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© Foto by Alessandra Paone, OnlineReports.ch
Hat die Puzzleteile zusammengesetzt: Thomi Jourdan.

Gesundheitsversorgung Baselland: Regierungsrat Thomi Jourdan hält am Kantonsspital fest

Der EVP-Gesundheitsdirektor will die Ambulantisierung vorantreiben, aber nicht ohne KSBL. Die Standortfrage bleibt allerdings weiterhin ungeklärt – das sorgt für Kritik.


Von Alessandra Paone


Thomi Jourdans hellbeiger Anzug ist einem weinroten gewichen. Vermutlich saisonbedingt. Dennoch wirkt der Auftritt des Baselbieter Gesundheitsdirektors im neuen, knalligen Look an diesem Freitagmorgen auch wie ein Statement: Die Findungsphase ist vorbei, jetzt geht es um konkrete Lösungen.

Jourdan und sein Regierungskollege, Finanzdirektor Anton Lauber, haben ins Regierungsgebäude in Liestal eingeladen, um die Strategie für die Gesundheitsversorgung im Kanton Baselland vorzustellen. Das sogenannte Rahmenkonzept heisst "Gesundheit BL 30" und ist in einem 46-seitigen Dokument beschrieben.

EVP-Politiker Jourdan ist seit gut eineinhalb Jahren im Amt. Während dieser kurzen Zeit hat er begonnen, das Baselbieter Gesundheitswesen umzukrempeln, und ist dabei dem einen oder anderen auf die Füsse getreten. Vor allem dem Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger, der Jourdans Vorgehen als intransparent kritisierte. Zeitweise herrschte zwischen den beiden eine eisige Stimmung.

 

Näher zu den Menschen

 

Im vergangenen Sommer gewährte Jourdan – unter anderem im Gespräch mit OnlineReports – erstmals Einblick in seine Pläne mit dem Schwerpunkt Ambulantisierung. Was nun vorliegt, ist eine konkretisierte Fassung davon. Das fertige Puzzle, wie Jourdan sagt. Man könne es nur lösen, wenn man das ganze Bild vor Augen habe.

Leitgedanke der neuen Strategie bleibt die Ambulantisierung. Wo medizinisch möglich, sollen Patientinnen und Patienten nicht mehr in kostenintensiven stationären Strukturen, sondern ambulant und in der Nähe ihres Wohnorts behandelt werden. "Wir müssen die Medizin näher zu den Menschen bringen", sagt Jourdan. Das sei vor allem für die ländlichen Gebiete des Baselbiets wichtig, aber auch, weil die Bevölkerung des Kantons wachse und zunehmend älter werde.

Um dies zu ermöglichen, will die Regierung ein dezentrales Netzwerk mit Gesundheitszentren aufbauen, wobei das bisherige Zentrum in Laufen als Vorbild dient. Diese werden eng mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Gemeinschaftspraxen sowie Apotheken zusammenarbeiten und "die Potenziale der Telemedizin und Digitalisierung" nutzen. Dabei sollen die bereits bestehenden Strukturen gestärkt und ergänzt werden.

 

Nicht ohne KSBL

 

Neben den dezentralen Strukturen braucht es aber auch ein effizientes stationäres Angebot. Hierfür kommt aus Sicht der Regierung nur das Kantonsspital Baselland (KSBL) infrage, "das Rückgrat" der Grundversorgung im Kanton. Ungeklärt bleibt allerdings die Standortfrage. Die Regierung hat insgesamt neun Varianten geprüft und daraufhin beschlossen, zwei weiterzuverfolgen. Der definitive Standortentscheid dürfte voraussichtlich 2026 fallen.

Die erste Variante sieht eine Weiterentwicklung an den bisherigen Standorten Liestal und Bruderholz vor. Bei der zweiten Variante gäbe es diese beiden Spitäler nicht mehr. Stattdessen würde bis 2035 ein neues Spital "auf der grünen Wiese" im mittleren Baselbiet realisiert. Wo genau, ist unklar. Im Vorfeld wurde etwa Pratteln als möglicher Standort genannt.

Auch stand zur Diskussion, einer der beiden aktuellen Standorte zu schliessen. Wie sich aber zeigt, sind Liestal und Bruderholz voneinander abhängig. Einerseits wegen der finanziellen Situation – Liestal wird vom rentableren Bruderholz quersubventioniert. Und andererseits wegen der Patientenströme: Wer im mittleren und oberen Kantonsteil wohnt, macht kaum den Umweg übers Bruderholz, sondern fährt gleich nach Basel. Und Patienten aus dem Leimental gehen wohl nicht nach Liestal.

Jourdan: "Ich wüsste nicht, wie ich es besser machen könnte."

