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Eugen Keller und Paul Nyffeler waren sauer auf Knechtli

Journalisten als PR-Sprachrohre erwünscht: Eine kleine persönliche Betrachtung 40 Jahre nach Abschluss der Gartenbau-Ausstellung "Grün 80" in der Brüglinger Ebene.
Basel, 15. Oktober 2020

Die jüngeren Semester werden möglicherweise noch nie von der "Grün 80" (Kurzform: G80) gehört haben. Im Oktober 1980 ging die "Schweizerische Ausstellung für Garten- und Landschaftsbau", die Leistungsschau des "Verbandes Schweizerischer Gärtnermeister" zu Ende.
 

Die "BZ" ging vor wenigen Tagen – 40 Jahre danach – auf den Grossanlass in der Brüglinger Ebene ein, weitgehend unter Berufung auf den damaligen G80-Direktor Hans-Peter Ryhiner und seinen Stellvertreter Kurt Aeschbacher, den späteren TV-Moderator.

Geteiltes Medien-Echo
 

Die 180 Tage dauernde Mammut-Veranstaltung hat mit ihrem thematischen Konzept und ihrem Meer an Blumen und Gärten vielen Menschen Freude bereitet. Der Dino und der künstliche See sind noch sichtbare Erinnerungen und Erben in einer bleibenden Erholungslandschaft, durch die damals ganz im Sinne der "Expo 64" ein Monorail die Besucher führte.

Die Veranstalter, unterstützt von den Regierungen beider Basel, hatten es darauf angelegt, im Volk eine Welle der Begeisterung und ein Bewusstsein für "die Einheit von Mensch und Natur" zu erzeugen, auch wenn in diesem Fall "Natur" im Sinne der Gärtnermeister gemeint war. Sicherlich aber war hier eine gewerblich Parforce-Leistung zu bestaunen.

Der beträchtlicher Teil der Medien war indes von der "unvergesslichsten Naturschau für lange" (so die Eigenwerbung) trotz Rosenduft und Blütenpracht aus einem Hauptgrund nicht sehr angetan: der Divergenz von ökologischem Sendungsbewusstsein und kommerziellen Ansprüchen.

11,3 Millionen Franken Defizit

Für mich als Freien Journalisten (Bild, am Eröffnungstag der "Grün 80"), der zahlreiche Printmedien zwischen Bern und Chur bediente, ergab sich der Glücksfall, dass mich mehrere erstklassige Insider über eine lange Frist mit Originaldokumenten darüber versorgten, was eben auch "unvergesslich" war: Das Defizit von 11,3 Millionen Franken, über dessen Tilgung sich Veranstalter, Banken, Kantone und Verbände noch jahrelang stritten. Nur ein Teil davon war über eine Garantie gedeckt. Zeitweise drohte sogar der Konkurs des Gärtnermeisterverbandes.

So sehr die Protagonisten der "grünen Mustermesse" darauf bedacht waren, die Journalisten als rosige PR-Botschafter einzuspannen, so sensibel reagierten sie auf kritische Berichte. Im Rückblick lässt sich aus dem Grossanlass, der trotz miserablen Wetterbedingungen weit über drei Millionen Besucher anzog, auch eine kleine mediengeschichtliche Komponente ableiten.

"Offensichtliche Verkennung der Interessenlage"

Der damalige Basler Baudirektor Eugen Keller (CVP) hatte mich ganz besonders in der Nase, weil ich nicht so tickte wie die von ihm gelobte "regionale Presse", die eine "anzustrebende Übereinkunft" über die Defizitübernahme "zurückhaltend kommentiert" habe.

"Ganz im Gegensatz dazu", führte er im Mai 1982 in der Beantwortung einer grossrätlichen Interpellation aus, "scheint ein einzelner Journalist in offensichtlicher Verkennung der Interessenlage bemüht, den finanziellen Abschluss der 'Grün 80' immer wieder zu einer pikanten Story auf- und umzubauen, die dann vorwiegend von Blättern ausserhalb unserer Region abgedruckt wird".

