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© Foto by Jan Amsler, OnlineReports.ch
Demonstrieren Breite: Grünen-Nationalrätin Florence Brenzikofer und SVP-Gemeindepräsident Johannes Sutter.

Naturpark Baselbiet: Die entscheidende Phase läuft

Bis Ende Jahr bestimmen die Gemeinden im Oberbaselbiet über das Schicksal des Projekts. 100 Quadratkilometer braucht es – sonst wars das.


Von Jan Amsler


Vor 14 Jahren ist der Jurapark Baselland am Widerstand einzelner Dörfer gescheitert, insbesondere an Diegten und Eptingen. Nun gelangt die Idee – neu mit dem Namen Naturpark Baselbiet – wieder in die Gemeinden und damit in die entscheidende Phase.

Bis Ende Jahr müssen im Oberbaselbiet so viele Gemeinden ihre Zustimmung geben, dass insgesamt 100 Quadratkilometer zusammenhängende Fläche zur Verfügung stehen. 56 Gemeinden von Liestal aufwärts kommen aktuell infrage. Klappt dies nicht, gilt der Naturpark definitiv als gescheitert.

 

Einzelgespräche in kritischen Gemeinden

 

Die Verantwortlichen, die sich in einem Trägerverein unter dem Präsidium von Grünen-Nationalrätin Florence Brenzikofer zusammengeschlossen haben, sind sich der Bedeutung der kommenden Monate bewusst. Sie müssen jetzt die Gemeinderäte davon überzeugen, dass sie das Geschäft an die Gemeindeversammlungen bringen. In Ortschaften mit kritischen Politikern, etwa Nusshof und Wintersingen, finden persönliche Gespräche statt.

Sind die Gemeinden an Bord, braucht es noch das Ja des Landrats, damit der Kanton im Jahr 2025 beim Bund ein Gesuch einreichen kann. 2026 würde die Aufbauphase beginnen, der reguläre Betrieb dann ab 2029.

 

Rahmenbedingungen "eigentlich perfekt"

 

Im Vergleich zu den ersten Anläufen haben sich einige Voraussetzungen geändert. Die regulatorischen Bedingungen sind andere, und vor allem liegen heute Erfahrungswerte vor. 17 regionale Naturparks gibt es in der Schweiz inzwischen. Und sie liefern starke Argumente.

Christoph Müller von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften hat einen Managementplan mitverfasst. Dieser ist im Bewilligungsprozess vorgeschrieben und zeigt konkrete Ziele sowie den Nutzen eines Naturparks für die Region auf.

Nun sitzt Müller am Donnerstagnachmittag in der Sissacher Ausflugsbeiz Alpbad. Der Trägerverein hat die Medien eingeladen, um über die nächsten Schritte zu informieren. Und auch, um mit den Vorbehalten aufzuräumen. Neben finanziellen Bedenken in den Gemeinden kommt Widerstand auch von Bauern, die Einschränkungen befürchten.

Müllers Fazit ist eindeutig: "Das Baselbiet hat ein wahnsinniges Potenzial." Die Grundvoraussetzungen und Rahmenbedingungen seien "eigentlich perfekt", kritische Punkte nirgends auszumachen. Die vorhandenen Natur- und Landschaftswerte seien sehr hoch, schwärmt Müller. Und die Kooperation mit Baselland Tourismus – erst vergangene Woche vereinbart – ideal.

Tourismus-Chef Michael Kumli ist ebenfalls vor Ort. Er will "alles daran setzen, die Synergien ideal zu nutzen", um damit "das Baselbiet als Ganzes nach vorne zu bringen".

 

Sutter: Vom "glühenden Gegner" zum Fürsprecher

 

Im Gegensatz zu vor 14 Jahren ist auch die Vorgehensweise eine andere. Der Trägerverein gibt sich bewusst partizipativ, will die Idee von unten grossziehen. Neben Brenzikofer ist Johannes Sutter Vizepräsident, längjähriges Vorstandsmitglied der SVP Baselland. Ein Unterstützungskomitee mit Politikerinnen und Politikern aller Couleur weibelt für das Projekt. Auch Personen aus Kultur und Sport sind engagiert.

Sutter ist Gemeindepräsident in Arboldswil, das ebenfalls zum Projektperimeter gehört. Vor 14 Jahren sei er noch "ein ziemlich glühender Gegner" gewesen, sagt der Politiker. Er argumentiert, dass die Gemeinden über die Ausgestaltung des Naturparks entscheiden und in den Gremien vertreten sind. Der Prozess sei demokratisch, und auch während der Aufbauphase benötige es nochmals die Zustimmung der Stimmbevölkerung, bevor es mit der zehnjährigen Betriebsphase losgeht.

