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© Foto by Peter Knechtli, OnlineReports.ch
"Nicht einfach nur marktschreierisch": LDP-Nachwuchspolitiker Hug

Michael Hug: "Basel kommt mir zum Teil museal vor"

Der LDP-Vizepräsident und frühere Junge LDP-Präsident verkörpert den liberalen Gegenentwurf zur Juso


Von Peter Knechtli


Vor gut zehn Jahren sass die damalige Basler Juso-Präsidentin Sarah Wyss im Sitzungszimmer von OnlineReports zum Interview. Das Thema war der Nachtnetz-Zuschlag im Tarifverbund Nordwestschweiz, gegen den die Juso überkantonal mit einer Petition Sturm liefen. "Viele", donnerte die höchste Basler Jungsozialistin, empfänden diesen Zuschlag "als eine bodenlose Frechheit". Im Alter von um die zwanzig tauchte ihr Name an jeder der zahlreichen Juso-Demos auf.

Ein Jahrzehnt später sitzt Michael Hug – wie jetzt Sarah Wyss 32-jährig – auf demselben Stuhl der OnlineReports-Redaktion. Doch was für ein Unterschied: Sein Name taucht an keiner Demo auf, da er an solchen (auch gegen den Klimawandel) nicht teilnimmt, Polit-Aktivismus zur persönlichen Profilierung gehört nicht in sein handwerkliches Arsenal. Seine Manieren sind tadellos, sein Auftreten von einer dezenten Gediegenheit, passend zur Partei, die er vertritt: die Basler Liberalen LDP.

Michael Hug gehört seit Anfang Juli dem Basler Grossen Rat an. Er rückte für die demissionierende Kantonalpräsidentin Patricia von Falkenstein nach, die sich derzeit um die kantonalen Gesamterneuerungs-Wahlen kommenden Oktober kümmert und wohl im Verlauf des kommenden Jahres für Christoph Eymann in den Nationalrat nachrücken dürfte.

Die Zeichen stehen bei Michael Hug
derzeit nicht auf Partei-Karriere.

Da ist die Frage nicht abwegig, ob Hug allenfalls als Vertreter der jungen Generation auch an die Spitze der Partei nachrücken will, zumal er heute schon als Vizepräsident firmiert. Derzeit stehen die Zeichen nicht auf Partei-Karriere. "Wer könnte so viel Zeit aufbringen?", holt er im Gespräch aus, es habe bisher "keine Gespräche" gegeben, um dann für Klarheit zu sorgen ("im Moment sehe ich es zeitlich nicht") und beizufügen: "Hoffentlich macht es Patricia noch lange."

In der Tat zeigt das starke weibliche Aushängeschild der Liberalen auch mehr als sieben Jahre nach dem Amtsantritt keine Ermüdungs-Erscheinungen. Wie Hug hoffen die meisten, dass sie "es noch lange macht".

Michael Hug hat derzeit andere politische Prioritäten: "Mein Ziel ist die Wiederwahl als Grossrat im Oktober." Die Präsidentin liess ihrem Vize einen minimalen Vorlauf: Knapp vier Monate blieben ihm, um wenigstens den Ansatz einer politischen Spur zu ziehen.

Mitte Mai hat der Jurist mit Master-Studium eine Stelle bei der Schweizerischen Bankiervereinigung am Aeschenplatz angetreten, wo er sich mit Selbstregulierung und Regelwerken beschäftigt und stark eingespannt ist. Vielleicht, meint er, werde er noch promovieren.

Die Hugs gehören zu einer liberalen Akademikerfamilie, die vor allem Juristen hervorbrachte. Zwei seiner Brüder sind auch Juristen, einer von ihnen, David, ist Anwalt wie auch sein Onkel Martin, der für die LDP im Grossen Rat sass. Auch sein Vater Hans-Jakob war Advokat und LDP-Mitglied und Grossrat, doch starb er 1992 im Jahr seines Amtsantritts, als Sohn Michael fünfjährig war.

Die Mutter zog ihre fünf Hug-Buben allein auf. Aus allen sei "etwas" geworden, heisst es respektvoll aus Parteikreisen. Die frühere Partei- und Fraktionschefin Christine Wirz-von Planta, die Grande Dame der Basler Liberalen, war es, die Michael Hug und seinen Zwillingsbruder Lukas in die Jugendsektion akquirierte.