Kein Wort und keine Passage meiner zahlreichen Berichte über den mühsamen Streit über die Defizitdeckung hatte Keller als falsch bezeichnet. Ihn störte einzig, dass sich ein Journalist nicht als regionales PR-Sprachrohr verstand und erst noch in "Blättern ausserhalb unserer Region" publizierte.

Lieber Schweigen über Defizit

Auch Kellers Baselbieter Amtskollege Paul Nyffeler (FDP) war meine Defizit-Chronik ein Dorn im Auge. Im Landrat sprach er von "Pressepolemiken" und führte aus, was seinem Medienverständnis entsprach: "Knechtli hat sich nie gross positiv um die 'G80' gekümmert, aber jetzt, wo der Schaden da ist, will er noch Medienprofit daraus schlagen." Auch Nyffeler bemängelte kein Wort an meinen Recherchen. Ihn störte, dass ich mich damit akribisch beschäftigte.

Die Versuche der mentalen Vereinnahmung durch Veranstalter und die fehlgeleitete Grundmeinung von Managern in Politik und Wirtschaft, die Medienschaffenden hätten regionale Interessen zu vertreten, wären heute wohl nicht moderater, sondern eher stärker: Zahlenmässig sind die bezahlten Steuermänner der öffentlichen Meinung ausserhalb des Mediengeschäfts den Journalisten weit überlegen.

Doch die Zeit heilt Wunden (und Defizite). Heute verstehe ich mich mit Eugen und Paul blendend.



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"Karl Schnyder wurde fuchsteufelswild"

Ja, Regierungsräte hassen es, wenn der Journalist seine Aufgabe ernst nimmt, sich ich um Fakten zu kümmern und nicht die Fake News der Regierenden in die Welt hinaus zu posaunen.

Zehn Jahre später machte ich genau diese Erfahrung ebenfalls: Für das Basler Stadtbuch 1991 schrieb ich einen Artikel über die politischen Irrungen und Wirkungen in Basel (Stadt und Land) als Folge der Fichenaffäre auf Bundesebene. Es war mir schon fast unerträglich, wie trocken und pingelig genau der Artikel heute, 30 Jahre später wirkt, als ich ihn heute las. Ich habe mich fast bis zur Peinlichkeit bemüht, selber nicht die geringste Kritik zu üben, sondern nur das dargestellt, was in den Parlamenten in Basel und Liestal öffentlich verhandelt wurde.

Dabei hätte ich allen Grund gehabt, Karl Schnyder, den verantwortlichen Polizeidirektor, an den Pranger zu stellen: 1989 hatte der Basler Staatsschutz mich fichiert und bei den Staatsschützern beim Bund und in Liestal denunziert, nur weil ich als Journalist beim "Regionaljournal" meiner Arbeit nachging, um über die Versammlung der Besetzer des Kinos "Union" nach der Räumung durch die Polizei zu berichten.

Karl Schnyder sei über den Artikel fuchsteufelwütend geworden, habe ich aus nach Erscheinen des Jahrbuches aus berufenem Mund erfahren, und habe verlangt, dass er in der nächsten Ausgabe seine Sicht der Dinge darstellen dürfe. Der Artikel erschien nie. Den Begriff "alternative Fakten" gab es damals noch nicht und so blieben der Öffentlichkeit die schnyderschen Fake News erspart.


Anton Kohler, Basel



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"Mario Irmiger wird neuer Migros-Chef"

Migros-Magazin
Titel in der Ausgabe
6. Februar 2023
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Euer neuer Chef heisst eigentlich Irminger, aber Irmiger klingt urchiger.

RückSpiegel


Bajour berichtete über die Kulturjournalismus-Diskussionsrunde im Theter Basel, an der OnlineReports aucn teilnahm.

Telebasel nahm die OnlineReports-Erstmeldung über den Abbruch des ESAF-Referendums auf.

In ihrem Bericht über die bevorstehenden National- und Ständerats-Nominationen im Baselbiet bezog sich die Basler Zeitung auf eine OnlineReports-Recherche.

Die Basler Zeitung nahm den OnlineReports-Primeur über die Bundesgerichts-Beschwerde der Stadt Liestal gegen das Cheddite-Kantonsgerichts-Urteil auf.