Die Gemeinden könnten profitieren, indem sie beim Naturpark Unterstützungsgelder für Projekte beantragen: Dorfplatzaufwertung, Begrünung, Spielplätze, mehr Biodiversität. Ganz konkret wolle er beantragen, dass Arboldswil beim Parkplatz-Problem unterstützt wird: Seitdem eine offenbar publikumswirksame Spazierstrecke auswärtige Gäste anlockt, stehen im Dorf viele Autos herum.

Sutter: "Wer mit dem Naturpark nichts zu tun haben will, der muss auch nicht."

Gasthäuser könnten sich dem Naturpark anschliessen, indem sie zum Beispiel regionale Esswaren anbieten, und profitieren danach von der Werbung. Ein Dorfladen könne ein Gesuch für einen Beitrag zu einem neuen Regal stellen, in dem künftig regionale Produkte ausgestellt werden, fährt Sutter fort. Auch kulturelle Anlässe wie das Eierleset könnten Unterstützung beantragen.

Kritischen Bauern entgegnet Sutter: "Es gilt eine einfache Formel: Wer mit dem Naturpark nichts zu tun haben will, weil er ihn einen 'Säich' findet, der muss auch nicht und hat auch keine Vorgaben." Umgekehrt könne jener, der vielleicht ein eingedoltes Bächlein aufdecken will, beim Naturpark Hilfe finden.

Für die landwirtschaftlichen Produkte liessen sich neue Verkaufskanäle erschliessen, wobei laut Sutter sicherzustellen sei, dass kein bestehendes Angebot verdrängt wird. Brenzikofer ergänzt auf Nachfrage: Beim benachbarten Naturpark Thal zeige die Erfahrung, dass kein Nachteil erfährt, wer sich aus dem Projekt raushält.

Beim Naturpark geht es darum, Natur und Landschaft aufzuwerten, die Regionalität zu fördern und dies kommerziell, kulturell und für die Bildung zu nutzen.

 

Bis zu fünf Franken pro Kopf und Jahr

 

Gemeinden, die beim Projekt mitmachen, müssen pro Einwohnerin und Einwohner jährlich bis zu fünf Franken beisteuern. So kommen rund 20 Prozent der Gesamtkosten zusammen. Diese belaufen sich pro Jahr auf schätzungsweise 1,5 Millionen. Etwa die Hälfte übernimmt der Bund und weitere 20 Prozent der Kanton. Der Naturpark selbst muss etwa zehn Prozent des Budgets erwirtschaften.

Rein wirtschaftlich rentiere die Investition auf jeden Fall, sagt Müller. Beim Naturpark in Schaffhausen würde zwischen dem Dreifachen und dem Vierzehnfachen in die Gemeinden zurückfliessen. Jene Parks, die bereits in die zweite zehnjährige Betriebsphase gestartet sind, hätten "ausnahmslos" weitere Mitgliedsgemeinden hinzugewonnen.

Auf dem Tisch im Alpbad steht eine Flasche Eptinger Mineralwasser. Das Etikett wirbt damit, dass die Quelle zwischen dem Naturpark Thal und dem Jurapark Aargau liege. Käme das Projekt zustande und würde auch Eptingen mitmachen, steht dort künftig nur noch: Aus dem Naturpark Baselbiet.

Aber eben: Bis Ende Jahr braucht es 100 Quadratkilometer, sonst bleibt die Lücke zwischen den benachbarten Naturparks wohl für immer bestehen. Der Trägerverein legt sich ins Zeug, damit das nicht passiert. Aber die Gegnerseite ist nicht untätig und hält mit eigenen Anlässen, Informationsveranstaltungen und Kampagnen dagegen. Ein Abstimmungskampf.

29. August 2024

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"Hätten die Falschen profitiert?"

Wie im Bericht zu lesen ist, war vor 14 Jahren die Gemeinde Eptingen gegen diesen Naturpark. Da stellt sich die Frage, ob damals die Falschen profitiert hätten, wie zum Beispiel die Eptinger Mineralquelle, und das offensichtlich einigen nicht passte. Man weiss ja, dass es damals Unstimmigkeiten gegeben hat. Wenn das so sein sollte, hat die Gemeinde schon sehr kurzsichtig gehandelt.


Bruno Heuberger, Oberwl



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