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Stuttgarter E-Bus-Inferno: Konsequenzen für Basel?
In Stuttgart löste ein Elektro-Bus einen Grossbrand aus. Die Basler Verkehrsbetriebe (BVB) bestellen Rollmaterial vom selben Hersteller, erkennen im Feuer aber keine besondere akute Gefährdung.
Basel, 14. Oktober 2021
Der Grossbrand im Bushof der Stuttgarter Strassenbahnen am 30. September hatte verheerende Auswirkungen: 25 Busse verbrannten. Entstanden ist das Feuer mutmasslich an einem Elektro-Bus, hergestellt von der Daimler-Tochterfirma EvoBus. Eine der Vermutungen: Der Brand könnte beim Ladevorgang entstanden sein.
München reagierte sofort und nahm acht E-Busse des gleichen Herstellers vorsorglich ausser Betrieb, bis detaillierte Erkenntnisse aus dem Stuttgarter Brand vorliegen.
Keine Auswirkungen auf BVB-Bestellungen
In Basel sind die BVB daran, ihre Bus-Flotte Schlag auf Schlag zu elektrifizieren. Acht E-Doppelgelenkbusse bestellten sie im September beim Solothurner Hersteller Hess AG. Weitere 57 E-Busse – 38 Gelenkbusse und 19 Normalbusse – orderten sie bei der "EvoBus (Schweiz) AG". Die Fahrzeuge sollen zwischen Herbst 2022 und Frühling 2023 in Betrieb gehen. Die Ladeinfrastruktur wird durch den Basler Energie-Dienstleister IWB erfolgen (siehe Box unten).
Das Stuttgarter Inferno hat indes keine Auswirkungen auf die E-Bus-Bestellungen der BVB, etwa durch Anpassungen der Anforderungen oder der Garantieleistungen. Eine diesbezügliche Anfrage von OnlineReports beantwortete Sprecherin Sonja Körkel mit einem klaren "Nein".
Die BVB unternähmen aber "alles, um das vorhandene Brandrisiko, das bei Dieselfahrzeugen übrigens genauso besteht, auf ein Minimum zu reduzieren". Die Erfahrungen mit dem ersten Elektrobus, dem seit bald drei Jahren in Betrieb stehenden "Stromnibus", seien "sehr positiv".
Hohe Sensibilität für Brandschutz
Das ÖV-Unternehmen sei sich bewusst, dass der Brandschutz bei batteriebetriebenen Bussen "besondere Massnahmen" erfordere. Diese Erkenntnisse seien "ein wichtiger Bestandteil unserer Systemumstellung und betreffen auch den Neubau der Garage 'Rank'", so Körkel weiter.
So werde die Temperatur der besonders gefährdeten Elemente wie den Batterien oder den Bremsscheiben vor Einfahrt in die Garage und während des Ladeprozesses ständig überwacht. Übersteige die Temperatur einer Batterie beim Ladeprozess einen kritischen Wert, werde der Ladeprozess automatisch unterbrochen und die Batterie auf einer dafür vorgesehenen Havariefläche "kontrolliert abgekühlt".
Der laufende Austausch mit Fachexperten wie Feuerwehr, Gebäudeversicherung und anderen Experten werde sich bei der weiteren Umsetzung auf E-Antrieb "mit Sicherheit nochmals intensivieren". In Erarbeitung ist laut Sonja Körkel auch ein Störfallkonzept, das sich "vertieft mit den bekannten Risiken und möglichen Szenarien auseinandersetzt".
Auch Berufsfeuerwehr setzt auf "E-"
Auf elektrischen Antrieb setzt auch die Basler Berufsfeuerwehr, die vier Hilfeleistungs-Löschfahrzeuge bestellt hat. Hersteller ist die österreichische "Rosenbauer International AG".
Ob der Stuttgarter Brand Konsequenzen auf die Bestellungen des Justiz- und Sicherheitsdepartements hat, mag Polizei-Sprecher Adrian Plachesi angesichts der ungeklärten Brandursache nicht konkret beantworten: "Wir sind aufgrund von fehlenden und umfassenden Fakten nicht in der Lage, qualifizierte Aussagen zu tätigen."
"E-Fahrzeuge brennen nicht häufiger"
Tatsache sei, dass die Statistiken von Versicherungen "keine Hinweise hervorbringen, dass E-Fahrzeuge häufiger brennen als konventionelle Fahrzeuge".
Wichtig sei die professionelle Installation der Ladestationen. In der Fahrzeughalle der Berufsfeuerwehr sind die Stellflächen brandschutzüberwacht und registrieren "schon in der Anfangsphase eine Rauchentwicklung". Unabhängig von der Antriebsart des Fahrzeugs könne "nie ganz ausgeschlossen werden, dass sich ein Fahrzeug durch einen Defekt von selbst entzündet", so Plachesi weiter.
BVB-Lade-Infrastruktur: IWB und ABB
Bis 2027 wird die Bus-Flotte der BVB vollständig elektrifiziert sein. Wie heute Donnerstag bekannt wurde, bauen und betreiben die IWB die Lade-Infrastruktur (siehe Aufmacherbild) für über 120 Elektrobusse. Lieferant und Technologiepartner wird ABB.
Das Projekt sei "eines der grössten Infrastruktur-Projekte der Schweiz zur Elektrifizierung des öffentlichen Nahverkehrs". ABB liefert leistungsfähige Ladestationen und die gesamte erforderliche Netzanschluss-Hardware sowie die Software für das Management der Lade-Infrastruktur mit den entsprechenden Service-Dienstleistungen.
Den Beginn machen zwei provisorische Stationen auf dem Swisslife-Areal im Klybeck und in der Messehalle 3, die benötigt werden, bis der Neubau der BVB-Garage "Rank" in Betrieb geht. Dieser Standort ist mit einer Lade-Infrastruktur für über 120 Busse das Herzstück für die elektrische Flotte. Zudem sind zwei Schnell-Lader an den Endhaltestellen EuroAirport und Kleinhüningen geplant.
"Benzin- und Dieselautos brennen häufiger"
Wenn ein E-Auto brennt, wird das immer sehr genüsslich in den Medien breit geschlagen und das mit Hilfe der Öl- und Benzin-Lobby und den dazugehörigen Importeuren. Als würden die Benzin- und Diesel-Kutschen nie brennen. Der Deutsche Automobilclub ADAC stellte fest, dass prozentual mehr Benzin- und Dieselautos Feuer fangen als E-Autos. Wie war das wieder mal kürzlich im Gotthard-Tunnel? Das war kein E-Mobil.
Bruo Heuberger, Oberwil