© Fotos by Ingo Höhn
"Götterdämmerung" am Theater Basel: Mehr Entertainment als WeltendramaDer vierte und letzte Teil von Richard Wagners Tetralogie "Ring des Nibelungen" bietet mit humoristischen Zügen ein unterhaltsames Spektakel. Von Sigfried Schibli "Die Männer und Frauen schauen in sprachloser Erschütterung dem Vorgange und der Erscheinung zu." So lautet die letzte Bühnenanweisung des Komponisten Richard Wagner für die "Götterdämmerung", den vierten und letzten Teil seines "Rings des Nibelungen", der am Sonntag auf der Grossen Bühne des Theaters Basel Premiere hatte. Man sieht, wie komfortabel unser heutiges Theater finanziell aufgestellt ist. Seither hat kein Operndirektor in Basel es geschafft, dieses insgesamt rund 16 Stunden dauernde Monumentalwerk auf die Bühne zu bringen. Bis der gegenwärtige Intendant Benedikt von Peter todesmutig und unter Mithilfe des Dirigenten Jonathan Nott die Mordsaufgabe anpackte und das gigantische Projekt zum glücklichen Ende brachte. Woran man sieht, wie komfortabel unser heutiges Theater finanziell aufgestellt ist. Leise zu singen ist bekanntlich eine grössere Herausforderung als zu brüllen. Der Tenor Rolf Romei konnte an seinen Erfolgskurs im "Siegfried" anknüpfen und verblüffte nicht nur mit zielsicher gesetzten Spitzentönen, sondern noch mehr mit ausgesprochen differenzierter Dynamik. Noch in seinem grossen, rekapitulierenden Monolog im dritten Akt – "und fand zum Lohn schlafend ein wonniges Weib" – fand er als Siegfried ermüdungsfrei die Kraft zur Zurückhaltung. Und leise zu singen ist bekanntlich eine grössere Herausforderung als zu brüllen.
Spielbälle männlicher Intrigen. Das Patriarchat ist eben nicht so leicht zu überwinden. Stärker als in den vorangegangenen drei "Ring"-Teilen kommen humoristische Züge zur Geltung, an denen sich die Geister scheiden dürften. So fährt im langen, über zwei Stunden dauernden ersten Aufzug ein Umzugswagen vor, damit das Gibichungen-Haus neu möbliert werden kann, was nicht ohne Störgeräusche abgeht. Die feuchtfröhliche Festgesellschaft im zweiten Akt, die eine Doppelhochzeit feiern soll, wird vom blutrünstigen Hagen mit Spielzeuggewehren ausgestattet, aus denen harmlose Papierstreifen gen Himmel schiessen. 7. Oktober 2024
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