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© Fotos by Ingo Höhn
Aus ihrer Perspektive wird die Geschichte erzählt: Brünnhilde.

"Götterdämmerung" am Theater Basel: Mehr Entertainment als Weltendrama

Der vierte und letzte Teil von Richard Wagners Tetralogie "Ring des Nibelungen" bietet mit humoristischen Zügen ein unterhaltsames Spektakel.


Von Sigfried Schibli


"Die Männer und Frauen schauen in sprachloser Erschütterung dem Vorgange und der Erscheinung zu." So lautet die letzte Bühnenanweisung des Komponisten Richard Wagner für die "Götterdämmerung", den vierten und letzten Teil seines "Rings des Nibelungen", der am Sonntag auf der Grossen Bühne des Theaters Basel Premiere hatte.

Gemeint ist nicht etwa das Theaterpublikum, das zweifellos auch Grund zu Ergriffenheit hätte, sondern die Chorsängerinnen und -sänger auf der Bühne. Sie werden im Stück als halb besoffene Festgesellschaft Zeugen eines wahren Gemetzels, dem zuerst der Held Siegfried zum Opfer fällt und dem nur die Frauen Brünnhilde und Gutrune – die Spielbälle männlicher Intrigen – entgehen.

Damit hat Basel wieder einen fertig geschmiedeten, von einer einzigen Regisseurs-Hand und einem einzigen Dirigenten geformten "Ring"; die letzte Basler Tetralogie war 1978/1979 wegen Finanzierungsproblemen auf zwei Regisseure (Hans Hollmann und Hans Neugebauer) aufgeteilt worden, musikalisch gestaltet von einem einzigen Dirigenten, dem musikalischen Oberleiter am Theater, Armin Jordan.

Man sieht, wie komfortabel unser heutiges Theater finanziell aufgestellt ist.

Seither hat kein Operndirektor in Basel es geschafft, dieses insgesamt rund 16 Stunden dauernde Monumentalwerk auf die Bühne zu bringen. Bis der gegenwärtige Intendant Benedikt von Peter todesmutig und unter Mithilfe des Dirigenten Jonathan Nott die Mordsaufgabe anpackte und das gigantische Projekt zum glücklichen Ende brachte. Woran man sieht, wie komfortabel unser heutiges Theater finanziell aufgestellt ist.

Das Orchester ist, als wäre man im Festspielhaus Bayreuth, das ja speziell für den "Ring des Nibelungen" konzipiert und gebaut worden war, unter der Bühne platziert. Es klingt daher verhaltener, als manche Liebhaber eines peitschenden Wagner-Sounds es sich wünschten. Dafür sind die Stimmen auf der Bühne umso deutlicher zu vernehmen und teilweise sogar zu verstehen.

Dem Sinfonieorchester Basel gelang in dieser Premiere ein vorzüglicher Auftritt, mit prägnanten Bläserleistungen und einem samtweichen Streicherapparat. Der Basler Opernchor unter Michael Clark durfte in der "Götterdämmerung" mächtig aufdrehen, nachdem er im "Siegfried" hatte pausieren müssen.

Leise zu singen ist bekanntlich eine grössere Herausforderung als zu brüllen.

Der Tenor Rolf Romei konnte an seinen Erfolgskurs im "Siegfried" anknüpfen und verblüffte nicht nur mit zielsicher gesetzten Spitzentönen, sondern noch mehr mit ausgesprochen differenzierter Dynamik. Noch in seinem grossen, rekapitulierenden Monolog im dritten Akt – "und fand zum Lohn schlafend ein wonniges Weib" – fand er als Siegfried ermüdungsfrei die Kraft zur Zurückhaltung. Und leise zu singen ist bekanntlich eine grössere Herausforderung als zu brüllen.

Den grössten Publikumsbeifall erhielt die Sopranistin Trine Møller als Brünnhilde, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird. Eine farbenreiche Stimme voller Kraft und Sinnlichkeit, im Forte leicht flatternd, aber stets kontrolliert bleibend. Günter Papendell sang – seiner Rolle gemäss – den zögerlichen Gunther mit angezogener Handbremse, während sein Halbbruder Hagen (Patrick Zielke) mit einem furchterregenden Schwarzbass aufwartete.

 

Spielbälle männlicher Intrigen.

Heather Engebretson war die kleine, mit einem hellen und charakteristisch scharfen Sopran begabte Darstellerin der Gutrune, die im Stück dank eines Zaubertranks zur Gemahlin Siegfrieds wird, der sich ja bereits mit Brünnhilde vermählt hat. Dass auch kleinere Gesangspartien ausgezeichnet besetzt sind, kann an den Nornen (herausragend: Jasmin Etezadzadeh) und den Rheintöchtern abgelesen werden.

Die Regie Benedikt von Peters führt die Linie, die sie in "Siegfried" begonnen hat, konsequent weiter: Comic-Elemente verbinden sich mit überraschenden Bildideen und grossen, virtuos geführten Puppen, die die in der Luft schwimmenden Rheintöchter, den erschlagenen Riesenwurm und die wölfischen Vorfahren Siegfrieds symbolisieren. Manche Figuren sind durch jüngere Versionen ihrer selbst verdoppelt.

Auch wieder mit dabei ist der echte Schimmel in der Rolle von Brünnhildes Pferd Grane, der allerdings ausgerechnet im Schlussbild, wo der Vierbeiner dringend gebraucht würde, schon im Ausgang war. Die Götterburg ist nur ein Miniatur-Modell, das dafür echt in Flammen aufgeht. Kleine Puppen kommen und gehen und werden auch mal nach Voodoo-Art traktiert.

Das Patriarchat ist eben nicht so leicht zu überwinden.

Stärker als in den vorangegangenen drei "Ring"-Teilen kommen humoristische Züge zur Geltung, an denen sich die Geister scheiden dürften. So fährt im langen, über zwei Stunden dauernden ersten Aufzug ein Umzugswagen vor, damit das Gibichungen-Haus neu möbliert werden kann, was nicht ohne Störgeräusche abgeht. Die feuchtfröhliche Festgesellschaft im zweiten Akt, die eine Doppelhochzeit feiern soll, wird vom blutrünstigen Hagen mit Spielzeuggewehren ausgestattet, aus denen harmlose Papierstreifen gen Himmel schiessen.

Immer wieder muss sich jemand Mut antrinken, und den Schluss ändert der Regisseur frech auf seine eigene Weise: Der Ring, um den sich ja alles dreht, landet nicht in der Tiefe des Wassers bei den Rheintöchtern, sondern an der Hand des Göttervaters Wotan, der hier nichts zu singen hat, aber gleichwohl dauerpräsent ist und irgendwie um die eigene Entmachtung herumkommt.

Das Patriarchat, mag uns die Regie damit wohl sagen wollen, ist eben nicht so leicht zu überwinden. Die Götterdämmerung ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Und Wagners "Ring des Nibelungen", füge ich hinzu, kommt in Basel nicht eben tiefgründig und werkgetreu, aber während 260 Spielminuten plus zwei Pausen wenigstens einigermassen unterhaltsam über die Bühne.

7. Oktober 2024

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