© Foto by Christof Wamister, OnlineReports.ch
Erdbeergraben: Kein Zugang zur Innenstadt.
Basler Zolli-Parking frustriert Velofahrerinnen und Fussgänger
Wegen der Bauarbeiten für ein unterirdisches Parkhaus bleibt der Erdbeergraben für zwei Jahre komplett gesperrt. Das war angekündigt, aber die Art und Weise der Absperrung überrascht.
Von Christof Wamister
Der Erdbeergraben ist eine Basler Strasse mit mittlerem Gefälle, die das westliche Ende des Gundeldinger-Quartiers mit dem Zoologischen Garten oder der Heuwaage verbindet. Wer dieses Strassenstück mit dem idyllischen Namen vergangene Woche (mit Zweirad oder Auto) befahren wollte, stand vor einer weissen Wand. Diese sperrt die Brücke über die Bahngleise, die zum Erdbeergraben führt, ab. Nach der Brücke ergänzen massive Betonelemente die Sperrung, die auch die Fussgängerinnen und Fussgänger betrifft.
Und das wird für mindestens zwei Jahre so bleiben. Der Grund ist bekannt, ging aber etwas vergessen: Unter dem Erdbeergraben entsteht bis zum Herbst 2027 ein Parkhaus mit 286 Parkplätzen für den Zoologischen Garten. Dafür mussten auch 22 Rosskastanien entlang der Binningerstrasse gefällt werden, wie der Zolli Ende November angekündigt hatte.
Zufahrtsrampen neben der Strasse
Die engen Verhältnisse in der Geländekante an der Grenze zum Bahntrassee machen die Totalsperrung der Strasse offenbar unvermeidlich. Im Unterschied zum Parking Kunstmuseum können die Zu- und Wegfahrten nicht in bestehenden Bauten untergebracht werden. Sie befinden sich gemäss Plan im Strassenprofil des Erdbeergrabens: die Einfahrten unten bei der Binningerstrasse, die Ausfahrt am oberen Ende der Strasse, aber in Richtung Stadt, denn sonst würde der Parkingverkehr ein ruhiges Wohnquartier tangieren.
Mit der Sperrung verschwindet nun allerdings eine Zu- und Wegfahrt zur inneren Stadt, was gemäss Beobachtung viele Verkehrsteilnehmende noch nicht realisiert haben. Denn die Verkehrsänderung ist nirgendwo signalisiert und an der weissen Wand auch nicht erklärt oder durch Umfahrungs-Empfehlungen ergänzt.
Es bleibt nur die Markthallen-Kreuzung
Für Autofahrer ist der Erdbeergraben stadteinwärts nicht so interessant, denn er ist nur auf Nebenstrassen zu erreichen. Anders sieht es dagegen für Zweiradfahrer aus. Sie müssen für den genannten Zeitraum auf eine verkehrsarme Variante verzichten, die bis vor Kurzem auch die Verbindung zur Birsigstrasse und damit zum Bachlettenquartier ermöglichte. Für die Fahrt zur Heuwaage aus dem Raum Gundeli-West bleibt ihnen nur die vor allem bei Stosszeiten unbequeme Markthallen-Kreuzung, die auch von drei Tramlinien genutzt wird. Diese kann nur indirekt und mit "Zwischenhalten" überquert werden.
Das steht auch in einem Kontext mit der fehlenden Veloverbindung über das Bahnareal zwischen Peter Merian-Brücke und Margrethenbrücke, die Velo- und Gundeli-Lobbyisten bis jetzt vergeblich gefordert haben. Eine Velobrücke parallel zur Elsässerbahn über den Zolli steht zwar auf der Planungsliste, ist aber noch in weiter Ferne.
Langer Planungsprozess
Das Zolli-Parking unter dem Erdbeergraben ist das Resultat eines langen und komplexen Planungsprozesses. Er ist auf einen Grossratsbeschluss von 2011 zurückzuführen, der auch das Nachtigallenwäldeli, den Birsig und die Heuwaage zum Thema hatte. In diesen wurde auf Antrag des SP-Grossrats Jörg Vitelli eingefügt, dass 60 Prozent der unterirdisch neu geschaffenen Parkplätze oberirdisch aufzuheben sind. Das bezieht sich auf den bisherigen Parkplatz vor dem Eingang des Zoologischen Gartens, den der Zolli für seine Zwecke neu nutzen will.
Der Zolli kann mit der Lösung trotzdem zufrieden sein: Mit dem Bau des Parkhauses wird das Parkplatzangebot verdoppelt.
13. Januar 2025
Weiterführende Links:
"Ein No-Go"
Die Erdbeegraben-Sperrung ist nicht nur für Velofahrer, sondern auch für Fussgänger höchst unangenehm. Der Gang zum Zoo oder zur Tramhaltestelle "Zoo" fällt aus, das Bachlettenquartier wird zum buchstäblichen "No-Go", und zu Fuss entlang dem Birsig die Heuwaage erreichen, ebenfalls umöglich ...
Natürlich kann man via Höhenweg-Margarethenbrücke in die Stadt gehen, via Dorenbach den Zoo durch den Hintereingang betreten oder via Margarethenstich an die Tramhaltestelle "Dorenbach" gelangen. Aber "it makes no fun", das sind alles ausgesprochen keine Fussgänger-Routen (unten am Margarethenstich gibt es nicht einmal einen Fussgängerstreifen).
Ich habe dem Zoo mein Leid geklagt – der Rest ist Warten bis die ganze Bauerei zu Ende ist, und das dauert sicher länger als bis September 2026 (wie auf den Parkverbotsschildern angekündigt wurde). Denn nach dem Parkhaus kommt die neue Erdbeegrabenbrücke.
Renée Heilbronner, Basel
"Die Verhältnisse sind komplex"
Ich gratuliere Christof Wamister zu diesem Artikel, er trifft den Nagel auf den Kopf. Ich gehöre zu der Gundeli-Lobby, die seit Jahren, bisher leider fast erfolglos, versucht, die Veloquerung im Bereich Bahnhof zu verbessern. Dazu gehört auch der Erdbeergraben. Hier sind wir mit Zolli, SBB und BVD im Gespräch und hoffen, Erleichterungen zu finden. Leider wird das kurzfristig kaum möglich sein, die Verhältnisse sind komplex. Mittel- und langfristig sehen wir Chancen, die Bauzeit am Erdbeergraben wird einiges länger dauern als Christof Wamister schreibt.
Christian Aeschlimann, Basel
"Die Nase voll"
Der Zolli benimmt sich nicht nur gegenüber Velofahrern rücksichtslos, sondern auch in besonderem Masse gegenüber den Fussgängern. Nachdem er unendlich lange das eine Trottoir der Bachlettenstrasse für den Bau des Vogelhauses gesperrt hatte, sperrt er nun das (ungleich wichtigere) Trottoir an der Oberwilerstrasse und zwingt die Leute, die oft stark befahrene Strasse zweimal zu überqueren. Als Anwohner habe ich langsam, aber sicher die Nase voll vom Gehabe der Zollidirektion!
Claude Rohner, Basel