Erst dort – "durch meinen jeweiligen Status in den Parteigremien" – begann seine Politisierung, zuerst als jugendliches Mitglied, dann als Vorstand und Präsident und schliesslich in der Mutterpartei als Vizepräsident.

"In ausgefeilte Atomtechnologie investieren,
solange Alternativen fehlen."

Sich selbst bezeichnet er als "patriotischen und sehr vielseitigen Menschen", der das gesellschaftliche Ideal der "Verantwortung aus der Gesellschaft heraus" verfolgt, "nicht libertär, eher sozialliberal, aber nicht sozial". Es sei "nicht so, dass ich partout kein Verständnis für die Bettelnden habe, zuweilen gebe ich einen Batzen". Schwierig seien aber die Banden: "Gegen ein paar Bettler habe ich nichts, aber ich habe etwas gegen einen neuen Wirtschaftszweig."

Für ein gepflegtes Stadtbild engagiert sich Hug als Co-Präsient der privaten Freiwilligen Basler Denkmalpflege, kulturell als Stiftungsrat der Fondation Thorens, die in Not geratene Künstler unterstützt. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder war er als Zofingier jahrelang prägende kreative Figur auf der Bühne des "Zofinger Konzärtli".

Die ökologische Bedrohung ging nicht spurlos an Michael Hug vorüber. "Ich bin sehr für Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein", sagte er, ist aber gleichzeitig der Meinung, es müsste mehr in "ausgefeilte Atomtechnologien" investiert werden, "solange keine Alternativen da sind".

Gegen die Klimaerwärmung will er sich mit dem liberalen Standard-Rezept "Selbstverantwortung" und nicht mit Paragrafen wehren. Viele Gesetze hätten "keine präventive Wirkung". Ein neues Gesetz müsse "ultima ratio" sein: "Wenn die Emissionen im Preis nicht abgebildet sind, braucht es ein Korrektiv."

Wie sein Grossvater baut auch Michael Hug auf protestantische Grundhaltungen. So hält er "viel von Wertvorstellungen wie Solidarität und kritischem Denken auch gegenüber Institutionen, wie sie unter anderem in der Familie vorgelebt wurden".

"Die Aorta von Grossbasel sollte
bis zum Badischen Bahnhof belebt werden."

Kritisch setzt sich Hug auch mit der atmosphärischen Entwicklung seiner geliebten Heimatstadt auseinander: "Basel kommt mir zum Teil etwas museal vor." Ihn stört, dass sich der Zentrumsverlauf – die "Aorta von Grossbasel", wie er sie nennt – vom Bahnhof über Aeschenplatz, Barfüsserplatz und Marktplatz nicht organisch ins Kleinbasel bis zum Badischen Bahnhof fortsetzt, sondern durch eine "Tram-Wand" im Puls und in der Belebung und Begrünung behindert wird.

Gewöhnt an die Erfolge der Pharmaindustrie und des FCB sei Basel auch "etwas selbstzufrieden, selbstgerecht und lethargisch" geworden: Basel ruhe sich "auf dem Gemachten aus, statt sich konstant weiter zu entwickeln", während Kantone wie Zürich, Zug oder Genf zu technologischen Branchenführern geworden seien.

An diesen Defiziten wird sich Michael Hug künftig im Grossen Rat üben können. So will er sich dafür einsetzen, dass Basel als Standort attraktiv bleibt, sein Potenzial besser nutzt und den Anschluss an Zürich nicht verliert. Ebenso sollen Plätze und Gebäude – selbst Kirchen – umgenutzt und einem zeitgemässen Zweck zugeführt werden. Er denkt mutig auch an unterirdische Trams, wodurch frei werdende Flächen in Begegnungszonen umgestaltet werden könnten.

Dass die Juso im Vergleich zu den bürgerlichen Jung-Parteien dynamischer erscheinen, kann Hug "nicht unterschreiben". Vielleicht seien ihre Ideen und Köpfe für die Medien "nicht so interessant". Vielleicht liege es auch daran, dass die bürgerlichen Jung-Parteien "nicht einfach nur marktschreierisch Forderungen aufstellen". Denn: "Fordern ist nur möglich, solange man es sich leisten kann."

Grossrätin Sarah Wyss steht mittlerweile der Weg in den Nationalrat offen, sofern Beat Jans zum Regierungsrat gewählt wird. Der Weg von Michael Hug wird sich noch weisen.

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4. August 2020

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