© Fotos by Peter Knechtli, OnlineReports.ch
"Eine sehr wichtige Sache": Repräsentanten Ackermann, Engelberger, Berset
Corona-Impfzentrum im Basler Kongresszentrum ist eröffnet
Gesundheitsminister Alain Berset liess sich die Einrichtung und die Intensivstation des Unispitals zeigen
Von Peter Knechtli
Heute Montagnachmittag nahm das Basler Corona-Impfzentrum in den Gebäuden des Kongresszentrums seinen Betrieb auf. Bundesrat Alain Berset liess sich am Morgen die Einrichtung an einem Rundgang zeigen. Er rief zum freiwilligen Impfen auf, dämpfte aber gleichzeitig falsche Erwartungen, wenn die Bevölkerung mit den Verhaltensregeln nun lockerer umgehe.
Um 13 Uhr war es so weit: Mit der 80-jährigen Beatrice Léwy erhielt die erste Baslerin aus der prioritären Risikogruppe im Untergeschoss des im Interesse der Volksgesundheit zweckentfremdeten Kongresszentrums die Corona-Impfung von Pfizer/Biontech. In den kommenden drei Tagen werden hier insgesamt 1'900 Baslerinnen und Basler geimpft.
Wie am Medientermin zu erfahren war, ist der "Ansturm überwältigend" (so Daniel Uebersax von Zentrumsbetreiberin "Meconex AG"). Die ersten 4'900 Impftermine bis Mitte Januar sind bereits ausgebucht. Das Zentrum könnte seine Kapazität deutlich erhöhen, doch das Problem ist, dass nicht genügend Impfdosen zur Verfügung stehen.
Kurzes Warten in Altersheimen
Versorgungs-Priorität hat die besonders gefährdete Gruppe der über 75-Jährigen. Die über 65-Jährigen, die verwirrenderweise erst ebenso als Angehörige der Risiko-Erstgruppe definiert wurden, müssen sich noch etwas gedulden. Mittlerweile wurden auch erste Kinderkrankheiten auf der Anmelde-Website ausgeräumt.
Auch die Pensionärinnen und Pensionäre in Altersheimen müssen sich noch etwas gedulden. Der Grund sind erhöhte organisatorische koordinierende Anforderungen, wie der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger begründete. Dies gehe bis zur Einholung des Einverständnisses durch den Beistand. In den Altersinstitutionen sind mobile Equipen im Einsatz.
In wenigen Tagen aus dem Boden gestampft
Im Zentrum des spartanisch ausgerüsteten, aber sehr übersichtlichen Zentrums stehen derzeit zehn Impf-Kabinen, die vor der Registrierung und dem Aufenthalt in den Wartezonen betreten werden. Entlang den Gängen sind ärztliche Besprechungszimmer, wo Aufklärungsgespräche stattfinden, eine Notfallstation und – gut abgeschirmt – das Depot der Impf-Ampullen, die bei Temperaturen von minus 70 Grad angeliefert wurden. Nach der Impfung wird der Impfausweis abgegeben, am Ende des Rundgangs befindet sich die Zone, wo kurzes Ausruhen stattfindet.
Dem Beobachter erscheint beeindruckend, was hier unter der Basler Kantonsapothekerin und Projektleiterin Esther Ammann innerhalb von wenigen Tagen und erst noch über die Festtage aus dem Boden gestampft wurde: Immerhin wurde der Impfstoff erst am 19. Dezember durch Swissmedic zugelassen. Wenn später Impfstoffe weiterer Anbieter bewilligt werden, helfen unterschiedliche Farben zur Unterscheidung, wenn die Erstgeimpften in vier Wochen zur Zweitbehandlung vorsprechen.
Weil die Firma "Meconex AG" das Zentrum betreibt, fehlt in Spitälern, Arztpraxen und Apotheken kein Fachpersonal. Engelberger lobte, dass hier Private Knowhow anwenden können, über das die kantonale Verwaltung nicht verfüge. Der Kanton setze sich dafür ein, dass sich "alle Einwohnerinnen und Einwohner Basels impfen lassen können, wenn sie das auch wollen". Die Impfung ist für sie freiwillig und kostenlos, "aber eine sehr wichtige Sache" (Berset).
Weiterhin "Vorsicht und Rücksicht"
An der anschliessenden Medienkonferenz mit Alain Berset betonte der Basler Gesundheitsdirektor, mit der Impf-Aktion sei es "nicht vorbei". Die Folgen der Pandemie würden sich "bis in die zweite Jahreshälfte hineinziehen". Es bestehe "kein Grund nachlässig zu werden". Weiterhin seien "Vorsicht und Rücksicht" geboten.
Gesundheitsminister ging auf das in den letzten Tagen entdeckte mutierte Corona-Virus ein, das möglicherweise "viel ansteckender" sein könnte als bisher angenommen. In diesem Falle wäre "eine Verschärfung der Massnahmen" nötig. Allerdings sei die bewiesene Wirkung dieses mutierten Virus noch nicht klar, sagte Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit. Es sei aber eine Illusion, zu glauben, dass wir diese Mutation von der Schweiz fernhalten können".
Starke Belegung der Intensivstationen
Die Impfung sei "kein Wundermittel", so Berset weiter, sie könne aber ein "Game-changer" sein – also mithelfen, die Pandemie massgeblich einzudämmen. Auch bleibe es "extrem wichtig, sich testen zu lassen". Er selbst, der nicht zur Risikogruppe gehört, werde sich "so schnell wie möglich impfen lassen".
Vor dem Rundgang durch das Impfzentrum besuchten Berset und Engelberger die Intensivstation des Universitätsspitals. Schweizweit seien aktuell 71 Prozent dieser Stationen belegt, davon zu 60 Prozent mit Covid-Patienten, so Berset.
28. Dezember 2020
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