Die BZ Basel zog eine OnlineReports-Erstnachricht über eine Anzeige gegen den Laufener Stadtpräsidenten nach.

Die Basler Zeitung bezog sich in ihrem Bericht über einen diebischen BVB-Kadermann auf einen OnlineReports-Primeur.

Im Porträt von Regierungsrat Isaac Reber nahm die Basler Zeitung auf eine "fast schon legendäre Wortschöpfung" von OnlineReports Bezug.

Telebasel nahm im "Wahltalk" auf ein Zitat in einem OnlineReports-Artikel Bezug.

Die BZ Basel zog die OnlineReports-Erstmeldung über die Verhaftung eines Gewerbetreibenden nach.

Zum aktuellen Thema "Krise des Kulturjournalismus" bezeichnet die Basler Zeitung die Theater- und Opernkritiken in OnlineReports als "löbliche Ausnahme".

In ihrem Text über die Bundesratswahlen zitierte die Luzerner Zeitung aus dem OnlineReports-Leitartikel über die Basler Kandidatin Eva Herzog.

In seiner Bestandesaufnahme über Basler Online-Medien startet das Wirtschafts-Magazin Trend von Radio SRF1 mit OnlineReports.

Die Basler Zeitung ging in ihrem Bericht über den Telebasel-Weggang von Claude Bühler auf dessen Rolle als Theaterkritiker bei OnlineReports ein.

Telebasel zog den OnlineReports-Bericht über Fassaden-Probleme am Markthalle-Hochhaus nach. Die BZ Basel zog auch nach, unterschlug aber eine Quellennennung.

In ihren Presseschauen zu den Bundesratswahlen zitierten bajour.ch und primenews.ch aus dem OnlineReports-Leitartikel über Eva Herzog.

matthiaszehnder.ch nimmt die beiden News-Artikel aus OnlineReports zum Anlass, sich über die schrumpfende Kulturberichterstattung in den Schweizer Medien Gedanken zu machen.

Bajour zitierte OnlineReports in seinem Bericht über die Verwicklung von Bundesratskandidatin Eva Herzog in umstrittene Basler Geschäfte.

In ihrer Recherche über die sterbende Kulturberichterstattung in Basler Medien bezieht sich Bajour auf OnlineReports.

20 Minuten nahm die OnlineReports-Recherche über den Angriff auf den Stiefvater vor dem Muttenzer Gerichtsgebäude auf.

Die Basler Zeitung und die BZ Basel nahmen die OnlineReports-News über die Rückkehr von Christine Keller in den Basler Grossen Rat auf.

In ihrer Analyse über die unklare Gesundheitsversorgung des Laufentals ging die Basler Zeitung auf eine OnlineReports-Recherche ein.

Telebasel konfrontierte die SVP-Regierungsrats-Kandidatin Sandra Sollberger mit einem Kommentar aus OnlineReports (worauf sie die Stellungnahme verweigerte).

Die BZ Basel und die Basler Zeitung nahmen den OnlineReports-Bericht über Pläne zum Abbruch des Spitals Laufen auf.

Die OnlineReports-News über den Wechsel des Telefon-Anbieters durch die Basler Verwaltung wurde von der BZ Basel und Happy Radio aufgenommen.

In seiner Aufstellung über "Politiker, die Wasser predigen und Wein trinken", nahm der Nebelspalter auch auf einen Artikel in OnlineReports Bezug.

20 Minuten griff die OnlineReports-Meldung über einen Autolenker, der bei der verbotenen Fahrt durch eine Einbahnstrasse in Birsfelden eine Radfahrerin schwer verletzte, auf.

Die OnlineReports-Nachricht vom Tod des früheren Baselbieter Regierungsrats Urs Wüthrich nahmen Telebasel, die BZ Basel, die Basler Zeitung, das SRF-Regionaljournal, Prime News, die Nachrichtenagentur SDA, 20 Minuten und Happy Radio auf.

