem hat unser "neuer" Regierungspräsident nämlich doch ein bisschen mehr Kompetenzen, verkehrt mit Kantonsregierungen auf gleicher Ebene und spielt auch in Bundesbern eine ganz andere, nämlich eben eine kantonale Rolle genau so, wie bei unseren ausländischen Nachbarn.
Und was unsere Landgemeinden anbetrifft, darf man Ihren Ausführungen ruhig noch im Klartext hinzufügen, dass das geradezu impertinente Durchdrücken des Begriffs "Stapi" von schlechtem Stil und ungebrochener Arroganz zeugt.
Freuen wir uns also darauf, dass der Regierungsrat, gemeinsam mit dem neuen, auf vier Jahre gewählten REGIERUNGSPRÄSIDENTEN oder meinetwegen REPI, noch vermehrt längerfristig denken und handeln wird. Und hoffen wir, dass sowohl die Medien wie das Parlament sich auf diese neuen Anforderungen einstellen können.
Mir wänn in Basel doch kai Lappi,
wo maint, är sig halt nur e Stapi.
Mir zahle däm jo au dr Lohn
als Presidänt vom e Kanton.
Felix Drechsler, Basel