Für die Weiterentwicklung des KSBL rechnet die Regierung mit Kosten von 150 Millionen Franken, die der Kanton bereits ab Herbst 2025 als Darlehen direkt ans Spital zahlt. Damit soll dessen Liquidität gewährleistet werden. Für längerfristige Investitionen wie Neubauten und Renovierungen sind sogenannte Kreditsicherungsgarantien vorgesehen: 730 Millionen Franken für die Variante mit den aktuellen Standorten Liestal und Bruderholz; 870 Millionen Franken für die Variante eines neuen Spitals "auf der grünen Wiese".

Jourdan ist überzeugt, mit der vorliegenden Strategie auf dem richtigen Weg zu sein. Natürlich werde es Kritik geben, sagt er zu OnlineReports. "Aber ich wüsste nicht, wie ich es besser machen könnte."

Die Reaktionen aus der Politik auf das Rahmenkonzept sind unterschiedlich: Die SP etwa begrüsst, dass sich der Kanton zum KSBL bekennt. Mit dem ausbleibenden Entscheid über die Standortvarianten gehe jedoch "wertvolle Zeit verloren", schreibt die Partei. Die aktuelle Situation müsse "so bald als möglich stabilisiert werden".

 

SVP will Patientenfreizügigkeit mit Basel-Stadt kündigen

 

Für die Freisinnigen geht die Strategie zwar in die richtige Richtung, sie äussern sich aber besorgt über die aktuelle finanzielle Situation und die künftige Ertragskraft des KSBL. Für das geplante Finanzierungskonzept brauche es weitere vertiefte politische Abklärungen und Variantenprüfungen, "bevor staatliche Gelder gesprochen werden sollen". Die FDP bedauert zudem, dass der Landrat und dessen Fachkommission nicht früher in die Lagebeurteilung einbezogen wurden und die Regierung jetzt "ein finanzielles Fait accompli" präsentiere. 

Die Grünliberalen bezeichnen den ausgewiesenen Investitionsbedarf als "alarmierend".  Besonders schwer wiege auch, dass eine verbindliche Zusammenarbeit in der Gemeinsamen Gesundheitsregion fehle."Statt auf eine koordinierte und überkantonale Planung zu setzen, verfolgen die Kantone in der Nordwestschweiz weiterhin isolierte Ansätze."

Die SVP-Mitglieder der Finanzkommission und der Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission unterstützen die Ein-Standort-Strategie "für ein zukunftsfähiges, modernes und finanzierbares Kantonsspital Baselland". Sie fordern, dass die "unnötige und teure" Patientenfreizügigkeit mit dem Kanton Basel-Stadt "umgehend" gekündigt wird.

29. November 2024

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"Grosszügige Abfindung"

Nachdem Kantone jahrzehntelang zusätzliche Spitäler grundlos und planlos bewilligt haben, erfolgt nun hoffentlich endlich die nötige Gesundschrumpfung gegenüber diesen massiven Überkapazitäten. Ich wünsche mir hier eine schweizweite Spitalliste und entsprechende Koordination. Für das Personal ist es schmerzhaft, und Arbeitsplatzverluste stehen an. Ich plädiere für eine sehr grosszügige Abfindung für betroffenes Personal. Ehrlich gerechnet, kostet dies die Steuerzahlenden aber vielleicht weniger als zu viele Spitäler zu finanzieren.

Ich habe nichts gegen Krankenkassen-Prämienverbilligungen, es ist aber nur eine Subvention mit Steuergeldern. Ich bin überzeugt, dass Interessenkonflikte zwischen Ärzteschaft-Vertreterinnen und -Vertretern, Pharma, Kantonen als Eigner von Spitäler keine Lösungen bringen. Die Parlamente müssten hier massiv eingreifen. Und das Volk muss lernen, Spitalschliessungen zu akzeptieren.

In Dänemark gibt es nur noch zwölf Spitäler – ohne dass die Versorgungsqualität darunter leidet. Für mich eine rein finanzielle Sache: Beide heutigen Spitäler schliessen und Neubau, oder Bruderholz schliessen und Liestal erweitern und modernisieren.


Ruedi Basler, Liestal



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BaZ, bz, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den Abgang des Finanzchefs Tim Kretschmer beim Kunstmuseum Basel auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel zur Abstimmung über das Baselbieter Gesundheitsgesetz auf eine Recherche von OnlineReports zum Mangel an Kinderärzten im Oberbaselbiet.

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Der Basler Stern 2024 geht
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Das Drum'n'Bass-Produzentenduo QZB gewinnt den Basler Pop-Preis 2024 und erhält die mit
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Basel-Stadt
braucht einen neuen IT-Chef: Der jetzige Dienststellen-Leiter Mario Magnanelli verlässt den Posten per Ende Mai 2025.

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SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

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Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
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Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
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Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.

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