Zwei Basler Partei-Präsidien zwischen Liebe und Loyalität

Basel, 27. April 2023

"Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zum ander'n", war Anfang der sechziger Jahre der Schlager-Hit, der Interpretin Connie Francis zum Star und Millionen Menschen zu Fans machte. Dabei ist die Liebe reine Privatsache, aus der sich seriöse Informations-Medien raushalten. Das gilt auch für OnlineReports. Auch wenn wir dauernd auf neue Liebschaften angesprochen werden, gehört das zur persönlichen Sache der betreffenden Personen und nicht in unsere Spalten.

Der Fall von "Mitte"-Präsident und Grossrat Balz Herter und SP-Co-Präsidentin und Grossrätin Jessica Brandenburger, der im Basler Polit-Zirkel die Runde macht, hat aber eine fraglos öffentlichkeits-relevante Komponente: Herter will kommenden Herbst als bürgerlicher Herausforderer für die Ständeratswahlen kandidieren, während das Herz von Brandenburger als SP-Parteiführende auch für die erneut kandidierende, amtierende SP-Ständerätin Eva Herzog schlägt, schlagen muss, die von Herter angegriffen wird.

Rücktritt aus Herzog-Wahlkampf-Leitung

Geht das alles zusammen? Brandenburgers Präsidiums-Partnerin und SP-Grossrätin Lisa Mathys sagte auf die OnlineReports-Anfrage: "Beziehungen sind Privatsache." Weiter wolle sie sich nicht äussern.

Bei den Parteispitzen von "Mitte" und SP stiess OnlineReports bisher auf eine Nicht-Reaktion: Mehrfache telefonische Anfragen blieben bisher ebenso unbeantwortet wie eine Medienanfrage per Mail an Jessica Brandenburger. Auf die schriftliche OnlineRepors-Anfrage an die SP-Zentrale, wie es die linke Co-Präsidentin mit ihrer Präsenz im Komitee "Pro Eva Herzog" hält, schrieb Parteisekretärin Livia Diem, Jessica Brandenburger sei "von der Wahlleitung, die auch die Kampagne von Eva Herzog plant, zurückgetreten".

Die entscheidende Frage

Die entscheidende politische Frage, die sich stellt, ist banal: Wie halten es die beiden Privat-Liebenden mit ihrer privaten und gleichzeitig parteipolitischen Loyalität? Immerhin sind sie beide als Parteispitzen Geheimnistragende in jeweils eigener Sache, die um ihre eigenen Wähleranteile und gegen jene des politischen Gegners kämpfen. Interessenskonflikte sind dabei unausweichlich.

"Die Ebenen werden etwas schräg", so ein Grossrats-Mitglied zu OnlineReports.

Nicht nur die Basler Stimmberechtigten, sondern insbesondere auch die Basis-Mitglieder der Basler SP dürften wissen wollen, wie ihre Co-Vorsitzende das Loyalitäts-Dilemma lösen will. Dasselbe gilt für die "Mitte" und ihre bürgerlichen Allianz-Parteien. Um Transparenz, was den politischen Aspekt der Liebesbeziehungen betrifft, wird nicht herumzukommen sein.

Weiterführende Links:
- Wegen Liebesbeziehung: Rücktritt der SP-Copräsidentin

"Auch ohne eidesstattliche Erklärungen"

Ich bin parteilos und in Basel stimmberechtigt. Ich traue mir zu, auch ohne eidesstattliche Erklärungen der beiden Verliebten über "den politischen Aspekt ihrer Beziehung" genau zu wissen, was ich stimmen oder wen ich wählen will. Wenn die Parteimitglieder der SP und der "Mitte" Fragen oder Bedenken zur Beziehung Brandenburger/Herter haben, können sie diese ja an den Mitgliederversammlungen oder sonstwie innerhalb ihrer Partei anbringen. Das genügt.