Weitere RückSpiegel

 

In einem Satz


Basel Area Business & Innovation, die Agentur für Standortpromotion und Innovationsförderung, hat im vergangenen Jahr 96 Startups bei ihrer Gründung begleitet und beraten – so viele wie noch nie.

Die Basler Jungliberalen nominierten Felix Guntrum, Joshua Marckwordt, Josephine Eberhardt und Benjamin von Falkenstein als Nationalrats-Kandidierende und wählten von Falkenstein zum neuen Präsidenten.

Der Basler Jungfreisinnige Jonas Lüthy (20) wurde durch die Jahresversammlung zum Vizepräsidenten der Jungfreisinnigen Schweiz gewählt.

Der 52-jährige Ökonom Chris Kauffmann, seit Herbst 2022 Chief Growth Officer beim FCB, wird neuer CEO der FC Basel 1893 AG.

Der Stiftungsrat des Sinfonieorchesters Basel Markus Poschner als neuen Chefdirigenten und Nachfolger von Ivor Bolton.

Jonas Lüthy wird neuer Präsident der Jungfreisinnigen Basel-Stadt und damit Nachfolger von Dominik Scherrer.

Die Junge SVP Baselland hat ihre Präsidentin, neue Landrätin und Sissacher Intensivpflege-Expertin Nicole Roth als Nationalrats-Kandidatin nominiert.

Die Juso Basel-Stadt haben Ella Haefeli, David Portmann, Nino Russano und Maria Schäfer als Kandidaturen für die Nationalratswahlen nominiert.

Nach acht Jahren "erfolgreicher Zusammenarbeit" wollen im Baselbiet die Grünen und die EVP ihre Fraktions-Gemeinschaft im Landrat fortsetzen.

Benedikt von Peter, seit der Spielzeit 20/21 Intendant am Theater Basel, wird das Theater Basel weitere fünf Jahre bis Sommer 2027 leiten, indem er sich frühzeitig für weitere zwei Jahre als Intendant und Künstlerischer Leiter der Oper verpflichtet.

Auf der Basler St. Jakobs-Strasse, eine offizielle und beliebte Pendlerroute für Velofahrende, soll künftig zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf Höhe des Christoph-Merian-Parks künftig in beiden Fahrtrichtungen ein Velostreifen zur Verfügung stehen.

Melanie Thönen übernimmt am 1. Mai die Leitung des Pädagogischen Zentrums PZ.BS. Sie folgt auf Susanne Rüegg, die Ende August 2022 pensioniert worden ist.

Sarah Baschung leitet ab 1. April den Swisslosfonds Basel-Landschaft in der Sicherheitsdirektion und folgt auf Heidi Scholer, die in Pension geht.

Basel-Stadt und Baselland wollen zusammen die psychiatrische Versorgung in der Gemeinsamen Gesundheitsregion weiterentwickeln.

Nicola Goepfert, seit Juni Mitglied des Basler Grossen Ratse, wurde als neuer Co-Präsident der Links-Partei "Basta" gewählt.

Heiko Vogel (47), der frühere Cheftrainer, kehrt am 1. Januar 2023 als Sportdirektor zum FC Basel zurück, um den "gesamten operativen Fussball-Alltag des FCB" zu verantworten.

Die Baselbieter Regierung hat die Mietung von Räumlichkeiten für das Amt für Migration und Bürgerrecht im Helvetia Tower in Pratteln beschlossen.

Auf die im Februar zurücktretende "Basta"-Grossrätin Beatrice Messerli (70) wird die Präsidentin des Jungen Grünen Bündnisses Nordwest, die Klimaaktivistin Fina Girard (Jahrgang 2001) folgen.

Lorenz Amiet, bisher Vizepräsident, wird neuer Präsident der SVP-Grossratsfraktion als Nachfolger von Pascal Messerli, der neu Parteipräsident wurde.

In Lörrach bewarf dieser Tage ein Unbekannter die Fassade der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde mit Eiern.

Am Riehenring entsiegelt das Basler Bau- und Verkehrsdepartement als Versuch ab 31. Oktober insgesamt 14 Parkfelder, so dass dort zukünftig Regenwasser in den Untergrund geleitet wird.